BERLIN (dpa-AFX) - Erstmals sind in Deutschland zwei Menschen nach Erkrankungen mit dem neuen Coronavirus gestorben. Beide Todesfälle wurden am Montag in Nordrhein-Westfalen bekanntgegeben. Das erste Todesopfer stammt aus dem Kreis Heinsberg. Das zweite Todesopfer ist eine 89-jährige Frau aus Essen. Die Zahl der Infizierten in Deutschland stieg auf 1112, knapp die Hälfte davon verzeichnete NRW. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) rief alle Bürger dazu auf, daran mitzuwirken, die Ausbreitung des Coronavirus zu bremsen.
Die 89-Jährige sei an einer Lungenentzündung in Folge der Coronavirus-Infektion gestorben, teilte die Stadt Essen mit. Sie sei seit Anfang März in der Universitätsklinik behandelt worden. Zu dem oder der anderen Toten wollte der Landrat von Heinsberg am Abend nähere Informationen geben. Am Sonntag war bereits ein Feuerwehrmann aus Hamburg in Ägypten am Coronavirus gestorben.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) bereitete alle Bürger auf längere Einschränkungen im Alltagsleben vor. "Wir reden deutlich über mehrere Monate als über mehrere Wochen", sagte er. "Wir müssen den Ausbruch verlangsamen, damit unser Gesundheitssystem weiter funktionieren kann", hatte Spahn schon vor Bekanntwerden der Todesfälle betont. "Dazu brauchen wir die gesamte Gesellschaft. Wir brauchen jeden einzelnen Bürger und jede einzelne Bürgerin."
Es gehe um die gleichen Verhaltensweisen wie bei einer Erkältung oder Grippe. "Alles genauso machen, als würde man sich im Alltag vor Erkältung oder Grippe schützen wollen", sagte Spahn. Jeder solle jetzt zudem abschätzen und entscheiden, worauf er leichter und worauf er schwerer verzichten könne.
Der Minister appellierte an die Eigenverantwortung der Bürger, alle Möglichkeiten in Erwägung zu ziehen - etwa weniger zu reisen oder wenn möglich von zu Hause zu arbeiten. Chronisch kranke Arbeitnehmer sollten Vereinbarungen mit dem Arbeitgeber treffen, die sie und ihre Kollegen schützen. Firmen sollten bereit sein, dies zu ermöglichen. In großen Städten könnten viele Menschen öfter zu Fuß gehen oder Rad fahren, statt den öffentlichen Nahverkehr zu nutzen. Spahn wandte sich erneut gegen pauschale Schließungen von Kitas und Schulen.
Er ermunterte dazu, Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern abzusagen. Kleinere Veranstaltungen müssten individuell auf das Infektionsrisiko hin betrachtet werden. Die Größenordnung 1000 Teilnehmer begründete Spahn damit, dass sie ein stückweit europäischer Standard geworden sei. Derartige Entscheidungen müssten jedoch die lokalen Gesundheitsbehörden treffen. Etliche größere Messen wie etwa die Tourismusbörse ITB in Berlin oder die Hannover Messe wurden bereits abgesagt oder verschoben.
Weltweit haben sich inzwischen rund 110 000 Menschen nachweislich mit dem neuen Coronavirus infiziert, die Dunkelziffer liegt Experten zufolge noch wesentlich höher. Es gibt weder eine schützende Impfung noch eine spezielle Therapie zur Behandlung der Erkrankung Covid-19. Die meisten Infizierten haben nur eine leichte Erkältungssymptomatik mit Frösteln und Halsschmerzen, die binnen weniger Tage verschwindet, oder gar keine Symptome. Etwa 15 von 100 Infizierten erkranken schwer, betroffen sind vor allem ältere Menschen oder solche mit Vorerkrankungen.
Das Frühjahr und der Sommer mit wärmeren Temperaturen dürften die Ausbreitung des Coronavirus entgegen erster Experteneinschätzungen nicht sehr stark verlangsamen. Es sei wohl damit zu rechnen, "dass wir direkt in eine Epidemiewelle hineinlaufen", sagte der Direktor des Instituts für Virologie an der Berliner Charité, Christian Drosten, am Montag in Berlin. "Das heißt, wir müssen damit rechnen, dass ein Maximum von Fällen in der Zeit von Juni bis August auftreten wird", ergänzte er in einem NDR-Podcast. Er verwies auf eine neue, verfeinerte Modellrechnung. Noch in der vergangenen Woche war er von einer Verminderung der Infektionen im Sommer ausgegangen.
