DILLINGEN (dpa-AFX) - Nach dreistelligen Millionenverlusten im Jahr 2019 müssen die saarländischen Stahlunternehmen Dillinger Hütte und Saarstahl AG mit einem weiteren Jahr in der Verlustzone rechnen. "Ich gehe zum gegenwärtigen Zeitpunkt davon aus, dass auch 2020 mit Verlusten abgeschlossen wird", sagte der Vorstandsvorsitzende Tim Hartmann am Dienstag in Dillingen. "Wir hoffen, dass es im zweiten Halbjahr 2020 wieder zu einer Normalisierung kommt", sagte er mit Blick auf die Corona-Krise. Man müsse "auf Sicht fahren". Jede Prognose sei "mit großen Unsicherheiten behaftet".
Saarstahl verlor 12,7 Prozent des Umsatzes. Er lag bei nur noch 2,2 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) rutschte auf minus 127,6 (2018: plus 99) Millionen Euro. Der Umsatz der Dillinger Gruppe lag mit 2,08 Milliarden Euro um 5,2 Prozent unter dem Vorjahreswert. Der Betriebsverlust belief sich auf 116,1 Millionen Euro nach einem Gewinn von gut 38 Millionen Euro im Vorjahr. Es ist das erste Mal in der Stahlgeschichte des Saarlandes, dass beide Unternehmen zeitgleich hohe Verluste ausweisen müssen.
Hartmann verwies auf konjunkturelle und strukturelle Probleme: "Wir hatten ein schwieriges Jahr." Einerseits leide die Stahlbranche unter der Strukturkrise am Markt, Protektionismus und unzureichenden Schutzmaßnahmen der EU gegen Billigimporte. Andererseits befänden sich auch wichtige Kundengruppen wie Autohersteller und Maschinenbauer in einem strukturellen Umbruch.
An dem Ziel, profitabel zu arbeiten und an der Saar die "modernste Stahlindustrie" zu schaffen, halte man fest. Mit Blick auf die Corona-Pandemie sagte er: "Wir erleben derzeit eine noch nie da gewesene Krise. Wir werden diese Krise meistern." Niemand wisse jedoch derzeit, wann die Automobilproduktion wieder anlaufe. Das Milliarden-Hilfspaket der Bundesregierung werde mit Sicherheit von einigen Kunden in Anspruch genommen und daher auch Saarstahl und Dillinger Hütte nutzen. "Ob wir es selbst in Anspruch nehmen werden, ist noch offen. Das wird abhängen von der weiteren Entwicklung."
Die beiden Unternehmen beschäftigten Ende 2019 rund 13 500 Mitarbeiter. Bis Ende 2020 soll die Zahl der Beschäftigten unter 13 000 liegen. An dem im Herbst 2019 angekündigten Stellenabbau werde nicht gerüttelt. "Wir werden es ohne betriebsbedingte Kündigungen schaffen, das steht fest", sagte Personalvorstand Peter Schweda.
Die Stahl-Holding-Saar als Führungsholding für beide Unternehmen hatte vergangenen Herbst angekündigt, bis 2022 bei beiden Unternehmen 1500 Stellen zu streichen und weitere 1000 Arbeitsplätze an externe Dienstleister auszulagern. Dadurch sollten die Kosten um insgesamt 250 Millionen Euro gesenkt werden.
Wegen Nachfragerückgängen in der Automobilindustrie und im Maschinenbau hat Saarstahl seit September Kurzarbeit gefahren, bei Dillinger war dies in den ersten beiden Monaten von 2020 der Fall. Auch in den kommenden Monaten werde man "coronabedingt" vor allem bei Saarstahl zu Kurzarbeit greifen müssen, hieß es in einer Online-Pressekonferenz.
Der Übergang zu einer CO2-freien Produktion sei machbar, koste aber Milliarden, sagte Hartmann. Wichtig sei, dass das vom Bundeswirtschaftsministerium entwickelte Handlungskonzept für eine klimaneutrale Stahlproduktion unter Einsatz von Wasserstoff noch in diesem Jahr von der Bundesregierung und von der EU-Kommission auf den Weg gebracht werde. "Wir benötigen ein solches Eintreten aus Berlin und Brüssel für den Rahmen, der es ermöglicht, die Transformation zu starten." Bis 2050 soll Stahl klimaneutral produziert werden können.
