Von Herbert Rude
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Terminbörse Eurex verstärkt ihr Angebot an Futures auf so genannte nachhaltige Investments. "Aufgrund des starken Wachstums nachhaltiger Vermögensanlagen sehen wir einen steigenden Bedarf an ESG-Derivaten", so Michael Peters, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Eurex, in einem Gespräch mit Dow Jones Newswires zu diesen "Environmental, Social and Governance"-Produkten, mit denen auf Umweltverträglichkeit und soziale sowie nachhaltige gute Unternehmensführung gesetzt werden kann.
Peters kündigte an, die Eurex werde das Angebot bereits am Montag um fünf Futures auf ESG-Indizes von MSCI erweitern. Ebenfalls ausbauen will Peters die Produkt-Palette im Frühhandel. "Hier haben wir gerade den 10-millionsten Kontrakt umgesetzt", so Peters zu diesem zwischen 1 Uhr und 8 Uhr morgens stattfindenden asiatisch geprägten Eurex-Handel auf europäische Futures.
Fünf neue Futures auf ESG-MSCI-Indizes am Montag
Zunächst würden aber am Montag neue Futures auf MSCI-ESG-Indizes eingeführt. Sie beträfen die ESG-Indizes zum MSCI-World, MSCI USA, MSCI Emerging Markets, MSCI Japan und den MSCI EAFE, der sich auf entwickelte Industrieländer ohne die USA und Kanada bezieht.
Innerhalb der vergangenen zwölf Monate hat die Eurex bereits fünf ESG-Derivate auf Stoxx-Indizes eingeführt. "Derzeit erfreut sich der Future auf den Stoxx-600-ESG-X der stärksten Nachfrage", so Peters. Wie viele andere ESG-Produkte schließt der Index Waffenhersteller, Tabakindustrie und Unternehmen der Kohleenergie aus. Beim relativ neuen ESG-500-Future auf US-Aktien gebe es zwar noch keinen Umsatz. Hier setze die Eurex nun aber auf das Überrollen zum März-Verfallstermin. Generell sei zu sehen, dass sich der Trend in ESG-Produkte beim Rollen von einem Verfallstermin in den nächsten verstärke.
ESG-Produkte reduzieren die Risiken
"Mit den ESG-Produkten können die Anleger Nachhaltigkeitsrisiken managen und reduzieren", ergänzte er. Damit verwahrte sich Peters auch gegen Stimmen, nach denen ESG-Proukte im Zweifelsfall eine geringere Rendite bei gleichem Risiko böten. Denn die ESG-Produkte schlössen von vornherein Risiken aus, die längerfristig die Renditen drücken könnten. "Institutionelle Investoren erwarten von ESG-Produkten Nachhaltigkeit in Kombination mit einer Performance mindestens auf dem Niveau von Nicht-ESG-Investitionen", ergänzt er.
Das Ausschließen von Risiken betreffe nicht nur die Produkte, sondern zum Beispiel auch die Daten-Integrität. Zudem hätten die ESG-Kriterien eine wichtige Lenkungsfunktion für die Kapitalallokation, wobei die Rahmenbedingungen von der Politik festgesetzt würden. "Mit den ESG-Kriterien kommt auch bei Unternehmen eine Verhaltensänderung in Gang", zeigt sich Peters überzeugt. Denn diese wollten schließlich in den wichtigen Benchmark-Indizes enthalten bleiben.
"ESG ist für die Eurex eine neue Assetklasse, die wir in naher Zukunft mit weiteren Produkten erweitern werden", sagte er weiter. Dazu stehe die Eurex im Kontakt mit Stoxx, aber auch mit dem eigenen Index-Anbieter Qontigo.
Das könnte nach Informationen von Dow Jones Newswires aus dem Handel auch ein ESG-Produkt auf den deutschen Markt betreffen. Denn die Deutsche Börse plant über Qontigo auch für den Kassahandel in der deutschen DAX-Familie ein neues ESG-Produkt.
Peters zeigt sich überzeugt, dass die noch unterschiedlichen ESG-Standards zusammenwachsen. Noch hat zum Beispiel MCSI eigene Kriterien, während Qontigo auf die Kriterien des unabhängigen Analyse-Hauses Sustainalytics zurückgreift. Dieses hat über 9.000 Unternehmen im Screening, MSCI etwa 7.500.
Vola-Future im Frühhandel?
Die Produktpalette im Frühhandel der Eurex wird nun möglicherweise schon im zweiten Quartal weiter ausgebaut. "Der Frühhandel ist ein Erfolg, bereits 14 Monate nach der Einführung haben wir einen Anteil von 2 Prozent des Tageshandels erreicht", so Peters. Die Eurex denke nun an Produkte auf die Volatilität oder auf Sektoren-Indizes. Konkrete Entscheidungen seien allerdings noch nicht getroffen.
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February 28, 2020 05:30 ET (10:30 GMT)
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