FRANKFURT (dpa-AFX) - Die ersten Grenzen sind dicht, überall werden Schulen geschlossen - nur die Fußball-Bundesliga spielt weiter auf Zeit. Als einzige Top-Liga in Europa hält die deutsche Eliteklasse den Spielbetrieb vorerst aufrecht und hat mit dieser auch von einigen Profis und Trainern kritisierten Entscheidung prompt die Politik auf den Plan gerufen. Nach der Empfehlung des DFL-Präsidiums, die Saison erst nach dem ersten Geister-Spieltag der Geschichte ab kommenden Dienstag zunächst für zweieinhalb Wochen auszusetzen, sagte Bremens Innensenator Ulrich Mäurer die für Montagabend geplante Partie zwischen Werder Bremen und Bayer Leverkusen am Freitag kurzerhand ab.
"Es ist zu erwarten, dass sich 2000 bis 3000 Menschen vor dem Stadion einfinden. Deshalb hat der Innensenator gesagt, dass das Spiel nicht stattfinden kann", begründete der Bremer Bürgermeister Andreas Bovenschulte die Entscheidung über die Köpfe der DFL-Granden hinweg. "Die Ausbreitung des Virus muss verlangsamt werden, damit das Gesundheitssystem nicht überlastet wird. Deshalb muss jetzt alles konsequent getan werden."
Diese Konsequenz lässt die Deutsche Fußball Liga ungeachtet der dringlichen Appelle aus der Politik weiter vermissen. Während die Saison in Spanien, Italien, Frankreich und seit Freitag auch in England wegen der Coronavirus-Pandemie unterbrochen ist und die UEFA eine Aussetzung der Champions League und Europa League verfügte, will die DFL ungeachtet der ersten positiven Fälle im deutschen Profi-Fußball den 26. Spieltag vor leeren Rängen durchziehen.
Am Freitagnachmittag geriet der Dachverband weiter unter Druck. Fortuna Düsseldorf und der SC Paderborn beantragten die Absage des Abendspiels. Bei Paderborns Chefcoach Steffen Baumgart hatte sich ein Verdacht auf Sars-CoV-2 zwar nicht bestätigt, es standen aber noch Tests bei SCP-Profis aus. "Die Gesundheit und der Schutz muss absoluten Vorrang vor aktuellen wirtschaftlichen Überlegungen haben", sagte Fortuna-Vorstandschef Thomas Röttgermann "RP Online".
"Es ist schon eine sehr skurrile Situation. Wir sind mittlerweile die einzige Liga europaweit, die noch spielt", sagte Wolfsburgs Trainer Oliver Glasner. "Wenn man sagt: Wir ziehen diesen Spieltag durch, dann muss man sich halt vorher überlegen: Was passiert, wenn sich ein Trainer oder ein Spieler infiziert? Deshalb wäre es auch im Sinne der Zivilcourage am konsequentesten gewesen, den gesamten Spieltag abzusagen."
Bis zum Freitagnachmittag war aber lediglich die Zweitliga-Partie Hannover 96 gegen Dynamo Dresden von einer Absage betroffen, weil sich die Niedersachsen geschlossen in Quarantäne begeben haben, nachdem sich die Profis Timo Hübers und Jannes Horn infiziert hatten. Auch der 1. FC Nürnberg vermeldete den ersten Corona-Fall und beantragte die Absetzung der Partie beim FC St. Pauli am Sonntag.
Anders als einige Kollegen wie Borussia Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc begrüßte Bayern Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge die Entscheidung der DFL, an der Durchführung des Bundesliga-Spieltages festzuhalten. "Im Profi-Fußball geht es am Ende des Tages auch um Finanzen. Es steht noch eine hohe Zahlung von den TV-Broadcastern aus. Wenn diese Zahlung ausbleiben würde, wäre zu erwarten, dass zumindest viele kleine und mittlere Vereine finanzielle Probleme kriegen würden", sagte Rummenigge am Freitag. "Da steht für die gesamte Liga ein größerer dreistelliger Millionenbetrag im Feuer. Das muss berücksichtigt werden", betonte der Bayern-Boss.
