Von Andrea Thomas
BERLIN (Dow Jones)--Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat die Bluttat in Hanau als "Gift" bezeichnet und einen Kampf gegen die versuchte Spaltung der Gesellschaft von rechtsextremer Seite versprochen. Zwar sei es für eine abschließende Bewertung der Tat noch zu früh. Doch weise derzeit vieles darauf hin, dass der Täter aus rechtsextremistischen, rassistischen Motiven gehandelt habe, aus Hass gegen Menschen mit anderer Herkunft, anderem Glauben oder anderem Aussehen, sagte Merkel.
"Rassismus ist ein Gift, der Hass ist ein Gift. Und dieses Gift existiert in unserer Gesellschaft und es ist schuld an schon viel zu vielen Verbrechen", erklärte Merkel in Berlin, wo sie auch den Angehörigen der Opfer und den Verletzen ihr Mitgefühl aussprach. Sie wies auf die rassistisch motivierten Morde des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU), den Mord an dem CDU-Politiker Walter Lübcke und den Morden von Halle hin.
"Die Bundesregierung und alle staatlichen Institutionen stehen für die Rechte und Würde eines jeden Menschen in unserem Land", sagte Merkel. "Wir unterscheiden Bürger nicht nach Herkunft oder Religion. Wir stellen uns denen, die versuchen in Deutschland zu spalten, mit aller Kraft und Entschlossenheit entgegen."
Ein 43-jähriger Deutsche eröffnete in Hanau das Feuer willkürlich auf Menschen mit Migrationshintergrund, bevor er am späten Mittwoch tot aufgefunden wurde. Mehrere Menschen sind kurdischer Herkunft, erklärte der die Konföderation der Gemeinschaften Kurdistans in Deutschland.
Die Polizei fand den mutmaßlichen Täter und seine Mutter später tot in seiner Hanauer Wohnung. Die Bundesanwaltschaft hat den Fall übernommen und sieht Anhaltspunkte für eine fremdenfeindliche Motivation.
Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) erklärte auf dem Kurznachrichtendienst Twitter, dass zehn Menschen Opfer rechten Terrors geworden seien. "Zum dritten Mal innerhalb kurzer Zeit sind nun Bürger von Rechtsterroristen ermordet worden. Wir dürfen nicht zur Tagesordnung übergehen", so Scholz.
Die Sicherheitsbehörden müssten mit aller Konsequenz den Kampf gegen rechten Terror führen. "Politisch kann niemand leugnen, dass es 75 Jahre nach der NS-Diktatur wieder rechten Terror gibt", so Scholz. "Unsere Gesellschaft ist wehrhaft. Wir müssen unsere liberale Demokratie verteidigen."
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February 20, 2020 06:45 ET (11:45 GMT)
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