NEW YORK (Dow Jones)--Die Wall Street befindet sich am Donnerstag erneut auf Talfahrt. Die sich immer weiter ausbreitende Coronavirus-Epidemie sowie die immer deutlicher werdenden negativen Auswirkungen auf die globale Konjunktur schicken die Börsen auf Talfahrt. Auch in Europa und Asien ging es deutlich nach unten. Dazu kommt ein von US-Präsident Donald Trump verhängtes 30-tägiges Einreiseverbot für Europäer in die USA, was erhebliche wirtschaftliche Einbußen nach sich ziehen dürfte. Zudem macht sich Enttäuschung breit, dass Trump keine Details liefern konnte, wie er sein geplantes Stimulierungspaket über die Bühne bringen will. Erste Versuche waren unlängst am Kongress gescheitert.
Vor diesem Hintergrund bricht der Dow-Jones-Index um 6,2 Prozent auf 22.093 Punkte ein. Für den S&P-500 und den Nasdaq-Composite geht es um jeweils 5,7 Prozent nach unten. Nach einem Minus von 7 Prozent im S&P-500 wurde der Handel den Regeln entsprechend kurz nach dem Start für 15 Minuten unterbrochen.
Am Vortag war die Wall Street zudem in einen sogenannten Bärenmarkt übergegangen, das heißt das Minus vom jüngsten Hoch summiert sich auf 20 Prozent - und dies binnen weniger Wochen.
EZB sorgt für leichte Enttäuschung
Derweil hat die EZB zwar einige Maßnahmen mitgeteilt, die an den Aktienmärkten allerdings eher für milde Enttäuschung sorgen. Die Anleihekäufe werden ausgeweitet und zusätzliche Langfristtender angeboten, die Zinsen bleiben jedoch unverändert. EZB-Präsidentin Christine Lagarde sprach von einem großen Schock für die Weltwirtschaft und hat erneut an die Regierungen appelliert, dass eine abgestimmte fiskalische Reaktion nötig sei.
IHS Markit hat die Prognose für das globale Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr um 0,8 Prozentpunkte auf 1,7 Prozent reduziert, für die Eurozone wird ein Nullwachstum erwartet.
Anleihenotierungen explodieren - Gold fällt
Unter den sicheren Häfen bleiben Anleihen gesucht, Gold hingegen nicht. Der Preis für die Feinunze fällt um 2,7 Prozent auf 1.595 Dollar - zu Wochenbeginn hatte das Edelmetall noch über 1.700 Dollar gelegen. Anleger würden derzeit "einfach alles verkaufen", so ein Teilnehmer mit Blick auf die Coronavirus-Krise. Es gibt aber auch Spekulationen über mögliche Notverkäufe von Anlegern, die Nachschusspflichten an anderer Stelle nachkommen müssten.
Die Zehnjahresrendite fällt mit steigenden Notierungen am US-Anleihemarkt um 17,4 Basispunkte auf 0,70 Prozent. Händler verweisen auf die Suche der Anleger nach vermeintlicher Sicherheit vor dem Hintergrund der einbrechenden Aktienmärkte und der weiteren Ausbreitung des Coronavirus. Dazu kommen Rezessionsängste.
Der Euro gerät unter Abgabedruck und notiert bei 1,11152 Dollar. Der Rückgang hängt nach Meinung eines Devisenanalysten weniger mit der geldpolitischen Entscheidung der EZB zusammen, sondern vielmehr mit der Wahrnehmung der Anleger, dass die wirtschaftlichen Risiken wegen des Coronavirus im Euroraum stärker zunähmen als in den USA. Diese Wahrnehmung könne sich allerdings rasch ändern. Damit wird der Dollar aktuell als ein vermeintlich "sicherer Hafen" gesucht.
Die Ölpreise taumeln weiter nach unten, gedrückt von Rezessionsfurcht und den Sorgen um Überproduktion und Preiskriege. Im Verlauf rutschte WTI bis auf 30 Dollar ab. Aber auch das von den USA verhängte Einreiseverbot für Europäer belastet das Sentiment, so ein Teilnehmer. Der Preis für ein Barrel der Sorte WTI verliert 6,6 Prozent auf 30,80 Dollar, Brent fällt um 8,9 Prozent auf 32,59 Dollar.
Fluglinien unter Druck
Bei den Einzelwerten am Aktienmarkt werden vor allem Branchenthemen gespielt. So stürzen etwa Fluglinien mit den Reisebeschränkungen und Stornierungen ab. American Airlines brechen um 3,5 Prozent ein, Delta Air Lines um 16,8 Prozent. United Airlines sausen 12,5 Prozent abwärts, nachdem das Unternehmen einen Kredit über 2 Milliarden Dollar aufnehmen musste.
Unter den Industriewerten stürzen die Titel des Flugzeugherstellers Boeing um 11,5 Prozent ab, nachdem es bereits am Vortag um 18 Prozent nach unten gegangen war. Bei den Bankentiteln verlieren JP Morgan 8,1 Prozent und Morgan Stanley 12,6 Prozent. Unter den großen Technologiewerten fallen Apple um 2,7 Prozent, Amazon um 4,0 Prozent und Alphabet um 2,8 Prozent.
Es gibt aber auch Profiteure der Coronakrise. Die Aktien von Vir Biotechnology steigen um 10 Prozent, nachdem das Unternehmen mit Biogen eine Kooperation zur Entwicklung eines Covid-19-Präparats eingehen will.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 22.093,17 -6,20 -1460,05 -22,58 S&P-500 2.584,35 -5,73 -157,03 -20,01 Nasdaq-Comp. 7.496,15 -5,73 -455,90 -16,46 Nasdaq-100 7.584,96 -5,26 -421,16 -13,15 US-Anleihen Laufzeit Rendite Bp zu VT Rendite VT +/-Bp YTD 2 Jahre 0,41 -12,4 0,53 -79,7 5 Jahre 0,53 -17,4 0,70 -139,3 7 Jahre 0,67 -17,1 0,84 -158,3 10 Jahre 0,70 -17,4 0,87 -174,8 30 Jahre 1,31 -7,8 1,39 -175,3 DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8:39 Mi, 17:31 % YTD EUR/USD 1,1152 -0,95% 1,1310 1,1276 -0,6% EUR/JPY 117,47 -0,40% 117,17 118,37 -3,6% EUR/CHF 1,0570 -0,07% 1,0562 1,0596 -2,6% EUR/GBP 0,8861 +0,86% 0,8827 0,8759 +4,7% USD/JPY 105,31 +0,54% 103,60 105,00 -3,2% GBP/USD 1,2595 -1,72% 1,2812 1,2871 -5,0% USD/CNH (Offshore) 7,0192 +0,64% 6,9923 6,9628 +0,8% Bitcoin BTC/USD 6.061,51 -23,94% 7.390,88 7.757,01 -15,9% ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 30,80 32,98 -6,6% -2,18 -49,0% Brent/ICE 32,59 35,79 -8,9% -3,20 -49,6% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.594,50 1.638,27 -2,7% -43,77 +5,1% Silber (Spot) 16,07 16,77 -4,2% -0,70 -10,0% Platin (Spot) 780,00 865,40 -9,9% -85,40 -19,2% Kupfer-Future 2,46 2,51 -1,8% -0,05 -12,2% ===
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March 12, 2020 13:13 ET (17:13 GMT)
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