In eine ähnliche Kerbe schlug die DFL. "Ziel ist es weiterhin, die Saison bis zum Sommer zu Ende zu spielen - aus sportlichen Gesichtspunkten, aber insbesondere auch weil eine vorzeitige Beendigung der Saison für einige Clubs existenzbedrohende Konsequenzen haben könnte", hieß es in einer Erklärung.
Der Deutsche Fußball-Bund und die 21 Landesverbände legten den gesamten Spielbetrieb dagegen vorerst still. Unterhalb der beiden Profiligen ruht ab sofort der Ball. "Der Fußball tritt in diesen Tagen einen großen Schritt zur Seite. Er ist und bleibt die schönste Nebensache der Welt. Aber eben eine Nebensache, wenn es um die Gesundheit geht", sagte DFB-Präsident Fritz Keller.
Er plädierte zugleich für eine Absage der Ende März geplanten Länderspiele der DFB-Auswahl in Spanien und gegen Italien. "Ich gehe davon aus, dass die Spiele auf Basis der heutigen Faktenlage nicht stattfinden können", so Keller. Das wäre ganz im Sinne von Rummenigge: "Ich würde dringend empfehlen, dass die FIFA und die UEFA die Abstellungsperiode ausfallen lassen." Alle Vereine würden es schätzen, wenn die Länderspiele ausnahmsweise gestrichen würden.
Für die Bundesliga gelten da offenbar andere Gesetze, obwohl Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Donnerstagabend die Bevölkerung wegen der rasanten Ausbreitung des Coronavirus zu drastischen Einschnitten aufgefordert und damit indirekt auch die Fußball-Verantwortlichen noch stärker in die Pflicht genommen hatte. Erst am Montag will die DFL mit den Vertretern der 36 Profivereine auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung in einem Frankfurter Hotel über eine Unterbrechung der Saison zunächst bis zum 2. April beraten.
"Das ist verrückt", twitterte Bayern-Profi Thiago mit Blick auf die geplante Austragung des Gastspiels des Tabellenführers beim 1. FC Union Berlin am Samstag. "Es gibt es viel wichtigere Prioritäten als Sport." Noch deutlicher wurde Union-Torwart Rafal Gikiewicz: "Fußballer werden in dieser Situation behandelt wie Affen im Zirkus."/edo/DP/nas
"Es ist zu erwarten, dass sich 2000 bis 3000 Menschen vor dem Stadion einfinden. Deshalb hat der Innensenator gesagt, dass das Spiel nicht stattfinden kann", begründete der Bremer Bürgermeister Andreas Bovenschulte die Entscheidung über die Köpfe der DFL-Granden hinweg. "Die Ausbreitung des Virus muss verlangsamt werden, damit das Gesundheitssystem nicht überlastet wird. Deshalb muss jetzt alles konsequent getan werden."
Diese Konsequenz lässt die Deutsche Fußball Liga ungeachtet der dringlichen Appelle aus der Politik weiter vermissen. Während die Saison in Spanien, Italien, Frankreich und seit Freitag auch in England wegen der Coronavirus-Pandemie unterbrochen ist und die UEFA eine Aussetzung der Champions League und Europa League verfügte, will die DFL ungeachtet der ersten positiven Fälle im deutschen Profi-Fußball den 26. Spieltag vor leeren Rängen durchziehen.
Am Freitagnachmittag geriet der Dachverband weiter unter Druck. Fortuna Düsseldorf und der SC Paderborn beantragten die Absage des Abendspiels. Bei Paderborns Chefcoach Steffen Baumgart hatte sich ein Verdacht auf Sars-CoV-2 zwar nicht bestätigt, es standen aber noch Tests bei SCP-Profis aus. "Die Gesundheit und der Schutz muss absoluten Vorrang vor aktuellen wirtschaftlichen Überlegungen haben", sagte Fortuna-Vorstandschef Thomas Röttgermann "RP Online".
