FRANKFURT (Dow Jones)--Zwischen Berichtssaison und Ängsten vor einer Virusepidemie dürfte es in der kommenden Woche an den europäischen Aktienmärkten weiter aufwärts gehen. Marktexperten zufolge dürfte sich das zuletzt zu beobachtende Muster "zwei Schritte vor und ein Schritt zurück" fortsetzen. Insgesamt dürfte der Aufwärtstrend volatiler werden als beispielsweise im Herbst 2019. Anleger sollten daher aufpassen, sich nicht zu früh von Kurskorrekturen abschütteln zu lassen, raten Händler.
Neben allgemeinen Konjunkturhoffnungen, befeuert von der Entspannung mit dem US-chinesischen Handelsabkommen, sorgt das immer schneller laufende Übernahmekarussel für Kursfantasie. Mit Isra Vision und RIB Software wurden zuletzt innerhalb von einer Woche gleich zwei deutsche TecDAX-Unternehmen aufgekauft. Dazu trägt die Nullzinspolitik der Notenbanken mit bei, weil sich die Unternehmen teilweise mit höheren Eigenkapitalrenditen einkaufen können, als sie selbst an Kreditzinsen zahlen müssen. Ein Ende der Übernahmefantasie ist damit nicht in Sicht.
Dekaden-Ausbruch
Der Blick auf das langfristige Chartbild in Europa spielt den Optimisten in die Karten. Selbst der markbreite Stoxx-600-Index ist im Monatsbild nach oben ausgebrochen. Jörg Scherer von HSBC nennt diese Bewegung nachhaltig und sieht darin den Schlüssel-Chart schlechthin für das ganze Jahr 2020. Bestätigt wurde der Ausbruch sogar noch von einem lehrbuchmäßigen Rücksetzer an die alten Ausbruchsmarken bei rund 415 Punkten. Sie sei die "ultimative Schlüsselzone der vergangenen 20 Jahre" gewesen, betont der Analyst die Tragweite.
Der Index habe daher ein rechnerisches Potenzial von rund 100 Punkten nach oben, also ein Kursziel von knapp 500 Punkten. Gestützt werde dies durch eine gesunde Marktbreite. Viele einzelne Sektoren zeigten ebenfalls Ausbrüche.
Konjunkturseitig setzen Marktteilnehmer auf Anzeichen einer Bodenbildung und Besserung. Weil an der Börse nur die Zukunft zählt, wurden sehr schwache Dezember- und Viertquartalsdaten aus Deutschland zuletzt noch gut weggesteckt. Unter anderem brach die Industrieproduktion regelrecht ein und das deutsche BIP stagnierte lediglich zum Vorquatal. Marktstratege Carsten Klude von Warburg ist dennoch verhalten positiv und schreibt die Schwäche im Dezember den vielen Brückentagen zu, an denen gearbeitet wurde.
Mehr Klarheit erhoffen Börsianer in der kommenden Woche von zahlreichen Konjunkturdaten. Am Dienstag werden in Deutschland der ZEW-Index der Konjunkturerwartungen veröffentlicht und die Auftragseingänge für Dezember. Weil die US-Börsen am Montag wegen eines Feiertages geschlossen sind, dürfte es von dieser Seite zunächst ruhig zugehen. Stärkere Kursimpulse dürften insbesondere neue Einkaufsmanagerindizes bringen, die am Freitag gemeldet werden. Schon kleine Erholungssignale hier dürften mit weiter steigenden Kursen honoriert werden und könnten den DAX auf seiner Rekordjagd auf über 14.000 Punkte treiben.
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February 14, 2020 06:08 ET (11:08 GMT)
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