Von Andrea Thomas
BERLIN (Dow Jones)--In Deutschland funktioniert die staatliche Umverteilung besser als von manchen angenommen. Das ist das Ergebnis einer am Mittwoch veröffentlichten Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW).
Die Untersuchung zur Verteilung von Steuern, Sozialabgaben und monetären Transfereinkommen bei privaten Haushalten kommt zum Schluss, dass das Leistungsfähigkeitsprinzip unter dem Strich gilt. Für den Studienautor Martin Beznoska funktioniert das Verteilungssystem daher in Deutschland "insgesamt sehr treffsicher".
Wenn man die gezahlten Steuern und Sozialabgaben und die von staatlicher Seite geleisteten Transferleistungen gegenrechnet, tragen reichere Haushalte mehr zur Finanzierung des Staates bei, so das IW. Die reicheren 50 Prozent seien Nettozahler, während die einkommensärmeren 50 Prozent der Haushalte zu den Nettoempfängern zählen.
"Die Haushalte in der unteren Hälfte der Verteilung erhalten im Durchschnitt höhere Zahlungen vom Staat als sie an diesen abführen", so die Studie. "Mit zunehmendem Einkommen tragen die Haushalte netto mehr zur Finanzierung des Staats bei und die Belastungswirkung des Steuersystems bleibt progressiv."
Eine Stellschraube zur Optimierung sieht IW-Ökonom Beznoska allerdings noch, um die Situation der ärmeren Haushalte zu verbessern: "Jene, die wenig Lohn bekommen, nehmen nicht immer ihre Leistungsansprüche wahr - beispielsweise das Wohngeld. Würde sich das ändern, würde das die einkommensärmeren Haushalte weiter entlasten."
Bei der Studie wurden die direkten Steuern und Sozialabgaben wie etwas Einkommensteuer, Solidaritätszuschlag und Beträge in die Krankenversicherung sowie die indirekten Steuern wie etwa die Mehrwertsteuer berücksichtigt. Dazu kommen die Transferleistungen des Staates an private Haushalte wie beispielsweise Kinder- und Elterngeld, Arbeitslosengeld II oder auch Renten. Bei der Nettobetrachtung sämtlicher Zahlungsströme funktioniere das Umverteilungssystem, betonte das arbeitgebernahe Institut.
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February 12, 2020 05:00 ET (10:00 GMT)
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