Die wirtschaftsrelevanten Themen aus den Medien, zusammengestellt von Dow Jones Newswires.
BANKEN - Europas Banken schalten in den Notfallmodus. Die ersten deutschen Geldhäuser haben Pläne aktiviert, um auch bei einer Ausweitung der Epidemie zentrale Funktionen wie den Zahlungsverkehr und den Wertpapierhandel aufrechterhalten zu können. Die Commerzbank hat seit dieser Woche wichtige Teams in Deutschland in Gruppen aufgeteilt. Ein Teil arbeitet wie üblich im Büro, der andere an einem Ausweichstandort im Frankfurter Umland. Falls sich ein Mitarbeiter infiziert, ist zumindest ein Teil weiter arbeitsfähig. Die Deutsche Bank hat ähnliche Pläne in der Schublade, diese aber noch nicht flächendeckend umgesetzt. In London wurde nach einem Corona-Fall ein Teil des Hauptquartiers der Großbank HSBC evakuiert. Aufseher und Politik fürchten, dass die Ausbreitung des Virus im Extremfall die Stabilität des Finanzsystems gefährden könnte. Investoren warnen vor den langfristigen Folgen der Epidemie. Eine Rezession könne zu einer ernsten Belastung für die Geldhäuser werden, erklärte die Ratingagentur Scope. (Handelsblatt S. 28)
KONJUNKTURPROGNOSE - Der Ausbruch des Coronavirus in China und dessen Ausbreitung in weiten Teilen der Welt hat alle Hoffnungen auf eine rasche gesamtwirtschaftliche Erholung zunichtegemacht. Daher senkt das Handelsblatt Research Institute (HRI) trotz der etwas besseren Ausgangsbasis infolge von amtlichen Datenrevisionen seinen Konjunkturausblick für das laufende und das kommende Jahr nach unten. Für 2020 rechnet das HRI nunmehr mit 0,8 Prozent Wachstum, für 2021 mit 1,0 Prozent. Das Ausmaß der Erholung ab dem zweiten Halbjahr 2020 wird dadurch verzerrt, dass das laufende Jahr vier Arbeitstage mehr hat. Rechnet man diesen Effekt heraus, so dürfte sich die gesamtwirtschaftliche Dynamik im Jahr 2021 im Vergleich zum laufenden Jahr mehr als verdoppeln. Auch der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) senkte am Donnerstag seine Prognose. (Handelsblatt S. 12)
CORONA - Der ökonomische Chefberater der Allianz, Mohamed El-Erian, prognostiziert als Folge der Corona-Krise große Veränderungen bei den Lieferketten globaler Konzerne. "Sie erkennen, dass diese günstigen Lieferketten, bei denen alles 'Just in Time' ankommt, vielleicht effizient sind, aber zu riskant", sagte El-Erian. Der Marktexperte und frühere Chef des Anleiheinvestors Pimco geht daher nicht davon aus, dass sich die Wirtschaft schnell wieder erholen wird, sobald das Virus unter Kontrolle ist. Wer glaube, dass die Wirtschaft zum alten Status-Quo zurückkehren könne, "der unterschätzt den wirtschaftlichen Schock, den wir gerade erleben." (Handelsblatt)
KLIMASCHUTZ - Das Klimaschutzprogramm der Bundesregierung greift zwar, es verfehlt aber die selbstgesteckten Ziele. Zu diesem Ergebnis kommen zwei Gutachten im Auftrag des Wirtschafts- und Umweltministeriums. Demnach wird der CO2-Ausstoß 2030 um 51 oder 52 Prozent geringer ausfallen als 1990. Ohne Klimaschutzprogramm wären es nur 41 Prozent gewesen, doch strebt die Regierung eigentlich 55 Prozent an. (FAZ S. 20)
SPD-KANZLERKANDIDAT - Der stellvertretende SPD-Chef und Juso-Bundesvorsitzende Kevin Kühnert hat seine Partei aufgefordert, noch in diesem Jahr die Frage der Kanzlerkandidatur zu entscheiden. "Unser Hauptinteresse ist, dass wir diese Frage schneller klären als bei den letzten Malen", sagte Kühnert. "Wir sind die letzten zwei Mal spät und unstrukturiert in die Entscheidung hineingestolpert", betonte er. "Kandidat und Programm haben nicht gut harmoniert, die Kampagne war nicht gut vorbereitet." (Augsburger Allgemeine)
