Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Der Präsident des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung, Clemens Fuest, hat als Reaktion auf die Ausbreitung des Coronavirus Stützungsmaßnahmen für die Wirtschaft verlangt. "Es ist wichtig, sich auf die direkt betroffenen Unternehmen zu konzentrieren", sagte Fuest in Berlin. "An der Stelle kann die Politik etwas tun. Man kann zum Beispiel Unternehmen mit Notkrediten stützen oder zu Kurzarbeitergeld greifen." So solle verhindert werden, dass gesunde Unternehmen durch die Sondersituation in die Insolvenz rutschten. Eine breiter angelegte Maßnahme könne später folgen.
Der Volkswirt betonte, die Epidemie bedeute "aus ökonomischer Sicht die Kombination aus einem Angebots- und einem Nachfrageschock". Die Politik könne auf Nachfragerückgänge in gewissem Umfang reagieren, auf einen Angebotsschock zu reagieren, sei jedoch ungleich schwerer. "Deshalb ist die Konstellation insgesamt sehr gefährlich, vor der wir jetzt stehen", warnte der Ifo-Chef. Nicht angezeigt sei es aber, zum gegenwärtigen Zeitpunkt altbekannte Forderungen nach Steuersenkungen oder einem Investitionsprogramm auf das Tapet zu bringen. "Das ist aus meiner Sicht offenkundig nicht sachgerecht", kritisierte Fuest. "Das hat mit der Krise nichts zu tun."
Fuest zeigte sich überzeugt, dass die Notenbanken auf die Krise reagieren werden, die "zu einer weltweiten Rezession führen" könne. "Ich denke, kurzfristig wird man nicht die Sorge vor steigenden Preisen in den Vordergrund stellen, sondern die Notenbanken werden etwas tun", sagte er. Vor allem komme es auf die US-Notenbank Federal Reserve an, die Zinssenkungsspielräume habe. Von der Europäischen Zentralbank (EZB) dürfte man hingegen "weniger erwarten, dass man auf der Zinsseite etwas tut, sondern vielleicht die Anleihekäufe noch einmal ausweitet".
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March 03, 2020 09:28 ET (14:28 GMT)
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