FRANKFURT (Dow Jones)--Eine Erholung an den europäischen Börsen ist am Dienstag in sich zusammengefallen. Kräftige Gewinne am Morgen hatten immerhin die Hälfte des Montagschrashs neutralisiert, doch am Nachmittag bröckelten die Kurse schon wieder ab. Der DAX verlor 1,4 Prozent auf 10.475 Punkte, nachdem er im Tageshoch schon über 11.000 Punkten notiert hatte. Der Euro-Stoxx-50 fiel um 1,7 Prozent auf 2.910 Punkte.
Die größten Verlierer vom Vortag rückten zunächst massiv vor, gaben aber am Nachmittag einen großen Teil der Gewinne wieder ab. Der Rohstoff-Subindex gewann schließlich noch 1 Prozent, der Index der Öl- und Gaswerte 0,8 Prozent. Die defensiven Titel wurden abverkauft. Unter den Branchen schlossen Versorger mit fast 5 Prozent Minus, schwach tendierten ferner Telekom-, Bau- und Einzelhandelswerte, auch der von der Coronakrise gebeutelte Reisesektor drehte deutlich nach unten ab.
Der Rückschlag vom Tageshoch belegte laut Händlern die Nervosität. Getragen wurde der Markt zunächst noch von Hoffnungen auf Stützungsmaßnahmen seitens der Geldpolitik und der Notenbanken, um die negativen Folgen der Coronavirus-Epidemie zu dämpfen. Im Blick steht insbesondere eine Pressekonferenz mit US-Präsident Donald Trump, der "dramatische" Maßnahmen angekündigt hat. Die Konferenz findet nach Ende es Handels in Europa und den USA statt.
Für die Sitzung der US-Notenbank am 17./18. März wird unterdessen eine Zinssenkung um 75 Basispunkte fest eingepreist und das, nachdem die US-Währungshüter erst in der Vorwoche in einer überraschenden Aktion den Zins um 50 Basispunkte gesenkt hatten.
Zunächst ist allerdings die EZB am Donnerstag an der Reihe. Hier ist der Spielraum nach unten kleiner, erwartet wird aber fest eine Senkung des Einlagensatzes um 10 Basispunkte. Daneben gibt es Spekulationen über weitere Maßnahmen wie Liquiditätshilfen für Unternehmen oder den ausgeweiteten Kauf von Anleihen, insbesondere aus dem Unternehmensbereich.
Nachgeholter Crash in Moskau
Ein Kursdebakel erlebte die Börse in Moskau. Dort konnten die Akteure feiertagsbedingt erst jetzt auf die neuesten Entwicklungen in Sachen Coronavirus und vor allem Ölpreiskrieg zwischen Saudi-Arabien und Russland reagieren. Der RTS-Index brach um 13 Prozent ein. Der am Vortag um rund 9 Prozent abgestürzte Rubel konnte sich derweil zum Dollar um gut 4 Prozent erholen.
Am Anleihemarkt standen die Zeichen vorwiegend auf Entspannung, doch auch hier stieg am Nachmittag die Nervosität. Die Renditen zogen nach ihrem Einbruch am Vortag an, die deutsche Zehnjahresrendite auf minus 0,79 Prozent von minus 0,85, sie hatte im Tageshoch aber schon deutlich höher gelegen.
Am Devisenmarkt fiel der Yen-Kurs zurück auf 104,35 je Dollar, nachdem die als sicherer Hafen geltende japanische Währung zu Wochenbeginn auf den höchsten Stand seit etwa dreieinhalb Jahren gestiegen war, deutlich unter 102. Der Dollar-Index legte um 1,4 Prozent zu. Zuletzt hatte der Greenback unter den Zinssenkungserwartungen in den USA gelitten.
Die Ölpreise erholten sich ebenfalls kräftig. Deren Absturz war neben der Angst vor einer Rezession als Folge der Coronavirus-Epidemie der Auslöser des Kursdebakels gewesen. Brentöl wird aktuell mit 37,41 Dollar gehandelt. Verglichen mit dem jüngsten Tief von 31,02 Dollar ist dies bereits wieder eine Erholung von rund 20 Prozent. Losgetreten hatte den Preisabsturz Saudi-Arabien mit der Ankündigung, die Ölförderung kräftig zu erhöhen, nachdem man sich mit Russland nicht auf eine Förderdrosselung hatte einigen können.
Gute Nachricht von Infineon - Deutsche Post gesucht
Nachrichten von Unternehmensseite schwelten in der aktuellen Gemengelage erneut eher im Hintergrund. Positiv kam die Mitteilung von Infineon an, dass die US-Regulierungsbehörde grünes Licht für die geplante Übernahme von Cypress gegeben hat. Zwar steht noch die Genehmigung aus China aus, Bedenken gab es in den vergangenen Tagen aber vor allem mit Blick auf die US-Regierung. Die Infineon-Aktie legte um 1,1 Prozent zu.
