Von Andreas Kißler
PEKING/BERLIN (Dow Jones)--Deutsche und europäische Unternehmen in China rechnen wegen der Coronavirus-Epidemie mit deutlichen Umsatzrückgängen in der ersten Jahreshälfte und revidieren ihre Ziele nach unten. 48 Prozent der Betriebe erwarten laut einer Umfrage der deutschen und der EU-Handelskammer in China einen zweistelligen Umsatzrückgang im Halbjahr. "Ein Viertel rechnet damit, einen Rückgang von über 20 Prozent zu sehen", erklärten die deutsche Auslandshandelskammer China und die European Chamber of Commerce in China in einer Pressemitteilung.
"Fast 90 Prozent der Antwortenden berichten eine mittlere bis schwere Auswirkung, während die Hälfte die Jahres-Geschäftsziele senken will", heißt es darin weiter. Laut der Erhebung, an der vom 18. bis zum 21. Februar insgesamt 577 Unternehmen teilnahmen, planen 46 Prozent eine Anpassung ihres Geschäftszieles. Hauptherausforderungen seien "unvorhersehbare Bestimmungen, höchst restriktive Quarantäneanforderungen und umfassende Vorbedingungen für eine Wiederaufnahme der Geschäfte".
Die Hälfte der Unternehmen sehe sich inkonsistenten Regeln in verschiedenen Rechtsbereichen und Regierungsebenen gegenüber, die sich "schnell und oft kurzfristig ändern" könnten. Die Kammern forderten deshalb "verhältnismäßige Maßnahmen", um die Realwirtschaft wieder in Gang zu bringen.
China vollführe gerade einen "prekären Balanceakt mit zwei wichtigen, aber divergierenden Aufgaben", nämlich die Virusprävention aufrechtzuerhalten und die Rückkehr der Wirtschaft zum Normalbetrieb zu ermöglichen, sagte der Chef der German Chamber of Commerce in North China, Stephan Wöllenstein, laut der Mitteilung.
Dies werde bis zu einer Normalisierung Unterstützungsmaßnahmen durch die chinesische Regierung für die am schwersten betroffenen Unternehmen erfordern - besonders kleine und mittlere. Ein Flickenteppich einander widersprechender Bestimmungen aufgrund des Kampfes gegen das Virus mache es "nahezu unmöglich, Waren oder Personen innerhalb Chinas zu bewegen", beklagte der Präsident der EU-Handelskammer für China, Jörg Wuttke.
Zwar sei eine Eindämmung des Virus die vordringlichste Aufgabe, doch solle auch eine Standardisierung von Maßnahmen über die größeren Rechtsetzungsbereiche "Priorität haben, um die Realwirtschaft wieder auf ihre Füße zu bekommen".
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February 27, 2020 04:11 ET (09:11 GMT)
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