Die wirtschaftsrelevanten Themen aus den Medien, zusammengestellt von Dow Jones Newswires.
STAATSFONDS - Frankreichs Wirtschafts- und Finanzminister ist seinem deutschen Kollegen Peter Altmaier einen Schritt voraus: Er hat schon einen Fuß im "Silbersee", so der Name eines neuen staatlichen Fonds. Der wird ab April Beteiligungen an bis zu 15 der größten börsennotierten Gesellschaften zeichnen, "um auf Dauer ihre Stabilität zu garantieren", so der Minister. "Lac d'argent" (Silbersee) heißt das Vehikel, an dem auch der Staatsfonds von Abu Dhabi partizipiert. Er soll aktivistische Investoren abwehren. Altmaier dagegen steht noch am Ufer, ist noch im Planungsstadium. Aber auch er wünscht sich die Möglichkeit, als Ultima Ratio "und nur dann, wenn alle anderen Instrumente nicht greifen", Beteiligungen an Unternehmen kaufen zu können, die an sensiblen oder sicherheitsrelevanten Technologien arbeiten. Er will vor allem chinesische Angriffe abwehren. Ökonomen kritisieren ihn für seine Beteiligungspläne. (Handelsblatt S. 29)
ERDGAS - Noch nie hat Deutschland so viel Strom aus Erdgas gewonnen wie 2019. Nach FAZ-Informationen stieg die Erzeugung um 10,3 Prozent auf 91 Milliarden Kilowattstunden. Damit überholte das Gas die Steinkohle und ist jetzt der wichtigste Energieträger hinter Braunkohle und Windkraft an Land. (FAZ S. 15
WIRTSCHAFTSWEISE - Nach dem jüngsten inhaltlichen Dissens wird mit Spannung erwartet, wer künftig die fünf Wirtschaftsweisen sind. Nun hat die Bundesregierung eine Vorentscheidung getroffen: Sie will die Münchner Wettbewerbsökonomin Monika Schnitzer in den Sachverständigenrat berufen. Zweites Neumitglied wird, nach Absagen anderer Kandidatinnen, voraussichtlich die Nürnberger Verhaltensökonomin Veronika Grimm. Das erfuhr die Süddeutsche Zeitung aus Regierungskreisen. Damit sitzen im wichtigsten wirtschaftspolitischen Beratergremium künftig zwei Frauen - erstmals nach 56 Jahren. Die ersten 40 Jahre nach der Gründung 1964 gab es in dem Rat keine einzige Ökonomin. (SZ S. 15)
KMU - Die 25 Millionen kleinen und mittelgroßen Unternehmen (KMU) in der EU leiden unter manchen Nachteilen. So fällt es ihnen oft schwerer als Konzernen, ausreichend Kapital und Kredite zu erhalten. Außerdem spüren Betriebe mit weniger Mitarbeitern und Ressourcen übermäßig stark die Last bürokratischer Vorgaben. Die EU-Kommission wird deswegen Mitte März eine KMU-Strategie veröffentlichen mit Ideen und Ankündigungen, wie den Firmen das Leben erleichtert werden kann. Der 15-seitige Entwurf liegt der Süddeutschen Zeitung vor. Die Brüsseler Behörde wird das Konzept zusammen mit einer allgemeinen Strategie für die Industriepolitik präsentieren. Im Mittelstandspapier heißt es, dass die Digitalisierung und der Kampf gegen den Klimawandel, den die EU vorantreiben will, für solche Betriebe eine besondere Herausforderung seien, weil sie weniger Fachkräfte und Geld für Investitionen als ihre großen Rivalen hätten. (SZ S. 17)
NACHHALTIGKEIT - Viele Finanzvertriebe bereiten sich bereits auf die für 2021 geplante "grüne" Anlageberatung vor. Nach EU-Plänen sollen Berater die Kunden künftig obligatorisch zu ihren Nachhaltigkeitspräferenzen be-fragen und entsprechende Produkte empfehlen. Die Beratungs- und Produktauswahlprozesse müssen also angepasst und die Berater geschult werden. Beim Produktangebot plädieren u. a. die Commerzbank und die Volks- und Raiffeisenbanken für einen weichen Start. Wegen des noch begrenzten Angebots der explizit nach ESG-Kriterien gemanagten Fonds sollen auch solche unterhalb dieser Schwelle übergangsweise als nachhaltig eingestuft werden. Das sieht auch ein Konzept von BVI, Banken und Derivateverband vor. (Börsen-Zeitung S. 2)
LÖHNE - In Deutschland werden sich dieses Jahr die Lohnaussichten deutlich verschlechtern. Einige Branchen und Wirtschaftsbereiche zeigen sich zwar erstaunlich robust, doch das gilt nicht für die Kernbereiche der deutschen Wirtschaft: die erfolgsverwöhnten Sektoren des Verarbeitenden Gewerbes. In der deutschen Industrie neigt sich die Waagschale zuungunsten der Arbeitnehmer. "In den rezessionsgeplagten industriellen Sektoren werden die Löhne 2020 einen Dämpfer erleiden", sagt Oliver Rakau, Chefökonom Deutschland des Forschungsinstituts Oxford Economics. (Welt S. 13)
FLÜCHTLINGE - Wegen der Kämpfe um die syrische Rebellenhochburg Idlib sind fast eine Million Menschen auf der Flucht, die meisten Richtung Türkei. Von dort könnte die Welle in den nächsten Monaten Griechenland und damit Europa erreichen. Noch liegen die Zahlen weit unter denen vom Krisensommer 2015, als an manchen Tagen bis zu 10.000 Migranten an den Küsten der griechischen Inseln landeten. Aber Bundesinnenminister Horst Seehofer warnte jüngst bereits in einem Gespräch mit Abgeordneten: "Wir werden ein zweites 2015 erleben." (Handelsblatt S. 10)
EUROZONE - Ein Index der französischen Bank Natixis misst die Unsicherheit in der Eurozone. Aktuell markiert er den höchsten Stand seit 2013. Zugleich fürchten die Investoren laut dem Institut, eine neue Aktienrally zu verpassen. (Börsen-Zeitung S. 13)
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February 26, 2020 00:43 ET (05:43 GMT)
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