Ressourcen müssten nun eingesetzt werden, wo sie am nötigsten seien: Besonders gefährdet vom Virus seien junge Menschen mit Grunderkrankungen und Menschen über 65 Jahren. Ältere Menschen könne man schützen, indem etwa Kinder für eine Zeit nicht bei Oma und Opa zur Betreuung kämen. Man sollte stattdessen für Oma und Opa einkaufen, damit die nicht in den Supermarkt müssten. Drosten verwies auf seinen 70-jährigen Vater und dessen Bekannte im ländlichen Umfeld. "Die haben noch nicht verstanden, dass sie die eigentlich Betroffenen sind." Das betreffe auch das Sozialleben.
An den Börsen hat sich der dramatische Ausverkauf am Montag noch beschleunigt. Der Dax sackte erneut ab. Zu den Sorgen um die wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Epidemie kommt dabei auch die Furcht vor einem Ölpreiskrieg. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sieht Deutschland mit dem Notfallpaket der Koalition zum Schutz der Wirtschaft gegen die Folgen des neuartigen Coronavirus gut gerüstet. Erleichterungen beim Kurzarbeitergeld, eine der zentralen Maßnahmen der Koalition, seien bereits in der Finanzkrise erfolgreich gewesen, sagte Merkel. Auch Finanzhilfen für Unternehmen sind angedacht. Zudem soll es zusätzliche Milliardeninvestitionen geben.
In China sind weitere 22 Menschen an den Folgen des neuartigen Coronavirus gestorben. Die Zahl neu Infizierter sank nach offiziellen Angaben weiter auf landesweit 40 Fälle. Es wird jedoch eine hohe Dunkelziffer vermutet. An Covid-19 sind in China bislang mehr als 3000 Menschen gestorben. Über 80 735 Infektionen wurden nachgewiesen, jedoch gelten mehr als 58 000 Patienten mittlerweile als geheilt.
Im Iran habe sich innerhalb von 24 Stunden die Zahl der Toten von 194 auf 237 erhöht, sagte Ministeriumssprecher Kianush Dschahanpur am Montag in Teheran. Die Zahl der offiziell erfassten Ansteckungen im Land kletterte auf 7161 - 595 mehr als am Vortag. In Afrika steigt die Zahl der Infizierten langsam an. Das Virus wurde in mindestens neun Ländern nachgewiesen./hu/DP/stw
Die 89-Jährige sei an einer Lungenentzündung in Folge der Coronavirus-Infektion gestorben, teilte die Stadt Essen mit. Sie sei seit Anfang März in der Universitätsklinik behandelt worden. Zu dem oder der anderen Toten wollte der Landrat von Heinsberg am Abend nähere Informationen geben. Am Sonntag war bereits ein Feuerwehrmann aus Hamburg in Ägypten am Coronavirus gestorben.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) bereitete alle Bürger auf längere Einschränkungen im Alltagsleben vor. "Wir reden deutlich über mehrere Monate als über mehrere Wochen", sagte er. "Wir müssen den Ausbruch verlangsamen, damit unser Gesundheitssystem weiter funktionieren kann", hatte Spahn schon vor Bekanntwerden der Todesfälle betont. "Dazu brauchen wir die gesamte Gesellschaft. Wir brauchen jeden einzelnen Bürger und jede einzelne Bürgerin."
Es gehe um die gleichen Verhaltensweisen wie bei einer Erkältung oder Grippe. "Alles genauso machen, als würde man sich im Alltag vor Erkältung oder Grippe schützen wollen", sagte Spahn. Jeder solle jetzt zudem abschätzen und entscheiden, worauf er leichter und worauf er schwerer verzichten könne.
Der Minister appellierte an die Eigenverantwortung der Bürger, alle Möglichkeiten in Erwägung zu ziehen - etwa weniger zu reisen oder wenn möglich von zu Hause zu arbeiten. Chronisch kranke Arbeitnehmer sollten Vereinbarungen mit dem Arbeitgeber treffen, die sie und ihre Kollegen schützen. Firmen sollten bereit sein, dies zu ermöglichen. In großen Städten könnten viele Menschen öfter zu Fuß gehen oder Rad fahren, statt den öffentlichen Nahverkehr zu nutzen. Spahn wandte sich erneut gegen pauschale Schließungen von Kitas und Schulen.
