BERLIN (dpa-AFX) - Die Bundesregierung und renommierte Experten haben zu Besonnenheit, aber zugleich zu Wachsamkeit wegen der Ausbreitung des Coronavirus in Deutschland gemahnt. "An bestimmten Stellen in Deutschland wird der Alltag ein Stück eingeschränkt sein müssen", sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Montag in Berlin.
Spahn wandte sich aber gegen die Schließung von Grenzen, die Einstellung von Direktflügen von China, eine generelle Absage von Großveranstaltungen oder die generelle Schließung von Unternehmen. Das Robert-Koch-Institut (RKI) setzte die Risikobewertung des Virus für die Gesundheit der Bevölkerung leicht herauf.
Das Schließen von Grenzen oder das Beschränken von Reisefreiheit in Europa wäre kein angemessener oder verhältnismäßiger Schritt, sagte Spahn. Auch gegen eine Einstellung von Direktflügen zwischen China und Deutschland wandte sich Spahn. Ein solcher Schritt könne etwa dazu führen, dass bis zu rund 30 000 Deutsche aus China staatlich ausgeflogen werden müssten.
"Man muss für jede Veranstaltung, für jeden Betrieb, für jede Firma eine eigene Risikobewertung machen", sagte René Gottschalk, Leiter Gesundheitsamt der Stadt Frankfurt, "eine ganze Firma zu schließen, das halte ich doch für ein bisschen überzogen." Spahn sagte: "Das Handwerksunternehmen, das nur lokal tätig war, ist natürlich anders zu bewerten als der internationale Konzern, wo es einen regen Austausch untereinander gibt." Für jedes Unternehmen sei zu bewerten: "Wer hatte mit wem wie Kontakt?"
Für Großveranstaltungen gilt laut Spahn unter anderem: "Wie ist der Teilnehmerkreis? Sind Teilnehmer aus Risikogebieten dabei? (...) Oder sind keine dabei?" Auch die Belüftung sei wichtig. Statt eine Veranstaltung abzusagen, könnten auch Auflagen gemacht werden. Nur die Gesundheitsbehörden vor Ort könnten dann entscheiden.
Spahn mahnte, Folgewirkungen von Maßnahmen zu bedenken. "In dem Moment, wo Sie eine Stadt unter Quarantäne stellen, hat das für die Patienten, die einen Schlaganfall haben, die einen Herzinfarkt haben, die Medikamente brauchen jeden Tag, ja auch wieder Folgen." Spahn verteidigte, dass der Karneval in Deutschland nicht pauschal abgesagt worden sei. Er verwies auf die damals geringe Zahl von Infektionen.
Die Direktorin des Instituts für Hygiene und Umweltmedizin an der Charité Berlin, Petra Gastmeier, nannte es "eine Frage der Solidarität", auf Desinfektionsmittel oder Schutzausstattung zugunsten der Beschäftigten des Gesundheitswesens zu verzichten. "Es macht keinen Sinn, dass wir alle mit Atemmasken herumlaufen." Wichtig sei es aber, derzeit generell mehr Abstand zu den Mitbürgern zu halten.
RKI-Präsident Lothar Wieler teilte mit, die Risikoeinschätzung für das Virus sei von "gering bis mäßig" auf "mäßig" gestellt worden. Wieler bekräftigte, die Lage sei weiter sehr dynamisch und müsse täglich neu bewertet werden. Bis Montagfrüh registrierte das RKI 150 nachgewiesene Fälle in zehn Bundesländern und 49 Landkreisen. "Bei 140 Fällen können wir bisher einen Kontakt nachvollziehen, bei den anderen nicht." Dies könne noch gelingen. Das Alter der Patienten liege zwischen 2 und 68 Jahren - im Schnitt seien sie 36.
Der Chef des Bernard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin, Egbert Tannich, verwies auf erste bekannte Fälle von Infektionen, bei denen kein Zusammenhang zu Reisen in Risikogebiete oder anderen Infizierten hergestellt werden könne. "Diese Fälle werden wahrscheinlich in der nächsten Zeit zunehmen."
