
Von Hans Bentzien
FRANKFURT/WASHINGTON (Dow Jones)--Die US-Notenbank lockert wegen der Coronavirus-Pandemie ihre Geldpolitik massiv und erhöht gemeinsam mit fünf weiteren Notenbanken die weltweite Versorgung mit Dollar-Liquidität. Wie die Federal Reserve am Abend mitteilte, senkt sie ihren Tagesgeldzielsatz um 100 Basispunkte auf 0,00 bis 0,25 Prozent, den Diskontsatz um 150 Basispunkte auf 0,25 Prozent und den Mindestreservesatz auf 0,00 Prozent. Der Tagesgeldzielsatz ist damit so niedrig wie zuletzt Ende 2015. Darüber hinaus kündigte die Fed neue Ankäufe von Treasuries und Hypothekenpapieren staatlicher Agenturen an.
Der Offenmarktausschuss FOMC geht davon aus, dass der Tagesgeldzielsatz so lange in dieser Zielspanne bleiben wird, bis er sicher ist, dass die Volkswirtschaft die jüngsten Ereignisse überstanden hat und sich wieder auf dem Weg zu Maximalbeschäftigung und Preisstabilität befindet.
Der Offenmarktausschuss weist darauf hin, dass der Ausbruch des Coronavirus die Wirtschaftsaktivität in vielen Teil der Welt, darunter den USA gestört hat. Auch hätten sich weltweit die finanziellen Bedingungen deutlich verschlechtert. "Die Folgen des Coronavirus werden die Wirtschaftsaktivität kurzfristig beeinflussen und sind ein Risiko für den weiteren Ausblick", heißt es im FOMC-Statement.
Darüber hinaus kündigte die Fed den Ankauf von Treasuries und Hypothekenpapieren an. Laut der Mitteilung will sie in den nächsten Monaten Treasuries für mindestens 500 Milliarden US-Dollar erwerben, davon gleich am Montag Papiere mit festem Kupon und inflationsindexierte Anleihen für 40 Milliarden Dollar. Daneben wird die Fed hypothekenbesicherte Papiere der staatlichen Agenturen für 200 Milliarden Dollar kaufen, davon bis 13. April Papiere für 80 Milliarden Dollar. Darin enthalten sind allerdings auch Wiederanlagen für 23 Milliarden Dollar.
Die Fed erhöht die weltweite Versorgung mit Dollar-Liquidität, indem sie gemeinsam mit Bank of Canada, Bank of England, Bank of Japan, Europäischer Zentralbank und Schweizerischer Nationalbank Dollar-Repo-Geschäfte mit einer Laufzeit von 84 Tagen begibt. Diese Geschäfte sollen einen Zinssatz haben, der um 25 Basispunkte oberhalb des Dollar-Overnight-Index-Spread (OIS) liegt und zusätzlich zu den wöchentlichen Dollar-Tendern kommen. Die Fed wird außerdem die seit einiger Zeit üblichen täglichen Repo-Geschäfte fortführen.
Die Fed ermutigt Institute mit Einlagengeschäft, von einer Refinanzierung über das Diskontfenster Gebrauch zu machen. Auch sollen die Banken laut Fed ihre Liquiditäts- und Kapitalpuffer nutzen, um private Haushalte und Unternehmen mit Krediten zu unterstützen, die von Coronavirus betroffen sind.
Den Mindestreservesatz reduziert die US-Notenbank auf 0,00 Prozent. Sie begründet ihre Entscheidung damit, dass sie von nun an nicht mehr für eine Nachfrage nach Reserven sorgen wolle, sondern für eine reichliche Liquiditätsausstattung.
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March 15, 2020 18:51 ET (22:51 GMT)
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