TOKIO/SCHANGHAI (Dow Jones)--Mit teils kräftigen Abgaben zeigen sich die Aktienmärkte in Ostasien zu Beginn der neuen Handelswoche. Die überraschende Zinssenkung der US-Notenbank vom Vorabend sorgt dabei für keine Beruhigung, sondern vergrößert die Sorgen vor den negativen Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie. Der Tagesgeldzielsatz wurde um 100 Basispunkte auf 0,00 bis 0,25 Prozent gesenkt, der Diskontsatz um 150 Basispunkte auf 0,25 Prozent und der Mindestreservesatz auf 0,00 Prozent. Der Tagesgeldzielsatz befindet sich damit auf einem so niedrigen Niveau wie zuletzt Ende 2015. Zudem kündigte die Fed neue Ankäufe von Treasuries und Hypothekenpapieren staatlicher Agenturen an. Bereits vor zwei Wochen hatte die US-Notenbank die Zinsen überraschend um 50 Basispunkte nach unten genommen.
Fed-Chairman Jerome Powell rechnet allerdings nicht damit, dass die US-Notenbank zum Instrument des Negativzinses greifen muss. Zum Konjunkturausblick sagte Powell, das zweite Quartal werde voraussichtlich schwach ausfallen. Der weitere Ausblick hänge vom Coronavirus ab. Die ursprünglich für Dienstag und Mittwoch anberaumten FOMC-Beratungen entfallen.
Die japanische Notenbank hat nach der abermaligen Zinssenkung durch die Fed ebenfalls Maßnahmen zu Stützung der Wirtschaft in der Coronavirus-Krise angekündigt. Die Bank of Japan (BoJ) will die Käufe von Exchange-Traded Funds (ETFs) am Tokioter Aktienmarkt, der im Vergleich zu seinen jüngsten Hochs um 25 Prozent eingebrochen ist, verdoppeln. Bisher plante die BoJ Käufe von 6 Billionen Yen jährlich, nun will sie sie auf 12 Billionen Yen - umgerechnet rund 100 Milliarden Euro - hochschrauben. Wie die Europäische Zentralbank (EZB) in der vergangenen Woche entschied sich die BoJ gegen eine Zinssenkung. Sie behielt ihren Leitzins von minus 0,1 Prozent bei.
Der Fed-Schritt signalisiert, dass man sich gegen eine mögliche drohende Rezession durch die negativen Auswirkungen der Coronavirus-Krise stemmt, heißt es von einem Teilnehmer. Diese hätte massive Auswirkungen auf den US-Arbeitsmarkt und die Unternehmensgewinne. Der Versuch der Fed, die Märkte zu beruhigen ist ein ermutigendes Signal, so Chris Rupkey, Chefökonom bei MUFG. Jedoch könnte die erneute überraschende Senkung der Fed auch die Besorgnis der Investoren erhöhen, dass die konjunkturellen Auswirkungen der Coronavirus-Epidemie möglicherweise noch stärker sind, als bislang befürchtet. Damit dürfte die Volatilität weiterhin extrem hoch bleiben.
Zusätzlich schwache Konjunkturdaten aus China
Der Schanghai-Composite fällt um 2,6 Prozent. Hier belasten zusätzlich sehr schwache Konjunkturdaten, welche die negativen Auswirkungen der Coronavirus-Epidemie widerspiegeln. So ist die chinesische Industrieproduktion in den Monaten Januar und Februar um 13,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr eingebrochen - im Dezember war hier noch ein Anstieg um 6,9 Prozent verzeichnet worden. Analysten hatten lediglich einen Rückgang um 3,0 Prozent erwartet. Zudem brachen die Einzelhandelsumsätze in den beiden ersten Monaten des Jahres um 20,5 Prozent ein.
In Tokio drehte der Nikkei-225 nach der Zinsentscheidung der Bank of Japan kurzzeitig leicht ins Plus, gab diese Gewinne jedoch rasch wieder ab. Für den Index geht es um 3,0 Prozent nach unten. Der Yen zeigt sich von der Entscheidung wenig bewegt. Der Kospi in Seoul verliert 2,0 Prozent.
Der australische Leitindex S&P/ASX-200 brach zu Wochenbeginn massiv ein und schloss mit einem Minus von 9,7 Prozent. Er verzeichnete damit den größten Tagesverlust in seiner Geschichte. Hier wurde auf die überraschende Zinssenkung der US-Notenbank verwiesen, welche die Sorgen bezüglich der zu erwartenden negativen Auswirkungen der Coronavirus-Epidemie massiv verstärkt habe. Der Index hat damit an drei der vergangenen sechs Handelstage mehr als sieben Prozent verloren.
Coronavirus-Epidemie bestimmt weiter den Takt
Die Aktienmärkte weltweit hängen weiter an der Entwicklung rund um die Coronavirus-Epidemie, die nun ihren Schwerpunkt in Europa hat. Hier reagierten die Staaten mit zum Teil drastischen Schritten, um eine weitere Virus-Ausbreitung zu verhindern. Dazu gehören Ausgangssperren und Versammlungsverbote. Daneben sind viele Ländergrenzen geschlossen worden.
Auch in den USA breitet sich das Virus weiter aus. Am Freitag hatte US-Präsident Trump aus diesem Grund den Nationalen Notstand ausgerufen.
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March 16, 2020 02:23 ET (06:23 GMT)
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