Dillinger und Saarstahl haben derzeit wegen der Corona-Krise ihre Produktion gedrosselt. Einige der Produktionsbereiche und Aggregate - wie Hochofen und Kokerei - müssten aber aus technischen Gründen im Warmzustand und funktionsfähig gehalten werden, hieß es./rtt/DP/mis
Saarstahl verlor 12,7 Prozent des Umsatzes. Er lag bei nur noch 2,2 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) rutschte auf minus 127,6 (2018: plus 99) Millionen Euro. Der Umsatz der Dillinger Gruppe lag mit 2,08 Milliarden Euro um 5,2 Prozent unter dem Vorjahreswert. Der Betriebsverlust belief sich auf 116,1 Millionen Euro nach einem Gewinn von gut 38 Millionen Euro im Vorjahr. Es ist das erste Mal in der Stahlgeschichte des Saarlandes, dass beide Unternehmen zeitgleich hohe Verluste ausweisen müssen.
Hartmann verwies auf konjunkturelle und strukturelle Probleme: "Wir hatten ein schwieriges Jahr." Einerseits leide die Stahlbranche unter der Strukturkrise am Markt, Protektionismus und unzureichenden Schutzmaßnahmen der EU gegen Billigimporte. Andererseits befänden sich auch wichtige Kundengruppen wie Autohersteller und Maschinenbauer in einem strukturellen Umbruch.
An dem Ziel, profitabel zu arbeiten und an der Saar die "modernste Stahlindustrie" zu schaffen, halte man fest. Mit Blick auf die Corona-Pandemie sagte er: "Wir erleben derzeit eine noch nie da gewesene Krise. Wir werden diese Krise meistern." Niemand wisse jedoch derzeit, wann die Automobilproduktion wieder anlaufe. Das Milliarden-Hilfspaket der Bundesregierung werde mit Sicherheit von einigen Kunden in Anspruch genommen und daher auch Saarstahl und Dillinger Hütte nutzen. "Ob wir es selbst in Anspruch nehmen werden, ist noch offen. Das wird abhängen von der weiteren Entwicklung."
Die beiden Unternehmen beschäftigten Ende 2019 rund 13 500 Mitarbeiter. Bis Ende 2020 soll die Zahl der Beschäftigten unter 13 000 liegen. An dem im Herbst 2019 angekündigten Stellenabbau werde nicht gerüttelt. "Wir werden es ohne betriebsbedingte Kündigungen schaffen, das steht fest", sagte Personalvorstand Peter Schweda.
Die Stahl-Holding-Saar als Führungsholding für beide Unternehmen hatte vergangenen Herbst angekündigt, bis 2022 bei beiden Unternehmen 1500 Stellen zu streichen und weitere 1000 Arbeitsplätze an externe Dienstleister auszulagern. Dadurch sollten die Kosten um insgesamt 250 Millionen Euro gesenkt werden.
Wegen Nachfragerückgängen in der Automobilindustrie und im Maschinenbau hat Saarstahl seit September Kurzarbeit gefahren, bei Dillinger war dies in den ersten beiden Monaten von 2020 der Fall. Auch in den kommenden Monaten werde man "coronabedingt" vor allem bei Saarstahl zu Kurzarbeit greifen müssen, hieß es in einer Online-Pressekonferenz.
Der Übergang zu einer CO2-freien Produktion sei machbar, koste aber Milliarden, sagte Hartmann. Wichtig sei, dass das vom Bundeswirtschaftsministerium entwickelte Handlungskonzept für eine klimaneutrale Stahlproduktion unter Einsatz von Wasserstoff noch in diesem Jahr von der Bundesregierung und von der EU-Kommission auf den Weg gebracht werde. "Wir benötigen ein solches Eintreten aus Berlin und Brüssel für den Rahmen, der es ermöglicht, die Transformation zu starten." Bis 2050 soll Stahl klimaneutral produziert werden können.
Dillinger und Saarstahl haben derzeit wegen der Corona-Krise ihre Produktion gedrosselt. Einige der Produktionsbereiche und Aggregate - wie Hochofen und Kokerei - müssten aber aus technischen Gründen im Warmzustand und funktionsfähig gehalten werden, hieß es./rtt/DP/mis
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