
Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Das Hamburgische Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) hat angesichts der Coronavirus-Epidemie seine Prognose für die Wirtschaftsentwicklung in Deutschland in diesem Jahr deutlich reduziert. Die Ökonomen erwarten für 2020 einen Rückgang des Bruttoinlandsproduktes (BIP) um 2,5 Prozent, für 2021, wenn zu der Erholung auch Nachholeffekte beitragen, dann aber ein Wachstum von 2,3 Prozent. Im Dezember 2019 hatte das HWWI 1,4 Prozent Wachstum für dieses und 1,5 Prozent für nächstes Jahr vorausgesagt.
Die Gefahr einer längeren und noch ausgeprägteren Rezession, was Tiefe wie Dauer betreffe, sei aber bei einer Ausweitung der Epidemie hoch, betonte das Institut. Die Virusepidemie belaste die gesamte Weltkonjunktur schwer. Die deutsche Wirtschaft sei über Liefer- und Produktionsketten und zudem seien viele Wirtschaftsbereiche durch die hiesigen Schutzmaßnahmen stark betroffen. "Die ökonomischen Auswirkungen sind schon wegen des nicht absehbaren Ausmaßes der Epidemie schwer abschätzbar", betonten die Ökonomen.
Zumindest in der ersten Hälfte dieses Jahres werde die Wirtschaftstätigkeit in Deutschland dadurch stark gedämpft. Die um sich greifende Verunsicherung werde nach Ausfuhren und Investitionen in einigen Bereichen auch den privaten Konsum, etwa von bestimmten Dienstleistungen, langlebigen Gütern und Reisen, beeinträchtigen. Hinzu käme eine abgeschwächte Beschäftigungs- und Einkommensentwicklung, was ebenfalls den privaten Konsum schwäche. Bei Eindämmung der Epidemie könnte aber ab dem späteren Jahresverlauf einiges wieder nachgeholt werden.
Für die privaten Konsumausgaben erwartet das HWWI einen Rückgang um 1,0 Prozent in diesem und einen Zuwachs von 1,7 Prozent im kommenden Jahr, für die Anlageinvestitionen ein Minus von 2,0 Prozent im laufenden und ein Plus von 2,6 Prozent im nächsten Jahr. Die Ausrüstungsinvestitionen sollen dabei 2020 um 6,7 Prozent sinken und 2021 um 3,7 Prozent steigen, während die Investitionen in Bauten dieses Jahr um 1,2 Prozent und kommendes um 2,1 Prozent zulegen sollen.
Für die Exporte und die Importe werden für dieses Jahr Rückgänge um 4,4 Prozent beziehungsweise 1,2 Prozent und für nächstes Jahr Anstiege um 3,5 Prozent und 3,6 Prozent veranschlagt. Die Zahl der Arbeitslosen soll sich 2020 auf 2,37 Millionen von 2,27 Millionen erhöhen und 2021 auf diesem Niveau bleiben, die Arbeitslosenquote von 4,8 Prozent im Jahr 2019 auf 5,0 Prozent 2020 und 2021 steigen.
Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com
DJG/ank/apo
(END) Dow Jones Newswires
March 18, 2020 07:24 ET (11:24 GMT)
Copyright (c) 2020 Dow Jones & Company, Inc.