BERLIN (Dow Jones)--Der schwedische Energieversorger Vattenfall hat auf die Vorschläge der Hamburger SPD für eine frühere Schließung des Steinkohlekraftwerks Moorburg reagiert und neben einer Veräußerung auch eine Wasserstoff-Lösung vorgeschlagen. Die letzte kohlegefeuerte Anlage ohne Fernwärmeauskopplung passe "langfristig nicht zu unserem Unternehmensziel", erklärte das Unternehmen am Donnerstag. "Aus diesem Grund haben wir schon vor einiger Zeit einen Prozess eingeleitet, um Lösungen zu finden, die zu unserer strategischen Ausrichtung der Dekarbonisierung passen."
Beim Kohleausstieg bis 2038 könne etwa Wasserstoff helfen. Dazu betreibe Vattenfall bereits in Schweden ein Pilotprojekt zur Stahlerzeugung. Am Standort Berlin sei geplant, Wasserstoff für die fossilfreie Wärmeversorgung einzusetzen und in Hamburg für die Bereiche Industrie und Transport. "Wir brauchen jedoch weitere mutige Schritte auch von der Politik, um die Nutzung von Wasserstoff zu einem Erfolgsmodell zu machen", erklärte das Unternehmen.
Ökostrom müsse etwa von Umlagen befreit werden, damit die Erzeugung von grünem Wasserstoff nicht nur technisch möglich, sondern auch im Sinne einer bezahlbaren Energieversorgung wirtschaftlich darstellbar werde. Die Strompreise in Deutschland sind für Privathaushalte die höchsten in Europa, für Industrieunternehmen die zweithöchsten. Erneuerbarer Strom wird in großen Mengen benötigt, um per Elektrolyse grünen Wasserstoff herzustellen. Neben einem Brennstoffwechsel könne für Moorburg aber "auch unter anderem eine Veräußerung als Option nicht ausgeschlossen werden", erklärte Vattenfall.
Über die Frage, "ob und wie der Standort Moorburg für eine klimafreundliche Energieversorgung umgebaut werden kann", bot das Unternehmen Gespräche mit der rot-grünen Hamburger Landesregierung und dem Bund an. Vattenfall hat sich zum Ziel gesetzt, zwischen 2030 und 2050 komplett fossilfrei zu werden.
Wie der Norddeutsche Rundfunk und das Hamburger Abendblatt übereinstimmend berichteten, hatten Bundesumweltministerin Svenja Schulze, Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (beide SPD) und Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos) am Donnerstag überraschend ihren Plan zum früheren Kohle-Ausstieg vorgestellt. Einer der beiden Blöcke des Kraftwerks soll demnach auf den Betrieb mit Gas umgerüstet werden, der zweite würde dann ganz abgeschaltet. Auf dem Kraftwerksgelände soll eine Fabrik zur Erzeugung von grünem Wasserstoff aus Windkraft gebaut werden. In Moorburg haben beide Blöcke zusammen eine Leistung von rund 1.600 Megawatt. Am Sonntag wählt Hamburg eine neue Bürgerschaft, die SPD von Tschentscher ist Umfragen zufolge der Favorit.
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February 20, 2020 10:41 ET (15:41 GMT)
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