"Es ist schon eine sehr skurrile Situation. Wir sind mittlerweile die einzige Liga europaweit, die noch spielt", sagte Wolfsburgs Trainer Oliver Glasner. "Wenn man sagt: Wir ziehen diesen Spieltag durch, dann muss man sich halt vorher überlegen: Was passiert, wenn sich ein Trainer oder ein Spieler infiziert? Deshalb wäre es auch im Sinne der Zivilcourage am konsequentesten gewesen, den gesamten Spieltag abzusagen."
Bis zum Freitagnachmittag war aber lediglich die Zweitliga-Partie Hannover 96 gegen Dynamo Dresden von einer Absage betroffen, weil sich die Niedersachsen geschlossen in Quarantäne begeben haben, nachdem sich die Profis Timo Hübers und Jannes Horn infiziert hatten. Auch der 1. FC Nürnberg vermeldete den ersten Corona-Fall und beantragte die Absetzung der Partie beim FC St. Pauli am Sonntag.
Anders als einige Kollegen wie Borussia Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc begrüßte Bayern Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge die Entscheidung der DFL, an der Durchführung des Bundesliga-Spieltages festzuhalten. "Im Profi-Fußball geht es am Ende des Tages auch um Finanzen. Es steht noch eine hohe Zahlung von den TV-Broadcastern aus. Wenn diese Zahlung ausbleiben würde, wäre zu erwarten, dass zumindest viele kleine und mittlere Vereine finanzielle Probleme kriegen würden", sagte Rummenigge am Freitag. "Da steht für die gesamte Liga ein größerer dreistelliger Millionenbetrag im Feuer. Das muss berücksichtigt werden", betonte der Bayern-Boss.
In eine ähnliche Kerbe schlug die DFL. "Ziel ist es weiterhin, die Saison bis zum Sommer zu Ende zu spielen - aus sportlichen Gesichtspunkten, aber insbesondere auch weil eine vorzeitige Beendigung der Saison für einige Clubs existenzbedrohende Konsequenzen haben könnte", hieß es in einer Erklärung.
Der Deutsche Fußball-Bund und die 21 Landesverbände legten den gesamten Spielbetrieb dagegen vorerst still. Unterhalb der beiden Profiligen ruht ab sofort der Ball. "Der Fußball tritt in diesen Tagen einen großen Schritt zur Seite. Er ist und bleibt die schönste Nebensache der Welt. Aber eben eine Nebensache, wenn es um die Gesundheit geht", sagte DFB-Präsident Fritz Keller.
Er plädierte zugleich für eine Absage der Ende März geplanten Länderspiele der DFB-Auswahl in Spanien und gegen Italien. "Ich gehe davon aus, dass die Spiele auf Basis der heutigen Faktenlage nicht stattfinden können", so Keller. Das wäre ganz im Sinne von Rummenigge: "Ich würde dringend empfehlen, dass die FIFA und die UEFA die Abstellungsperiode ausfallen lassen." Alle Vereine würden es schätzen, wenn die Länderspiele ausnahmsweise gestrichen würden.
Für die Bundesliga gelten da offenbar andere Gesetze, obwohl Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Donnerstagabend die Bevölkerung wegen der rasanten Ausbreitung des Coronavirus zu drastischen Einschnitten aufgefordert und damit indirekt auch die Fußball-Verantwortlichen noch stärker in die Pflicht genommen hatte. Erst am Montag will die DFL mit den Vertretern der 36 Profivereine auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung in einem Frankfurter Hotel über eine Unterbrechung der Saison zunächst bis zum 2. April beraten.
"Das ist verrückt", twitterte Bayern-Profi Thiago mit Blick auf die geplante Austragung des Gastspiels des Tabellenführers beim 1. FC Union Berlin am Samstag. "Es gibt es viel wichtigere Prioritäten als Sport." Noch deutlicher wurde Union-Torwart Rafal Gikiewicz: "Fußballer werden in dieser Situation behandelt wie Affen im Zirkus."/edo/DP/nas