BERLIN (Dow Jones)--Im Zuge der Corona-Krise geraten wegen des sinkenden Stromverbrauchs die Großhandelspreise unter Druck. Sie hätten "bereits deutlich auf die Krise" reagiert, heißt es in einem am Dienstag aktualisierten Dossier des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Ein Stromliefervertrag für den Monat April kostete am Montag 18,55 Euro pro Megawattstunde und damit 40 Prozent weniger als noch vor zwei Wochen.
Der Monat Mai lag bei 20,07 Euro und damit 30 Prozent niedriger. Das Jahresfuture für Stromlieferungen für 2021 erreichte 33,65 Euro pro Megawattstunde, ein Minus von 15 Prozent gegenüber dem Durchschnitt von vor zwei Wochen. Bei dem Produkt Cal-2021 Baseload handele es sich nicht um aktuelle Lieferungen, sondern um den Handelspreis, der eine Erwartung fürs nächste Jahr darstelle, betonte der Verband.
Die Experten sehen als Grund für die Entwicklung den sinkenden Energieverbrauch infolge der Krise. Während die Abweichungen bis zum Mittwoch vergangener Woche "in der üblichen Schwankungsbreite" lagen, traten am Donnerstag und Freitag bereits leichte Rückgänge auf. Am Montag lag der Stromverbrauch um 4,9 Prozent niedriger als im Mittel für den vergleichbaren Tag in den Jahren 2017 bis 2019.
Allerdings rechnet der BDEW infolge der Stilllegung von Automobilwerken, Zulieferern und weiteren Industriebetrieben mit einem stärker sinkenden Stromverbrauch. Branchen wie die Automobilindustrie, Elektrotechnik, der Maschinenbau oder die Papierindustrie stehen für rund 15 bis 25 Prozent des industriellen Verbrauchs von Gas, Strom und Fernwärme in Deutschland, heißt es in der Analyse.
Produktionsausfälle hier dürften "Druck auf die Großhandelspreise ausüben". Ein zusätzlicher Effekt könnte laut BDEW entstehen, wenn Stromhändler bereits verkaufte Energiemengen wegen des mangelnden Verbrauchs wieder an den Großhandelsmärkten anbieten müssen.
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March 24, 2020 11:02 ET (15:02 GMT)
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