Die Ausbreitung des Coronavirus ist nach Einschätzung des Berliner Virologen Christian Drosten in den meisten Fällen weniger für die einzelnen Betroffenen ein Problem, sondern für die Gesellschaft. "Wir haben viele milde Fälle", sagte Drosten. Die Sterblichkeitsrate liege bei 0,3 bis 0,7 Prozent der Fälle und werde mit einer weiteren Verbreitung des Virus eher sinken. Nun sei die Frage, wie schnell sich der Erreger ausbreite - denn mit dem Tempo wachse der Druck etwa auf das Gesundheits- und Schulsystem./bw/sam/jr/DP/nas
Spahn wandte sich aber gegen die Schließung von Grenzen, die Einstellung von Direktflügen von China, eine generelle Absage von Großveranstaltungen oder die generelle Schließung von Unternehmen. Das Robert-Koch-Institut (RKI) setzte die Risikobewertung des Virus für die Gesundheit der Bevölkerung leicht herauf.
Das Schließen von Grenzen oder das Beschränken von Reisefreiheit in Europa wäre kein angemessener oder verhältnismäßiger Schritt, sagte Spahn. Auch gegen eine Einstellung von Direktflügen zwischen China und Deutschland wandte sich Spahn. Ein solcher Schritt könne etwa dazu führen, dass bis zu rund 30 000 Deutsche aus China staatlich ausgeflogen werden müssten.
"Man muss für jede Veranstaltung, für jeden Betrieb, für jede Firma eine eigene Risikobewertung machen", sagte René Gottschalk, Leiter Gesundheitsamt der Stadt Frankfurt, "eine ganze Firma zu schließen, das halte ich doch für ein bisschen überzogen." Spahn sagte: "Das Handwerksunternehmen, das nur lokal tätig war, ist natürlich anders zu bewerten als der internationale Konzern, wo es einen regen Austausch untereinander gibt." Für jedes Unternehmen sei zu bewerten: "Wer hatte mit wem wie Kontakt?"
Für Großveranstaltungen gilt laut Spahn unter anderem: "Wie ist der Teilnehmerkreis? Sind Teilnehmer aus Risikogebieten dabei? (...) Oder sind keine dabei?" Auch die Belüftung sei wichtig. Statt eine Veranstaltung abzusagen, könnten auch Auflagen gemacht werden. Nur die Gesundheitsbehörden vor Ort könnten dann entscheiden.
Spahn mahnte, Folgewirkungen von Maßnahmen zu bedenken. "In dem Moment, wo Sie eine Stadt unter Quarantäne stellen, hat das für die Patienten, die einen Schlaganfall haben, die einen Herzinfarkt haben, die Medikamente brauchen jeden Tag, ja auch wieder Folgen." Spahn verteidigte, dass der Karneval in Deutschland nicht pauschal abgesagt worden sei. Er verwies auf die damals geringe Zahl von Infektionen.
Die Direktorin des Instituts für Hygiene und Umweltmedizin an der Charité Berlin, Petra Gastmeier, nannte es "eine Frage der Solidarität", auf Desinfektionsmittel oder Schutzausstattung zugunsten der Beschäftigten des Gesundheitswesens zu verzichten. "Es macht keinen Sinn, dass wir alle mit Atemmasken herumlaufen." Wichtig sei es aber, derzeit generell mehr Abstand zu den Mitbürgern zu halten.
RKI-Präsident Lothar Wieler teilte mit, die Risikoeinschätzung für das Virus sei von "gering bis mäßig" auf "mäßig" gestellt worden. Wieler bekräftigte, die Lage sei weiter sehr dynamisch und müsse täglich neu bewertet werden. Bis Montagfrüh registrierte das RKI 150 nachgewiesene Fälle in zehn Bundesländern und 49 Landkreisen. "Bei 140 Fällen können wir bisher einen Kontakt nachvollziehen, bei den anderen nicht." Dies könne noch gelingen. Das Alter der Patienten liege zwischen 2 und 68 Jahren - im Schnitt seien sie 36.
Der Chef des Bernard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin, Egbert Tannich, verwies auf erste bekannte Fälle von Infektionen, bei denen kein Zusammenhang zu Reisen in Risikogebiete oder anderen Infizierten hergestellt werden könne. "Diese Fälle werden wahrscheinlich in der nächsten Zeit zunehmen."
Die Ausbreitung des Coronavirus ist nach Einschätzung des Berliner Virologen Christian Drosten in den meisten Fällen weniger für die einzelnen Betroffenen ein Problem, sondern für die Gesellschaft. "Wir haben viele milde Fälle", sagte Drosten. Die Sterblichkeitsrate liege bei 0,3 bis 0,7 Prozent der Fälle und werde mit einer weiteren Verbreitung des Virus eher sinken. Nun sei die Frage, wie schnell sich der Erreger ausbreite - denn mit dem Tempo wachse der Druck etwa auf das Gesundheits- und Schulsystem./bw/sam/jr/DP/nas
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