Er ermunterte dazu, Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern abzusagen. Kleinere Veranstaltungen müssten individuell auf das Infektionsrisiko hin betrachtet werden. Die Größenordnung 1000 Teilnehmer begründete Spahn damit, dass sie ein stückweit europäischer Standard geworden sei. Derartige Entscheidungen müssten jedoch die lokalen Gesundheitsbehörden treffen. Etliche größere Messen wie etwa die Tourismusbörse ITB in Berlin oder die Hannover Messe wurden bereits abgesagt oder verschoben.
Weltweit haben sich inzwischen rund 110 000 Menschen nachweislich mit dem neuen Coronavirus infiziert, die Dunkelziffer liegt Experten zufolge noch wesentlich höher. Es gibt weder eine schützende Impfung noch eine spezielle Therapie zur Behandlung der Erkrankung Covid-19. Die meisten Infizierten haben nur eine leichte Erkältungssymptomatik mit Frösteln und Halsschmerzen, die binnen weniger Tage verschwindet, oder gar keine Symptome. Etwa 15 von 100 Infizierten erkranken schwer, betroffen sind vor allem ältere Menschen oder solche mit Vorerkrankungen.
Das Frühjahr und der Sommer mit wärmeren Temperaturen dürften die Ausbreitung des Coronavirus entgegen erster Experteneinschätzungen nicht sehr stark verlangsamen. Es sei wohl damit zu rechnen, "dass wir direkt in eine Epidemiewelle hineinlaufen", sagte der Direktor des Instituts für Virologie an der Berliner Charité, Christian Drosten, am Montag in Berlin. "Das heißt, wir müssen damit rechnen, dass ein Maximum von Fällen in der Zeit von Juni bis August auftreten wird", ergänzte er in einem NDR-Podcast. Er verwies auf eine neue, verfeinerte Modellrechnung. Noch in der vergangenen Woche war er von einer Verminderung der Infektionen im Sommer ausgegangen.
Ressourcen müssten nun eingesetzt werden, wo sie am nötigsten seien: Besonders gefährdet vom Virus seien junge Menschen mit Grunderkrankungen und Menschen über 65 Jahren. Ältere Menschen könne man schützen, indem etwa Kinder für eine Zeit nicht bei Oma und Opa zur Betreuung kämen. Man sollte stattdessen für Oma und Opa einkaufen, damit die nicht in den Supermarkt müssten. Drosten verwies auf seinen 70-jährigen Vater und dessen Bekannte im ländlichen Umfeld. "Die haben noch nicht verstanden, dass sie die eigentlich Betroffenen sind." Das betreffe auch das Sozialleben.
An den Börsen hat sich der dramatische Ausverkauf am Montag noch beschleunigt. Der Dax sackte erneut ab. Zu den Sorgen um die wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Epidemie kommt dabei auch die Furcht vor einem Ölpreiskrieg. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sieht Deutschland mit dem Notfallpaket der Koalition zum Schutz der Wirtschaft gegen die Folgen des neuartigen Coronavirus gut gerüstet. Erleichterungen beim Kurzarbeitergeld, eine der zentralen Maßnahmen der Koalition, seien bereits in der Finanzkrise erfolgreich gewesen, sagte Merkel. Auch Finanzhilfen für Unternehmen sind angedacht. Zudem soll es zusätzliche Milliardeninvestitionen geben.
In China sind weitere 22 Menschen an den Folgen des neuartigen Coronavirus gestorben. Die Zahl neu Infizierter sank nach offiziellen Angaben weiter auf landesweit 40 Fälle. Es wird jedoch eine hohe Dunkelziffer vermutet. An Covid-19 sind in China bislang mehr als 3000 Menschen gestorben. Über 80 735 Infektionen wurden nachgewiesen, jedoch gelten mehr als 58 000 Patienten mittlerweile als geheilt.
Im Iran habe sich innerhalb von 24 Stunden die Zahl der Toten von 194 auf 237 erhöht, sagte Ministeriumssprecher Kianush Dschahanpur am Montag in Teheran. Die Zahl der offiziell erfassten Ansteckungen im Land kletterte auf 7161 - 595 mehr als am Vortag. In Afrika steigt die Zahl der Infizierten langsam an. Das Virus wurde in mindestens neun Ländern nachgewiesen./hu/DP/stw
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