Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hat dazu aufgerufen, die weitere Ausbreitung des Coronavirus in Deutschland unter anderem durch einen Verzicht auf Großveranstaltungen möglichst zu verlangsamen, um so auch eine drohende Schrumpfung der Wirtschaftsleistung einzudämmen. "Jetzt kommt es eben darauf an, die Ausbreitung dieses Virus ... zu verlangsamen", sagte Altmaier im ZDF-Morgenmagazin. "Je langsamer er sich ausbreitet, desto größer ist die Chance, dass wir auch im zweiten Halbjahr eine Rezession verhindern können", hob der Wirtschaftsminister hervor.
Altmaier mahnte in diesem Kontext einen besonnenen Umgang der Verantwortlichen mit der Krise an. Wirtschaft habe "viel mit Psychologie zu tun", betonte er. "Wenn alle von Rezession sprechen, dann werden viele vorsichtig, investieren nicht mehr und halten sich zurück", warnte der CDU-Politiker. "Deshalb haben wir auch eine Verantwortung als Politiker, mit diesem Thema angemessen umzugehen."
Ausdrücklich stellte sich Altmaier hinter die Forderung von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU), Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Teilnehmern abzusagen. "Natürlich hat er Recht, weil ja auch die Gesundheit, wenn sie Vorrang hat, dazu führt, dass die Wirtschaft weniger beeinträchtigt wird", erklärte er. Bei Beratungen mit den Länder-Wirtschaftsministern in Berlin solle es darum gehen, "gemeinsam sicherzustellen, dass wir immer das tun, was notwendig und richtig ist, um die Folgen die das Virus auslöst, dann auch für die Wirtschaft beherrschbar zu halten".
Altmaier verwies auf die von der Koalition beschlossenen Maßnahmen, insbesondere Erleichterungen beim Kurzarbeitergeld. Diese würden vor allem mittelständischen Unternehmen helfen, die etwa infolge von Kongressabsagen Aufträge verlören. "Wir werden auch diese Maßnahmen ausweiten, wenn es notwendig ist", kündigte der Wirtschaftsminister an. Zu dem am 25. April geplanten CDU-Sonderparteitag zur Wahl eines neuen Parteivorsitzenden erklärte er, darüber werde "von den Zuständigen und Verantwortlichen in großem Verantwortungsbewusstsein entschieden werden".
Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach bezeichnete die Regel von 1.000 Menschen als "sehr sinnvoll". Es gehe darum zu verhindern, dass sich auch die Älteren infizierten. "Die Regelung, die großen Veranstaltungen abzusagen, ist ohne Wenn und Aber richtig", sagte Lauterbach in derselben Sendung. Für anders lautende Entscheidungen auf lokaler Ebene habe er kein Verständnis. Der Föderalismus habe ansonsten sehr viele Vorteile, bedeute an der Stelle aber einen Nachteil. Deshalb solle man daran arbeiten, "wie wir die Regeln vereinheitlichen", forderte der SPD-Politiker.
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March 10, 2020 05:52 ET (09:52 GMT)
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