ESSEN (dpa-AFX) - Der Spezialchemiekonzern Evonik will den konjunkturellen Unsicherheiten im neuen Jahr trotzen. Dabei stützt sich Konzernchef Christian Kullmann auf das Geschäft mit Spezialchemikalien, die etwa bei Konsumgütern des täglichen Bedarfs, 3D-Druckmaterialien und Tiernahrung zum Einsatz kommen. Auch der jüngst übernommene Wasserstoffperoxid-Hersteller Peroxychem soll seinen Beitrag leisten. Das Geschäft mit der Autoindustrie und mit Lackherstellern dürfte hingegen schwierig bleiben. Auch deshalb dreht der Konzern weiter an der Kostenschraube.
Der Vorstand will den Umsatz 2020 in etwa stabil halten, nachdem er im alten Jahr wie angekündigt leicht auf 13,1 Milliarden Euro gefallen war. Beim bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) strebt der Trikotsponsor von Borussia Dortmund 2,0 bis 2,3 Milliarden Euro an. Die Spanne dürfte die Unwägbarkeiten auch wegen der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus verdeutlichen. In diesem Zusammenhang berücksichtigt Evonik für das erste Quartal bereits eine Belastung in Höhe von rund 30 Millionen Euro.
Analyst Gunther Zechmann vom Analysehaus Bernstein Research bezeichnete den Ausblick in einer ersten Reaktion als konservativ. So implizieren die Unternehmensprognosen einen Rückgang oder Anstieg des operativen Ergebnisses um jeweils bis zu 7 Prozent. Im vergangenen Jahr hatte Evonik das bereinigte Ebitda mit 2,15 Milliarden Euro stabil gehalten.
Dazu hatten auch Kostensenkungen beigetragen. Von der im Zuge eines schon länger laufenden Sparprogramms geplanten Streichung von 1000 Stellen wurden 600 bereits abgebaut. Insgesamt kam Evonik schneller voran als ursprünglich geplant: Das eigentlich für Ende 2021 ausgerufene Ziel, die Vertriebs- und Verwaltungskosten um jährlich 200 Millionen Euro zu senken, soll - wie im Herbst angekündigt - bereits Ende 2020 erreicht sein. 80 Millionen Euro sind hier noch offen.
Trotz des stabilen operativen Ergebnisses schnellte der auf die Aktionäre entfallende Überschuss im vergangenen Jahr um mehr als 100 Prozent nach oben auf 2,1 Milliarden Euro. Das lag allerdings maßgeblich am Sondergewinn aus dem Verkauf des Methacrylat-Geschäfts.
Wenn man die Steuerbelastung aus dem Verkauf des Geschäftsbereichs herausrechnet, stieg der für die Dividende wichtige freie Mittelzufluss (Free Cashflow) 2019 auf 717 Millionen Euro. Die Ausschüttung soll nun mit 1,15 Euro je Aktie stabil bleiben. Großer Profiteur bleibt hierbei die RAG Stiftung, die noch knapp 59 Prozent der Evonik-Anteile hält. Sie nutzt das Geld, um die langfristigen Folgekosten des deutschen Steinkohlebergbaus zu tragen.
Für 2020 rechnet das Evonik-Management mit einer leichten Verbesserung des freien Barmittelzuflusses. Analyst Chetan Udeshi von der Bank JPMorgan hält es für bemerkenswert, dass dies selbst für den Fall gilt, dass der operative Gewinn nur die unter Hälfte der Prognose erreicht. Das untermauere die recht hohe Dividendenrendite.
Insgesamt wertet der Experte die 2019er Zahlen sowie des Ausblick für das neue Jahr nach dem jüngsten Kursrutsch als ermutigend. So war die Evonik-Aktie im Sog der durch die Coronavirus-Epidemie ausgelösten Konjunktursorgen wie viele andere Chemiewerte unter die Räder gekommen. Am Mittwoch legte ihr Kurs im frühen Handel um 3,53 Prozent auf 23,46 Euro zu.
Bei seinen Zielen für 2020 setzt Evonik-Chef Kullmann auch auf Peroxychem. Der 640 Millionen US-Dollar (586 Mio Euro) teure Kauf des Herstellers umweltfreundlicher Desinfektionsmittel, die etwa in Fleischfabriken und bei der Abwasserbehandlung eingesetzt werden, soll im neuen Jahr umgerechnet etwas mehr als 50 Millionen Euro zum bereinigten Ebitda beisteuern.
Die Übernahme war ebenso wie der Verkauf des Methacrylat-Geschäfts Teil des von Kullmann verordneten Konzernumbaus hin zum profitableren Spezialchemie-Geschäft. Mittelfristig soll dieser Kurs helfen, die bereinigte Ebitda-Marge auf 18 bis 20 Prozent zu hieven; 2019 waren es 16,4 Prozent.
