NEW YORK (Dow Jones)--An der Wall Street zeichnen sich zum Start in die neue Woche heftige Verluste ab, nachdem über das Wochenende neue Fallzahlen zur Coronavirus-Epidemie bekanntgeworden sind. Der S&P-Future liegt vorbörslich 2,6 Prozent im Minus.
Schon in Asien und Europa verbuchten die Aktienmärkte am Montag drastische Abgaben. In Italien sind nach Behördenangaben mehr als 160 Menschen mit dem Coronavirus infiziert, vier Patienten sind dort bereits an den Folgen gestorben. Damit ist Italien das Land mit den höchsten Fallzahlen außerhalb Asiens. Südkorea meldete 70 neue Fälle, und in der iranischen Stadt Ghom wurden bislang 50 Corona-Tote gezählt. In China sind mehr als 77.000 Menschen infiziert. Peking verschiebt deshalb den Nationalen Volkskongress, der eigentlich im März stattfinden sollte.
IWF sieht Coronavirus als Wachstumsbremse
Schon am Samstag warnte der Internationale Währungsfonds vor einem negativen Einfluss der Epidemie auf die Weltwirtschaft, deren Wachstum deswegen 0,1 Prozentpunkt niedriger ausfallen könnte als im Januar geschätzt. Das chinesische Wachstum könnte sogar um 0,4 Prozentpunkt geschmälert werden.
US-Finanzminister Steve Mnuchin versuchte derweil zu beschwichtigen. Es sei noch zu früh, um den Einfluss der Epidemie auf das Wirtschaftswachstum beziffern zu können. Belastbare Daten lägen wohl erst in drei oder vier Wochen vor, sagte Mnuchin zu CNBC.
Auch Goldman Sachs Asset Management ist nicht übermäßig beunruhigt wegen des Virus. "Trotz des Coronavirus zeigen sowohl das verarbeitende Gewerbe als auch der Servicesektor Zeichen einer Stabilisierung und Erholung", sagt Iain Lindsey, Co-Chef der Sparte Global Fixed Income Portfolio Management bei Goldman.
Andere Marktbeobachter zeigen sich indessen beunruhigt von der Ausbreitung des Virus und dem Umstand, dass auch Menschen infiziert wurden, die keinerlei Verbindung nach China hatten, wo das Virus erstmals entdeckt wurde. Die Lage könnte extrem problematisch werden, sagt etwa Stephen Innes, Chefmarktstratege bei Axitrader. Er befürchtet, dass sich die Stimmung an den Börsen in dieser Woche deutlich eintrübt.
Anleger flüchten in Gold und Anleihen
Die Furcht vor einem konjunkturbedingten Nachfrageeinbruch als Folge einer Pandemie lässt die Ölpreise einbrechen. Daneben lastet der Streit zwischen Saudi-Arabien und Russland über mögliche Förderkürzungen als Reaktion auf den Preisverfall auf dem Ölmarkt. Das Barrel Rohöl der US-Sorte verbilligt sich um 3,9 Prozent auf 51,29 Dollar. Die europäische Referenzsorte Brent gibt um ebenfalls 3,9 Prozent nach auf 56,20 Dollar.
Nach wie vor begehrt sind dagegen vermeintlich sichere Häfen wie Gold und US-Staatsanleihen. Der Goldpreis steigt um 2,2 Prozent auf 1.679 Dollar je Feinunze und erreicht damit erneut ein Siebenjahreshoch. Am Anleihemarkt drücken steigende Notierungen die Zehnjahresrendite um 8,4 Basispunkte auf 1,39 Prozent. Auch die Rendite der 30-jährigen rutscht weiter ab. Das Rekordtief vom Freitag ist schon wieder Geschichte.
