BERLIN (Dow Jones)--Die deutsche Wirtschaft hat die Datenstrategie der Europäischen Kommission begrüßt und eine entsprechende finanzielle Unterfütterung gefordert. Die Vorschläge von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen seien "ein wichtiger Schritt, um die digitale Souveränität Europas zu stärken und einen einheitlichen EU-Datenraum auf Basis europäischer Werte zu schaffen", sagte Iris Plöger vom Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) zu Dow Jones Newswires. "Die EU-Mitgliedsstaaten haben die Zügel jetzt in der Hand." Sie müssten die ehrgeizige Strategie "mit ebenso ambitionierten und zukunftsorientierten Investitionen" im EU-Haushalt unterstützen.
"Zudem brauchen Unternehmen, insbesondere im Mittelstand, eine nachhaltige europäische KI-Forschungsförderung", mahnte Hauptgeschäftsführungsmitglied Plöger. Derzeit würden erst 15 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen künstliche Intelligenz einsetzen.
Von der Leyen hatte am Mittwoch erklärt, Europa zu einem weltweit führenden Standort für "vertrauenswürdige" Anwendungen zur künstlichen Intelligenz (KI) zu machen. Dafür will die Kommission die Investitionen im kommenden Jahrzehnt auf jährlich 20 Milliarden Euro steigern. Bei den ab Donnerstag anstehenden EU-Budgetverhandlungen dürfte dies noch zu Streit mit den Mitgliedsstaaten führen. Für den Posten "Binnenmarkt, Innovation und Digitales" hat die Kommission in ihrem Haushaltsentwurf für die kommenden sieben Jahre insgesamt 166 Milliarden Euro gefordert, Ratspräsident Charles Michel hatte in seinem Kompromissvorschlag aber nur rund 150 Milliarden Euro für den Bereich veranschlagt.
KI-Technologien seien nicht nur wichtig, um die Industrie und den europäischen Mittelstand zu stärken, sondern auch, um den europäischen Green Deal umzusetzen, betonte von der Leyen. Gleichwohl müssten hohe Sicherheitsanforderungen gelten und KI-Anwendungen ebenso zertifiziert werden wie etwa Fahrzeuge, Chemikalien oder Spielzeuge. Dazu hatte die Brüsseler Behörde auch ein eigenes Weißbuch vorgelegt.
Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) teilte indes nicht die Bedenken der Kommission, dass durch künstliche Intelligenz neue Sicherheits- und Haftungsprobleme entstünden. "Maschinen mit KI sind genauso sicher wie ohne KI. Denn sie müssen alle Sicherheitsanforderungen in gleicher Weise erfüllen", erklärte der VDMA-Geschäftsführer für Software und Digitalisierung, Claus Oetter.
Der VDMA zeigte sich erleichtert, dass die Kommission ein zukünftiges Gesetz nur auf kritische Anwendungen von künstlicher Intelligenz begrenzen wolle. "Es macht einen Unterschied, ob Künstliche Intelligenz Gesichter erkennt oder Bauteile", so Oetter. Jetzt müsse schnell Rechtsklarheit geschaffen werden. "Fast alle KI-Anwendungen in der Industrie sind völlig unkritisch. Das Innovationspotential ist enorm", so der VDMA-Experte.
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) nannte die Initiative der Kommission "ein wichtiges Signal". Denn Daten seien "der Schlüssel für eine gelingende Digitalisierung der europäischen Wirtschaft und unserer Unternehmen", erklärte er. Bei der künstlichen Intelligenz hätten Frankreich und Deutschland bereits eine verstärkte Zusammenarbeit auf den Weg gebracht.
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February 19, 2020 12:29 ET (17:29 GMT)
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