NEW YORK (Dow Jones)--Nach dem dramatischen Ausverkauf zum Wochenauftakt kommt es am Dienstag an der Wall Street zu einer Gegenbewegung. Die ist einerseits zwar fragil, andererseits fallen die Gewinne passend zu den jüngsten massiven Ausschlägen nach beiden Seiten zur Mittagszeit mit bis zu 5 Prozent kräftig aus.
Der Dow-Jones-Index gewinnt zwar 2,6 Prozent auf 20.701 Punkte, hängt damit aber dennoch etwas zurück. Er wird gebremst vom Schwergewicht Boeing, das diesen Status angesichts des jüngsten Kursverfalls aber allmählich verliert. Der S&P-500 legt um 4,6 Prozent zu und der Nasdaq.Composite um 4,9 Prozent. Am Montag hatten alle Indizes zweistellig verloren. Im Dow-Jones-Index betrug das Minus fast 13 Prozent oder 3.000 Punkte.
Beobachter zweifeln an der Nachhaltigkeit der Erholung, trotz der mittlerweile weltweit ergriffenen drastischen Maßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie. Andererseits brauchen diese Maßnahmen auch Zeit zu wirken.
Die Hilfszusagen der Regierungen gehen vielen Marktteilnehmern nicht weit genug. Geldpolitisch sei schon viel getan worden, heißt es etwa von Sameer Goel, leitender Makrostatege Asien bei der Deutschen Bank, mit Blick auf Zinssenkungen und andere Konjunkturstimuli der Notenbanken. Es seien noch deutlich aggressivere fiskalische Antworten auf die Entwicklung nötig, um die Bilanzen der Unternehmen und die Realwirtschaft zu unterstützen. Dies sei aber schwieriger und benötige mehr Zeit, räumt der Stratege ein.
Zumindest für etwas Zuversicht sorgen Berichte über ein geplantes Stimulipaket der US-Regierung im Umfang von 850 Milliarden Dollar.
Dollar kräftig erholt
Die Konjunkturdaten des Tages zeigen Licht wie Schatten, spielen aber als rückwärtsgerichtet kaum ein Rolle angesichts der dynamischen Entwicklung rund um die Coronavirus-Pandemie. Die stark beachteten Einzelhandelsumsätze in den USA gingen im Februar auf Monatssicht um 0,5 Prozent zurück. Volkswirte hatten einen kleinen Anstieg um 0,1 Prozent erwartet. Dagegen stieg die Industrieproduktion etwas stärker als prognostiziert.
Der Dollar erholt sich kräftig von dem Rücksetzer, den er nach der überraschenden Zinssenkung der US-Notenbank vom Wochenende verzeichnet hatte. Im Gegenzug fällt der Euro von über 1,12 in der Spitze am Vortag auf knapp unter 1,10 Dollar. Der Dollar-Index gewinnt 1,6 Prozent. Der Dollar profitiere von seinem Status als weltweit meistgenutzte Währung, sagen Marktbeobachter. Außerdem gelte der Greenback im Vergleich zu verschiedenen anderen Währungen, etwa dem Euro, als sicherer Hafen.
Die Analysten der ING warnen jedoch, dass sich das rasch wieder ändern könnte. Wenn die weltweit eingeleiteten Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie Wirkung zeigten und die Angst vor einer Rezession nachlasse, dürfte der Dollar wieder nachgeben.
Die Ölpreise zeigen sich wenig verändert. Rezessionsängste als Folge der Corona-Pandemie und der von Saudi-Arabien initiierte Preiskrieg mit Russland dürften übergeordnet aber weiter auf den Preisen lasten, heißt es.
Der Goldpreis dreht nach anfänglichen Verlusten ins Plus, was Beobachter mit einem neuen Hilfsprogramm der US-Notenbank erklärten. Durch die Unterstützung sogenannter Commercial Paper soll ein Kreditrahmen ähnlich wie während der Finanzkrise 2008 geschaffen werden, um mögliche Engpässe für die Unternehmensfinanzierung abzumildern. Ein solches Versprechen der Fed zu mehr Unterstützung in der aktuellen Krise sei genau das gewesen, was Gold nach der jüngsten Verlustserie gebraucht habe, sagt Edward Moya von Oanda.