Die aktuelle Nachrichtenlage zum Coronavirus verschafft Fluchtwährungen wie dem Yen oder dem Schweizer Franken nur moderaten Zulauf. Der US-Dollar ist hingegen gegen viele Währungen gesucht. In der aktuellen Situation sei es sicherer, in den Dollar zu gehen als in traditionell sichere Häfen wie den Schweizer Franken und den Yen, sagt Stratege Hussein Sayed von FXTM. Die Weltwirtschaft sei auf eine Pandemie nicht gut vorbereitet. In Japan werde ein Rückfall in die Rezession erwartet, und mehrere europäische Länder hätten schon vor den Ausbruch des Virus mit wirtschaftlichen Problemen gekämpft, ergänzt er.
Abseits der Coronavirus-Epidemie ist die Nachrichtenlage dünn. An Konjunkturdaten wurde vorbörslich nur der Chicago Fed National Activity Index für Januar veröffentlicht. Er erholte sich im vergangenen Monat auf einen Stand von minus 0,25 von minus 0,51 Punkten. Diese positive Entwicklung wird an den Börsen voraussichtlich aber verpuffen.
Die Bilanzsaison ist in den USA weitgehend vorüber. Nach Börsenschluss wird noch HP Inc über den Verlauf des ersten Geschäftsquartals berichten.
Technologiewerte und Fluggesellschaften Opfer der Virus-Angst
Aktien des Chipsektors gehören zu den "Hauptleidtragenden" der Virus-Angst. Die Technologiebranche gilt als besonders anfällig für die Folgen des Coronavirus, denn viele Hersteller betreiben Fertigungsstätten in China und anderen asiatischen Ländern oder beziehen Teile von dortigen Zulieferern. Unter anderem geht es für Advanced Micro Devices vorbörslich um über 8 Prozent abwärts.
Auch Aktien von Fluggesellschaften dürften am Montag auf den Verkaufslisten ganz oben stehen, denn als Folge der Epidemie wurde der Flugverkehr besonders nach China schon stark eingeschränkt. Der drastisch sinkende Ölpreis, sonst eher positiv für die Luftfahrt, wird den Sektor in der aktuellen Situation wohl nicht stützen.
Zugreifen dürften die Anleger hingegen erneut bei Aktien von Goldminenbetreibern. Sie hatten schon am Freitag im Windschatten des Goldpreises zugelegt.
=== Laufzeit Rendite Bp zu VT Rendite VT +/-Bp YTD 2 Jahre 1,27 -7,4 1,35 7,0 5 Jahre 1,24 -8,7 1,32 -68,9 7 Jahre 1,32 -8,8 1,41 -93,0 10 Jahre 1,39 -8,4 1,47 -105,6 30 Jahre 1,84 -7,7 1,92 -122,9 DEVISEN zuletzt +/- % Mo, 8:30 Fr, 17.08 Uhr % YTD EUR/USD 1,0819 -0,09% 1,0814 1,0858 -3,5% EUR/JPY 120,45 -0,20% 120,66 121,29 -1,2% EUR/CHF 1,0598 -0,10% 1,0611 1,0622 -2,4% EUR/GBP 0,8380 +0,20% 0,8353 0,8376 -1,0% USD/JPY 111,35 -0,09% 111,56 111,71 +2,4% GBP/USD 1,2911 -0,29% 1,2946 1,2962 -2,6% USD/CNH (Offshore) 7,0403 -0,17% 7,0414 7,0370 +1,1% Bitcoin BTC/USD 9.779,76 -1,46% 9.699,76 9.745,76 +35,6% ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 51,29 53,38 -3,9% -2,09 -15,1% Brent/ICE 56,20 58,50 -3,9% -2,30 -14,0% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.678,75 1.643,40 +2,2% +35,35 +10,6% Silber (Spot) 18,72 18,49 +1,2% +0,23 +4,9% Platin (Spot) 962,70 977,20 -1,5% -14,50 -0,2% Kupfer-Future 2,57 2,61 -1,5% -0,04 -8,1% ===
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DJG/cln/bam/smh
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February 24, 2020 08:48 ET (13:48 GMT)
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