Im Zuge des Umbaus verordnet Evonik sich auch eine neue Konzernstruktur, die ab dem ersten Juli gelten und sich stärker an den Wachstumssegmenten orientieren soll. Für Bernstein-Analyst Zechmann ist dies ein Zeichen, dass weitere Ver- und Zukäufe von Unternehmensteilen auf der Agenda stehen dürften./mis/stw/stk
Der Vorstand will den Umsatz 2020 in etwa stabil halten, nachdem er im alten Jahr wie angekündigt leicht auf 13,1 Milliarden Euro gefallen war. Beim bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) strebt der Trikotsponsor von Borussia Dortmund 2,0 bis 2,3 Milliarden Euro an. Die Spanne dürfte die Unwägbarkeiten auch wegen der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus verdeutlichen. In diesem Zusammenhang berücksichtigt Evonik für das erste Quartal bereits eine Belastung in Höhe von rund 30 Millionen Euro.
Analyst Gunther Zechmann vom Analysehaus Bernstein Research bezeichnete den Ausblick in einer ersten Reaktion als konservativ. So implizieren die Unternehmensprognosen einen Rückgang oder Anstieg des operativen Ergebnisses um jeweils bis zu 7 Prozent. Im vergangenen Jahr hatte Evonik das bereinigte Ebitda mit 2,15 Milliarden Euro stabil gehalten.
Dazu hatten auch Kostensenkungen beigetragen. Von der im Zuge eines schon länger laufenden Sparprogramms geplanten Streichung von 1000 Stellen wurden 600 bereits abgebaut. Insgesamt kam Evonik schneller voran als ursprünglich geplant: Das eigentlich für Ende 2021 ausgerufene Ziel, die Vertriebs- und Verwaltungskosten um jährlich 200 Millionen Euro zu senken, soll - wie im Herbst angekündigt - bereits Ende 2020 erreicht sein. 80 Millionen Euro sind hier noch offen.
Trotz des stabilen operativen Ergebnisses schnellte der auf die Aktionäre entfallende Überschuss im vergangenen Jahr um mehr als 100 Prozent nach oben auf 2,1 Milliarden Euro. Das lag allerdings maßgeblich am Sondergewinn aus dem Verkauf des Methacrylat-Geschäfts.
Wenn man die Steuerbelastung aus dem Verkauf des Geschäftsbereichs herausrechnet, stieg der für die Dividende wichtige freie Mittelzufluss (Free Cashflow) 2019 auf 717 Millionen Euro. Die Ausschüttung soll nun mit 1,15 Euro je Aktie stabil bleiben. Großer Profiteur bleibt hierbei die RAG Stiftung, die noch knapp 59 Prozent der Evonik-Anteile hält. Sie nutzt das Geld, um die langfristigen Folgekosten des deutschen Steinkohlebergbaus zu tragen.
Für 2020 rechnet das Evonik-Management mit einer leichten Verbesserung des freien Barmittelzuflusses. Analyst Chetan Udeshi von der Bank JPMorgan hält es für bemerkenswert, dass dies selbst für den Fall gilt, dass der operative Gewinn nur die unter Hälfte der Prognose erreicht. Das untermauere die recht hohe Dividendenrendite.
Insgesamt wertet der Experte die 2019er Zahlen sowie des Ausblick für das neue Jahr nach dem jüngsten Kursrutsch als ermutigend. So war die Evonik-Aktie im Sog der durch die Coronavirus-Epidemie ausgelösten Konjunktursorgen wie viele andere Chemiewerte unter die Räder gekommen. Am Mittwoch legte ihr Kurs im frühen Handel um 3,53 Prozent auf 23,46 Euro zu.
Bei seinen Zielen für 2020 setzt Evonik-Chef Kullmann auch auf Peroxychem. Der 640 Millionen US-Dollar (586 Mio Euro) teure Kauf des Herstellers umweltfreundlicher Desinfektionsmittel, die etwa in Fleischfabriken und bei der Abwasserbehandlung eingesetzt werden, soll im neuen Jahr umgerechnet etwas mehr als 50 Millionen Euro zum bereinigten Ebitda beisteuern.
Die Übernahme war ebenso wie der Verkauf des Methacrylat-Geschäfts Teil des von Kullmann verordneten Konzernumbaus hin zum profitableren Spezialchemie-Geschäft. Mittelfristig soll dieser Kurs helfen, die bereinigte Ebitda-Marge auf 18 bis 20 Prozent zu hieven; 2019 waren es 16,4 Prozent.
Im Zuge des Umbaus verordnet Evonik sich auch eine neue Konzernstruktur, die ab dem ersten Juli gelten und sich stärker an den Wachstumssegmenten orientieren soll. Für Bernstein-Analyst Zechmann ist dies ein Zeichen, dass weitere Ver- und Zukäufe von Unternehmensteilen auf der Agenda stehen dürften./mis/stw/stk
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