FRANKFURT (Dow Jones)--Thyssenkrupp ist mit einem unerwartet großen Verlust in das neue Geschäftsjahr 2019/20 gestartet. Neben einer schwachen operativen Entwicklung führten erhöhte Zinskosten sowie Aufwendungen für den Konzernumbau und die in Kürze geplante Trennung vom Aufzugsgeschäft im ersten Quartal per Ende Dezember unter dem Strich zu einem Fehlbetrag nach Anteilen Dritter von 372 Millionen Euro, wie der Ruhrkonzern aus Essen mitteilte. Analysten hatten zwar ein Minus erwartet, jedoch nicht annähernd in dieser Größenordnung. Ein von Vara Research erstellter Konsens sah das Konzernergebnis bei minus 85 Millionen Euro. Im Vorjahresquartal hatte Thyssenkrupp noch einen Überschuss von 60 Millionen Euro erwirtschaftet. Seither wurden nur noch Verluste abgeliefert.
Im operativen Geschäft zeigten sich zwar in den meisten Industriegütergeschäften Verbesserungen, Stahl und Werkstoffhandel mussten aber einen teils erheblichen Nachfrageeinbruch verkraften - insbesondere aus der Automobilbranche. Das Stahlgeschäft rutschte deshalb deutlich in die Verlustzone. Auf 164 Millionen Euro summierte sich der bereinigte operative Verlust (EBIT). Verlass war dagegen auf die Aufzugssparte: Sie zeigte Wachstum und steigerte den bereinigten Gewinn bis auf 228 Millionen Euro. Ohne Elevator hätte Thyssenkrupp auch operativ rote Zahlen abgeliefert. So blieb auf Konzernebene ein bereinigtes EBIT von 50 Millionen Euro - 77 Prozent weniger als im Vorjahr.
"Die aktuellen Zahlen können nicht begeistern", räumte die seit Oktober amtierende Konzernchefin Martina Merz ein. "Aber wir sind überzeugt davon, dass wir auf dem richtigen Weg sind", fügte sie hinzu. Mit den strategischen Vorhaben komme der Konzern voran, in der Performance zeigten sich Verbesserungen.
Die Prognose für das Gesamtjahr wurde bestätigt. Das bereinigte EBIT soll auf dem Vorjahresniveau von 800 Millionen Euro gehalten werden, der Jahresfehlbetrag wird jedoch höher ausfallen. Auch der negative freie Cashflow vor Zu- und Verkäufen wird sich weiter verschlechtern. Im ersten Quartal lag der Mittelabfluss bei knapp 2,5 Milliarden Euro. Dies und die Neubilanzierung von Leasingverpflichtungen nach IFRS 16 trieben die Nettofinanzverschuldung auf 7,1 Milliarden Euro in die Höhe.
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February 13, 2020 01:00 ET (06:00 GMT)
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