Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Das irische Notenbankgouverneur Gabriel Makhlouf hat die Zentralbanken dazu aufgefordert, ihre Maßnahmen besser und umfassender zu kommunizieren. Die Kommunikation sei inzwischen "ein geldpolitisches Instrument für sich selbst" geworden und nicht mehr nur ein Medium zur Erklärung der Geldpolitik, sagte der Governor der Central Bank of Ireland bei einer Veranstaltung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW).
Ungeachtet einer Wandlung der geldpolitischen Kommunikation in den vergangenen Jahren sah Makhlouf aber "einen wachsenden Sinn für Frustration" im Euroraum gegenüber der Zentralbank. "Meiner Ansicht nach bedeutet das, dass wir Zentralbanken einen besseren Job bei der Kommunikation und Erklärung tun müssen", sagte Makhlouf in seinem Vortrag bei der "DIW Lecture on Money and Finance" zum Thema "Geldpolitik in der modernen Ära".
Mit Blick auf das Inflationsziel der EZB von nahe, aber unter 2 Prozent betonte er: "Die Frage, die wir erwägen müssen, ist, ob der derzeitige Verbraucherpreisindex dabei hilft, die Ziele der Zentralbank auf die effizienteste Weise zu kommunizieren." Es scheine, "dass weiter Unsicherheit darüber herrscht, was genau 'nahe, aber unter' bedeutet". Bei der Überprüfung würden "verschiedene Optionen für die Interpretation von Preisstabilität" erwogen. Es sei argumentiert worden, dass eine Spanne realistischer sei "und der Zentralbank deshalb mehr Glaubwürdigkeit verleihen" könnte.
Makhlouf betonte, die Zeit "murmelnder Inkohärenz" sei inzwischen vorbei. In den 1990er-Jahren sei die Richtschnur gewesen, "so wenig wie möglich" zu sagen und "ziemlich kryptisch" zu kommunizieren. Als Beispiel nannte der irische Notenbankgouverneur, der Mitglied des Rats der Europäischen Zentralbank (EZB) ist, den früheren US-Zentralbankpräsidenten Alan Greenspan. Die Öffentlichkeit müsse jedoch die Mission der Zentralbank verstehen, und das erfordere eine effiziente Kommunikation.
Die von EZB-Präsidentin Christine Lagarde angestoßene Strategieüberprüfung für die Zentralbank nannte Makhlouf eine "gute Übung". Es sei richtig, einen Schritt vom Tagesgeschäft zurückzutreten. "Wir können und sollten periodisch die Annahmen hinterfragen, die hinter unseren Entscheidungen stehen." So sei zu klären, was mit Preisstabilität gemeint sei, und ob das Inflationsmaß das richtige sei. Auch stelle sich die Frage, ob die EZB ausreichend kommuniziere.
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February 26, 2020 07:15 ET (12:15 GMT)
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