Von Ulrike Dauer
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Deutsche Post spürt in ihrem deutschen Paket-Geschäft zunehmend die Konkurrenz des Kunden Amazon.com, der künftig mehr Pakete über sein eigenes Amazon Logistics Network transportieren wird, das ausgebaut werden soll. Damit werden weniger Pakete über DHL transportiert, für die Amazon einer der größten Kunden in Deutschland ist.
Jüngstes Zeichen: Die Deutsche Post hat beschlossen, den Paketsortierstandort in Graben bei Augsburg, ein sogenanntes Amazon Sorting Center, zum 1. Mai zu schließen. Betroffen sind davon 80 Mitarbeiter. Das DHL-Paketzentrum befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft des Amazon Fulfillment Centers in Graben.
Grund für die Schließung sind laut Konzern rückläufige Sendungsmengen, die DHL von dem Kunden Amazon.com bekommen habe und in Zukunft erwarte.
"Der Paketsortierstandort passt nicht mehr zum aktuellen Paketstrom dort, er ist nicht wirtschaftlich, und wir schließen ihn deshalb", sagte Tobias Meyer, im Vorstand der Deutschen Post zuständig für Post & Paket Deutschland, auf der Jahrespressekonferenz des Logistikkonzerns.
Einem Konzernsprecher zufolge ist das Paketsortierzentrum ein kleines. Neben dem Standort in Graben betreibt der Konzern bundesweit ein zweites Amazon Sorting Center in Rheinberg, am Niederrhein zwischen Duisburg und Wesel.
Die Deutsche Post DHL hatte bereits am Morgen mitgeteilt, dass das eigene Paketgeschäft in Deutschland 2020 langsamer wachsen werde, weil der Kunde Amazon mehr Pakete über sein eigenes Amazon Logistics Network transportieren wird. Für 2020 nimmt die ausgegebene Prognose bei Paket Deutschland stagnierende Volumina bis zu 5 Prozent Volumenwachstum an. 2019 betrug das Volumenwachstum knapp 6 Prozent, transportiert wurden rund 1,6 Milliarden Pakete.
Das ist eine Entwicklung, die bereits im zweiten Halbjahr 2019 stattgefunden hat. In der Konsequenz werde die Bedeutung von Amazon für den Konzern-Umsatz, der bereits 2019 abgenommen habe, somit weiter zurückgehen.
2019 betrug das Geschäft mit Amazon laut DAX-Konzern etwa 2 Prozent des Konzernumsatzes, also etwa 1,2 Milliarden Euro. Es stand für etwa 6 Prozent des Umsatzes bei Post & Paket Deutschland.
Laut Meyer heißt dies aber nicht, dass die Deutsche Post 2020 weniger Pakete transportieren wird als 2019.
"Wir gehen davon aus, dass wir in Summe 2020 mehr Pakete transportieren werden als 2019", so Meyer. "Wir bauen dafür an anderer Stelle wie zum Beispiel in Berlin durchaus Kapazität auf."
Das Wachstum in anderen Kundensegmenten soll dabei das rückläufige Geschäft mit Amazon kompensieren.
Wichtig sei, dass die Prognose 2020 des Konzerns die rückläufigen Volumina von Amazon bereits berücksichtige - sowohl im Budget als auch bei den Planungen des Ausblicks, sagte Finanzchefin Melanie Kreis.
Für Amazon haben die rückläufigen Transportvolumina durchaus ihren Preis.
"Wie bei anderen Kunden spiegeln sich Volumenfluktuationen in unseren Verträgen in adäquaten Preismechanismen wider", so die Deutsche Post in der Investorenpräsentation. Volumenrückgänge würden sich auf den Durchschnittspreis auswirken, so Kreis.
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March 10, 2020 09:04 ET (13:04 GMT)
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