FRANKFURT (Dow Jones)--Mit einem erneuten Kurseinbruch warten Europas Börsen am Freitag auf. Der DAX kann am Vormittag nicht einmal die 11.900er-Marke halten. Am Terminmarkt war er am Morgen sogar schon kurzzeitig unter die 11.800er-Marke gerutscht. Zu groß ist die Verunsicherung der Investoren über die Folgen des Coronavirus. Die Stärke des Abverkaufs überrascht dabei viele Marktteilnehmer und führt zu immer neuen Verkaufswellen.
"Man kann das Risiko nicht abschätzen und reduziert nur noch die Aktiengewichtung des Portfolios", sagt ein Händler. Auch das Tempo des Ausverkaufs gehe zu schnell, eine fundamentale Bewertung der einzelnen Aktien finde oft nicht mehr statt. Denn noch vor gerade einmal elf Tagen markierte der DAX bei 13.795 Punkten noch ein Allzeithoch - mittlerweile steht er fast 2.000 Punkte tiefer. In den USA war der Dow-Jones-Index am Vortag um fast 1.200 Punkte eingeknickt. Schlechte Jahresausblicke wie von BASF lassen dazu schon wirtschaftliche Rezessionsängste aufkommen.
Der DAX fällt um 4,2 Prozent auf 11.854 Punkte, der Euro-Stoxx-50 knickt um 3,9 Prozent auf 3.320 Punkte ein.
Coronavirus kann zu Rezession führen
Weiterhin liefern die Ausbreitung des Coronavirus und die zu erwartenden Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum sowie die Lieferketten den Grund für den Abverkauf. Für Beunruhigung sorgt zudem, dass sich das Virus in Südkorea schneller ausbreitet als zuvor in China. Auch in Europa nimmt die Zahl der Infizierten weiter zu.
"Spätestens seit letztem Wochenende hat Corona aufgehört, ein reines China-Problem zu sein", urteilt Neil Robson, globaler Aktien-Chef bei Columbia Threadneedle. Ein erheblicher Teil des Verbrauchsrückgangs werde sogar für immer verloren gehen: "Wir könnten zwar letztendlich immer noch ein Smartphone ersetzen, aber es ist unwahrscheinlich, dass wir das neue Frühjahrs-Saison-Outfit kaufen werden", prognostiziert der Fondsmanager. Das Abrutschen in eine Rezession hält er daher für möglich.
BASF macht wenig Hoffnung auf deutliche Erholung
Die Zahlen und Aussagen von BASF kommen im Handel nicht gut an. "Die sagen genau das, was der Markt nicht hören wollte", so ein Händler: BASF geht nicht davon aus, dass die Belastungen durch den Coronavirus im Jahresverlauf wieder vollständig ausgeglichen werden: "Damit wird auch die Hoffnung auf eine V-förmige Erholung zunichte gemacht". BASF sieht die globale Chemieproduktion mit einem Wachstum von 1,2 Prozent und damit deutlich unter dem Niveau von 2019 mit 1,8 Prozent: Das wäre das mit Abstand niedrigste Wachstum seit der Finanzkrise 2008/2009. Die Aktien fallen um 4,1 Prozent.
Konjunkturwerte stehen auf ganzer Breite unter Druck. Siemens fallen um 4,6 Prozent, Lufthansa um 5,4 Prozent, MTU und Airbus um bis zu 4,2 Prozent und Infineon 5,5 Prozent. Die Autowerte fallen je über 3 Prozent. Noch schlimmer trifft es die Small Caps bei den Nebenwerten. Aufgrund ihrer geringeren Liquidität fallen die Verluste über alle Branchen noch höher aus: So brechen Varta, Evotec, Schaltbau und Secunet jeweils bis zu 8 Prozent ein, ohne dass es belastende Nachrichten gibt.
Auch für Munich Re geht es kräftig nach unten um 5,0 Prozent. Hier habe der Nettogewinn laut den Analysten der Citi die Konsenserwartung verfehlt. Die Großschäden seien insgesamt höher ausgefallen. Weil die Aktie einen Nimbus als sicherer Hafen habe, rechneten die Analysten bereits mit Verkäufen in der Aktien. Allerdings fallen auch Allianz um 4,8 Prozent.
Selbst Thyssenkrupp-Verkauf wird nicht honoriert
Gegen den Markt legten zunächst Thyssenkrupp zu, notieren nun allerdings 5,0 Prozent tiefer. Im sich eintrübenden Umfeld habe man die Elevator-Sparte zu einem guten Preis verkauft, heißt es am Markt. Es geht für 17,2 Milliarden Euro an ein Investorenkonsortium aus RAG-Stiftung, Advent und Cinven. Der Preis ist besser als erwartet, an der Börse wurde nur mit bis zu 16 Milliarden Euro gerechnet.
Die Jahreszahlen des britisch-irischen Baukonzerns CRH fielen gut aus. Die Analysten von Davy Research unterstreichen, dank einer Kombination aus organischem Wachstum und Zukäufen habe CRH eine der stabilsten Bilanzen in der ganzen Branche. Dennoch gibt die Aktie im schwachen Markt um 4,0 Prozent nach.
Freenet fallen sogar um 5,6 Prozent, obwohl sie eine stabile Dividende von 1,65 Euro zahlen wollen, was per Schlusskursbasis am Vortag einer Dividendenrendite von rund 8,5 Prozent entspricht. Die Umsätze sind im Schlussquartal nach Aussage eines Teilnehmers leicht oberhalb der Markterwartung ausgefallen, die Ertragskennziffern dagegen leicht darunter.
=== Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD Euro-Stoxx-50 3.319,94 -3,93 -135,98 -11,35 Stoxx-50 3.069,07 -3,59 -114,30 -9,81 DAX 11.854,41 -4,15 -513,05 -10,53 MDAX 25.261,84 -3,57 -934,93 -10,78 TecDAX 2.820,59 -4,13 -121,62 -6,45 SDAX 11.172,85 -3,80 -441,92 -10,70 FTSE 6.551,62 -3,60 -244,78 -9,89 CAC 5.299,02 -3,58 -196,57 -11,36 Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD Dt. Zehnjahresrendite -0,60 -0,06 -0,84 US-Zehnjahresrendite 1,19 -0,07 -1,49 DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8:20 Do, 17:20 Uhr % YTD EUR/USD 1,1032 +0,27% 1,0996 1,0975 -1,6% EUR/JPY 119,88 -0,53% 119,83 120,87 -1,7% EUR/CHF 1,0635 -0,20% 1,0635 1,0656 -2,0% EUR/GBP 0,8565 +0,35% 0,8543 0,8529 +1,2% USD/JPY 108,68 -0,79% 108,94 110,14 -0,1% GBP/USD 1,2878 -0,11% 1,2869 1,2868 -2,8% USD/CNH (Offshore) 6,9909 -0,25% 7,0127 7,0068 +0,4% Bitcoin BTC/USD 8.699,51 -1,03% 8.756,26 8.915,76 +20,7% ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 45,76 47,09 -2,8% -1,33 -24,3% Brent/ICE 50,87 52,18 -2,5% -1,31 -22,1% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.636,18 1.645,10 -0,5% -8,92 +7,8% Silber (Spot) 17,27 17,80 -3,0% -0,53 -3,2% Platin (Spot) 884,60 902,85 -2,0% -18,25 -8,3% Kupfer-Future 2,53 2,57 -1,8% -0,05 -9,7% ===
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February 28, 2020 04:06 ET (09:06 GMT)
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