BERLIN (Dow Jones)--Der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) hat für die Neuordnung des Bundesvorsitzes eine Zusammenlegung von Parteiamt und Kanzlerkandidatur gefordert. "Wir haben die Lehren daraus gezogen, wir sind nicht gut damit gefahren mit dieser Trennung", sagte das beratende CDU-Präsidiumsmitglied im ZDF-Morgenmagazin. "Das hat dazu beigetragen, dass es auch eine Kakophonie gegeben hat, die so nicht gut war für die Wahrnehmung der CDU."
Die Trennung der beiden Funktionen infolge des Rückzugs von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) vom Parteivorsitz hatte am Montag auch die scheidende Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer kritisiert. Hans betonte, es gehe auch darum, mit einer Stimme zu sprechen und "klare Ansagen" machen zu können. Einen Rücktritt Merkels schloss Hans indes aus. Es sei klar, dass sie bis zum Ende der Legislaturperiode Bundeskanzlerin sei, "und sie hat hierbei auch die Unterstützung der Partei und des Parteipräsidiums", so der saarländische Ministerpräsident.
Die Entscheidung über Kramp-Karrenbauers Nachfolge müsse nun auf einem Parteitag getroffen werden. Hier habe die Parteivorsitzende das Vertrauen, die weiteren Schritte nun zu organisieren.
Tobias Hans attackierte in einem anderen Interview auch die ultrakonservative Werteunion in der CDU. "Ein Bekenntnis zur Werteunion ist eine Beleidigung für alle CDU-Mitglieder", sagte er der Rheinischen Post. Die CDU mache Politik auf den Fundamenten ihrer Werte. "Es braucht keine Werteunion." Jeder in der Werteunion müsse sich überlegen, ob sein Platz noch in der Union sei. "Wenn nicht, müsste er konsequenterweise sein Parteibuch zurückgeben", erklärte Hans.
Laut Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner wird es für die Kandidatensuche in der CDU nun "ein geordnetes Verfahren" geben. Sie mahnte zugleich für mehr Gelassenheit bei der Nachfolgersuche. "Die regulären Bundestagswahlen sind im kommenden Jahr und das ist etwas anderes, als wenn man gerade eine Legislatur beginnt und hat beides in verschiedenen Händen, Kanzleramt und Parteivorsitz", sagte Klöckner im Deutschlandfunk. Insofern sei klar, dass ein neuer Parteivorsitzender auch nicht automatisch schon Kanzlerkandidat sei.
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February 11, 2020 02:57 ET (07:57 GMT)
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