Deutsche Post gewannen sogar 6,1 Prozent. Die Viertquartalszahlen sind nach Einschätzung eines Händlers zwar schwächer ausgefallen, dafür liege die Dividende aber etwas über der Erwartung. Als gute Nachricht wertete Bernstein, dass das Unternehmen die Prognose für den kumulativen Cashflow 2020 bis 2022 um 500 Millionen Euro auf 5 bis 6 Milliarden Euro angehoben habe.
Klöckner & Co. sackten um 8,8 Prozent ab. Der Stahlhändler hat belastet von sinkenden Stahlpreisen vergangenes Jahr einen Verlust verzeichnet und streicht deswegen die Dividende.
Der Duftstoff- und Aromenhersteller Symrise hat 2019 eine etwas unter den eigenen Erwartungen liegende Marge erzielt, die Aktionäre sollen aber dennoch eine 5 Cent höhere Dividende von 0,95 Euro je Aktie erhalten. Die Aktie gewann 3,6 Prozent. Der Energieversorger Uniper hat den Sprung in die tiefschwarzen Zahlen geschafft und erhöht die Dividende um 28 Prozent auf 1,15 Euro pro Aktie. Am Ende verlor der Titel aber mit dem schwachen Sektor 1,8 Prozent.
Für das Papier des Autozulieferers Schaeffler ging es nach dem Geschäftsausweis um 2,8 Prozent aufwärts. Die UBS-Analysten bescheinigten Schaeffler Umsatz und bereinigtes Betriebsergebnis 5 Prozent über der Markterwartung. Positiv strichen sie den Cashflow vor Einflüssen durch Übernahmen heraus, diese Kennziffer habe die Marktvorhersagen um 34 Prozent geschlagen.
=== . Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung . stand absolut in % seit . Jahresbeginn Europa Euro-Stoxx-50 2.910,02 -49,05 -1,7% -22,3% . Stoxx-50 2.764,46 -24,19 -0,9% -18,8% . Stoxx-600 335,64 -3,86 -1,1% -19,3% Frankfurt XETRA-DAX 10.475,49 -149,53 -1,4% -20,9% London FTSE-100 London 5.960,23 -5,54 -0,1% -20,9% Paris CAC-40 Paris 4.636,61 -71,29 -1,5% -22,4% Amsterdam AEX Amsterdam 484,70 -5,96 -1,2% -19,8% Athen ATHEX-20 Athen 1.603,02 +71,11 +4,6% -30,2% Brüssel BEL-20 Bruessel 3.155,60 -19,21 -0,6% -20,2% Budapest BUX Budapest 38.380,60 +304,77 +0,8% -16,7% Helsinki OMXH-25 Helsinki 3.536,21 -59,73 -1,7% -16,2% Istanbul ISE NAT. 30 Istanbul 121.995,37 -2143,30 -1,7% -12,1% Kopenhagen OMXC-20 Kopenhagen 1.069,75 -15,86 -1,5% -5,8% Lissabon PSI 20 Lissabon 4.266,88 -29,65 -0,7% -18,7% Madrid IBEX-35 Madrid 7.461,50 -247,20 -3,2% -21,9% Mailand FTSE-MIB Mailand 17.870,18 -605,73 -3,3% -21,4% Moskau RTS Moskau 1.094,18 -163,78 -13,0% -29,4% Oslo OBX Oslo 662,58 +1,73 +0,3% -21,4% Prag PX Prag 912,76 -0,71 -0,1% -18,2% Stockholm OMXS-30 Stockholm 1.533,79 -8,66 -0,6% -13,4% Warschau WIG-20 Warschau 1.599,48 -26,51 -1,6% -25,6% Wien ATX Wien 2.361,41 -18,52 -0,8% -24,6% Zürich SMI Zuerich 9.195,93 -0,67 -0,0% -13,4% DEVISEN zuletzt +/- % Di, 8:17 Mo, 17:47 % YTD EUR/USD 1,1311 -1,12% 1,1348 1,1461 +0,9% EUR/JPY 118,03 +0,71% 118,65 117,08 -3,2% EUR/CHF 1,0592 +0,01% 1,0611 1,0618 -2,4% EUR/GBP 0,8765 +0,37% 0,8710 0,8738 +3,6% USD/JPY 104,35 +1,89% 104,55 102,13 -4,1% GBP/USD 1,2914 -1,41% 1,3030 1,3115 -2,6% USD/CNH (Offshore) 6,9636 +0,17% 6,9443 6,9478 -0,0% Bitcoin BTC/USD 7.823,58 -0,64% 7.895,01 7.812,76 +8,5% ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 33,59 31,13 +7,9% 2,46 -44,4% Brent/ICE 37,51 34,36 +9,2% 3,15 -42,0% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.654,86 1.671,92 -1,0% -17,07 +9,1% Silber (Spot) 16,89 16,93 -0,2% -0,04 -5,4% Platin (Spot) 870,80 869,80 +0,1% +1,00 -9,8% Kupfer-Future 2,52 2,51 +0,2% +0,00 -10,1% ===
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March 10, 2020 13:16 ET (17:16 GMT)
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