Der Preisverfall der vergangenen Tage ist laut Marktteilnehmern ein Zeichen dafür, dass Anleger derzeit alles zu Geld machen, was sich leicht verkaufen lässt. Mathieu Savary von BCA vergleicht die aktuelle Lage mit der Situation im Oktober 2008, als die Angst vor Liquiditätsengpässen am Markt umging. Es sei die Angst vor der Deflation, die den Goldpreis drücke. Der aktuelle Mangel an Liquidität beschwöre das Schreckgespenst einer wirtschaftlichen Depression herauf. Drückend auf den Goldpreis dürfte daneben der deutlich anziehende Dollar wirken. Aktuell verbilligt sich die Feinunze um 24 Dollar auf 1.532.
Am US-Anleihemarkt spiegelt sich die leichte Entspannung in sinkenden Kursen und steigenden Renditen wider. Die Rendite zehnjähriger Titel steigt um gut 9 Basispunkte auf 0,82 Prozent.
Boeing-Aktie fällt und fällt - Biontech haussieren
Die Boeing-Aktie steht auch am Dienstag stark unter Druck. Nach dem gut 20-prozentigen Minus am Montag geht es für das Papier um rund 14 Prozent weiter abwärts. Damit ist die Aktie mit Abstand größter Verlierer und zugleich Bremser im Dow-Jones-Index.
Marktbeobachtern zufolge könnten die Liquiditätsprobleme bei Boeing größer sein als gedacht. Die Abstufung des Langfristratings um gleich zwei Stufen auf BBB von AA- durch Standard & Poor's spiegele das wider. Boeing wird damit nur noch zwei Stufen über "Ramschniveau" bewertet. Den Ausblick stufen die Analysten, wie auch Fitch und Moody's, negativ ein. Die Verschuldung infolge des Startverbots der 737 Max könnte bis zum Jahresende auf 46 Milliarden Dollar steigen, heißt es. Hinzu kommen die massiven Ausfälle im allgemeinen Luftverkehr wegen der Coronavirus-Pandemie. Der Kurs des Boeing-Zulieferers Spirit Aero verliert ähnlich stark.
Die Aktien des an der Nasdaq notierten Mainzer Biotechnologie-Unternehmens Biontech springen um 67 Prozent nach oben. Hier sorgt die Nachricht für Fantasie, dass der US-Pharmakonzern Pfizer Biontech bei der Entwicklung eines Impfstoffs gegen das Coronavirus unterstützt. Konkret geht es darum, die Entwicklung des potenziellen "first-in-class" Covid-19 mRNA-Impfstoffprogramms zu beschleunigen, das voraussichtlich Ende April in die klinische Phase gehen wird. Pfizer verbessern sich um gut 6 Prozent.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 20.753,28 2,80 564,76 -27,28 S&P-500 2.490,92 4,39 104,79 -22,90 Nasdaq-Comp. 7.227,92 4,68 323,33 -19,44 Nasdaq-100 7.372,65 5,02 352,28 -15,58 US-Anleihen Laufzeit Rendite Bp zu VT Rendite VT +/-Bp YTD 2 Jahre 0,41 5,1 0,36 -79,4 5 Jahre 0,56 6,7 0,49 -136,5 7 Jahre 0,76 9,2 0,67 -148,7 10 Jahre 0,82 9,2 0,73 -162,1 30 Jahre 1,40 6,4 1,34 -166,5 DEVISEN zuletzt +/- % Mo, 9:44 Uhr Fr, 17:38 Uhr % YTD EUR/USD 1,0991 -1,59% 1,1208 1,1062 -2,0% EUR/JPY 118,17 -0,42% 119,13 118,99 -3,1% EUR/CHF 1,0572 -0,07% 1,0549 1,0565 -2,6% EUR/GBP 0,9124 +0,22% 0,9064 0,8944 +7,8% USD/JPY 107,53 +1,19% 106,32 107,55 -1,2% GBP/USD 1,2037 -1,87% 1,2366 1,2366 -9,2% USD/CNH (Offshore) 7,0294 +0,28% 7,0100 7,0302 +0,9% Bitcoin BTC/USD 5.326,26 +8,20% 4.855,76 5.365,01 -26,1% ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 28,77 28,70 +0,2% 0,07 -52,4% Brent/ICE 29,78 30,05 -0,9% -0,27 -54,0% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.534,58 1.508,54 +1,7% +26,04 +1,1% Silber (Spot) 12,50 12,94 -3,4% -0,44 -30,0% Platin (Spot) 682,90 663,50 +2,9% +19,40 -29,2% Kupfer-Future 2,36 2,39 -1,6% -0,04 -15,9% ===
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March 17, 2020 11:59 ET (15:59 GMT)
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