OSTDEUTSCHLAND - Seit 2017 registriert das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) ein Ende der Ost-West-Wanderung. Für die fünf ostdeutschen Flächenländer ermittelten die Forscher für 2017 einen Wanderungsgewinn von 4.000 Personen. Bezieht man diejenigen mit ein, die aus Berlin in die Flächenländer zogen, so erhöht sich der Saldo auf 14.000. 2018 lag der Gewinn laut BiB bei 652 Personen. Aus Berlin betrug der Zuzug in die fünf Flächenländer noch einmal 15.900 Personen. "Es zeigt sich, dass die Trendwende mit einem Wanderungsgewinn der ostdeutschen Flächenländer gegenüber Westdeutschland auch 2018 Bestand hatte", stellt BiB-Forschungsdirektorin Nikola Sander fest. Auch aus Leipzig oder Dresden kehrten die Menschen in die ländlichen Regionen im Umland der Großstädte zurück. (Welt S. 9)
KURZARBEIT - Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hält die Auswirkungen der Corana-Krise auf den Arbeitsmarkt in Deutschland für beherrschbar. "Wir sind gut aufgestellt und behalten die Entwicklung aufmerksam im Blick. Mit dem Kurzarbeitergeld haben wir ein starkes Instrument, das sich bewährt hat", sagte Heil. "Wenn es zu Lieferengpässen infolge des Coronavirus kommt, die zu Arbeitsausfällen führen, kommt für die Beschäftigten ein Anspruch auf Kurzarbeitergeld in Betracht. Auch wenn ein Betrieb auf behördliche Anordnung schließen muss, kann Kurzarbeit greifen." Die Bundesagentur für Arbeit sei "personell und finanziell" gut aufgestellt. (Redaktionsnetzwerk Deutschland)
AUTOINDUSTRIE - Ministerpräsident Winfried Kretschmann will staatliche Hilfen für die kriselnde Autoindustrie erleichtern. Der Grünen-Politiker verlangt von der Europäischen Kommission eine Neufassung des EU-Beihilferechts, damit auch strukturstarke Regionen wie Baden-Württemberg mit Steuergeld den technologischen Umbau unterstützen dürfen. Es sei, so schreibt Kretschmann zusammen mit der Landeswirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) in einem der Stuttgarter Zeitung und den Stuttgarter Nachrichten vorliegenden Brief an EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager, "dringend erforderlich, dass die Standortnachteile, die derzeit Unternehmen aus strukturstarken Regionen belasten, schnell und wirkungsvoll mit geeigneten Fördermaßnahmen auf europäischer Ebene ausgeglichen werden". (Stuttgarter Zeitung und den Stuttgarter Nachrichten)
BAFIN - Die Finanzaufsicht BaFin steht bereit, um künftig die Arbeit von Zehntausenden von Finanzanlagenvermittlern hierzulande zu überwachen. "Allein die große Anzahl von möglicherweise bis zu 38.000 zusätzlich zu Beaufsichtigenden ist Respekt gebietend", sagte Exekutivdirektorin Elisabeth Roegele beim 13. Finanzplatztag der WM Gruppe in Frankfurt. Angesichts zahlreicher Veränderungen, die die Wertpapieraufsicht in 25 Jahren gemeistert habe, zeigte sie sich aber zuversichtlich, dass "wir auch diese Aufgabe mit dem entsprechenden Engagement übernehmen und umsetzen werden". Die BaFin werde damit den Zielen ihres Aufsichtshandelns Rechnung tragen: die Funktionsfähigkeit der Märkte und Anlegerschutz sicherzustellen. (Börsen-Zeitung S. 3)
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March 06, 2020 00:41 ET (05:41 GMT)
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