Die wirtschaftsrelevanten Themen aus den Medien, zusammengestellt von Dow Jones Newswires.
EUROBONDS - Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) hat gemeinsame Staatsanleihen der Euro-Länder, sogenannte Eurobonds oder Corona-Bonds, abgelehnt. "Die Notwendigkeit, solche neuen Instrumente zu erfinden, gibt es im Augenblick nicht", sagte Scholz. "Die Solidarität innerhalb Europas lässt sich auf den bestehenden Wegen bewirken, etwa durch Maßnahmen, die die Europäische Kommission aus ihren Haushaltsmitteln unmittelbar auf den Weg bringt", sagte der Minister. "Zudem gibt es die Europäische Investitionsbank und den Europäischen Stabilitätsmechanismus", sagte Scholz. (Rheinische Post)
KOMMUNEN - Wegen der Coronakrise fordern nun auch Kommunen finanzielle Soforthilfe: "Infolge der Coronakrise kommt das Leben in den Städten und Gemeinden zum Stillstand. Wir werden die Herausforderung meistern, aber wir erwarten die umfassende und unbegrenzte Unterstützung von Bund und Ländern", sagte Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes. Da es sich um eine schwere Krise handle, die alle treffe, müsse sich der Bund hier besonders engagieren. Wegen der öffentlichen Einschränkungen brechen Städten die Einnahmen weg, etwa im Nahverkehr, bei Schwimmbädern und Messen. Gleichzeitig steigen die Ausgaben zur Krisenbekämpfung, etwa bei Gesundheitsämtern. Besonders der sich abzeichnende Einbruch der Gewerbesteuer droht viele Kommunen an den Rand der Zahlungsunfähigkeit zu bringen. (Handelsblatt S. 8)
BANKEN - Seit Montag können Unternehmen, die durch die Coronakrise in Schwierigkeiten geraten, Sonderkredite bei der Staatsbank KfW beantragen. Der Ansturm der Firmenkunden auf die neuen KfW-Darlehen ist enorm. Die Geldhäuser haben bereits Tausende Anfragen und Anträge erhalten. Vor diesem Hintergrund fordern deutsche Banken Erleichterungen. Sie wollen unter anderem, dass die KfW ihnen noch mehr Risiken abnimmt. Das geht aus einem Schreiben von drei Bankenverbänden und des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) hervor, das dem Handelsblatt vorliegt. Neben dem DIHK wandten sich der private Bankenverband BdB, der Genossenschaftsverband BVR und der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) am Montag an Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) und Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU). Sie bitten darin um ein Telefongespräch mit den Ministerien. In Verbandskreisen heißt es, dass es sich bei den Forderungen um Optionen handele, die man im Gespräch ausloten wolle. (Handelsblatt S. 33)
SAISONKRÄFTE - Der Handelsverband Deutschland (HDE) hat vor schwerwiegenden Folgen der Regierungsentscheidung gewarnt, Saisonarbeitskräften angesichts der Corona-Krise die Einreise zu verweigern. "Die Veränderung der Weisungslage an die Bundespolizei durch das Bundesinnenministerium in Hinblick auf Saisonarbeitnehmer ist natürlich für die Aufrechterhaltung der Lebensmittellieferkette eine sehr große Herausforderung", sagte ein HDE-Sprecher. Die Gesundheit habe oberste Priorität, ungeachtet dessen gelte es Lösungen zu finden, "wie die Ernten zahlreicher Produkte ohne Saisonarbeitnehmer aus anderen Mitgliedstaaten eingebracht werden können", sagte der Sprecher. (Funke Mediengruppe)
HOMEOFFICE - Arbeitsminister Hubertus Heil hält einen Rechtsanspruch auf Homeoffice in der Corona-Krise nicht für erforderlich. "Wo Homeoffice technisch möglich ist, sollte das umgesetzt werden. In ganz vielen Branchen findet das ja auch schon statt", sagte der SPD-Politiker. Arbeitgeber und Beschäftigte fänden praktische Lösungen "ohne dass der Staat vorher Gesetze gemacht hat". (Funke Mediengruppe)
CORONA - Für den Fall, dass wegen eines möglichen Ansturms von Corona-Patienten die Intensivkapazitäten in Deutschland nicht mehr ausreichen, stellen sich die deutschen Ärzte darauf ein, Entscheidungen über Leben und Tod treffen zu müssen. Sieben medizinische Fachgesellschaften haben einen Katalog mit Handlungsempfehlungen verabschiedet. In dem Papier heißt es, es sei "wahrscheinlich, dass auch in Deutschland in kurzer Zeit und trotz bereits erfolgter Kapazitätserhöhungen nicht mehr ausreichend intensivmedizinische Ressourcen für alle Patienten zur Verfügung stehen, die ihrer bedürfen". (FAZ S. 1)
CORONA - Das Coronavirus breitet sich weiter aus, in der EU sind Ländern wie Italien, Frankreich und Deutschland besonders schwer von der Pandemie betroffen. Aufrufe zur europäischen Solidarität gab es mittlerweile viele, beim ersten EU-Video-Gipfel vor zwei Wochen. "Wir haben die Notwendigkeit eines gemeinsamen europäischen Ansatzes und einer engen Abstimmung mit der Europäischen Kommission unterstrichen", hieß es damals im Abschlussdokument. Die Finanzminister der Eurogruppe sprachen am Dienstag von einer "neuen Verteidigungslinie" gegen die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie. Aber die europäische Solidarität sich bislang eher im wirtschaftlichen Bereich, nicht im humanitären. Da gibt es eher Symbolpolitik: So hatten deutsche Kliniken in den letzten Tagen Intensivpatienten aus den Nachbarstaaten Frankreich und Italien aufgenommen, sie wurden auf mehrere Kliniken in Baden-Württemberg und in Leipzig aufgeteilt. Auch einige italienische Patienten wurden nach Deutschland ausgeflogen. In beiden Fällen handelt es sich um sehr wenige Menschen. Die Rufe nach einer europäischen Lösung für die Verteilung von Schwersterkrankten werden lauter. (Welt S. 6)
EUROZONE - In der Eurozone gibt es Streit um die richtigen europäischen Antworten auf die Coronakrise. Vor allem die Debatte um die Ausgabe von Eurobonds erhitzt die Gemüter. Heute beraten erneut die EU-Staats- und Regierungschefs in einer Videokonferenz über die Optionen. In der Eurogruppe gibt es schon großen Rückhalt für den Einsatz von Kreditlinien des Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM), wenn auch die Konditionen noch umstritten sind. Nach Beratungen der Euro-Finanzminister am Dienstagabend schrieb Eurogruppen-Chef Mario Centeno gestern zur Vorbereitung des Gipfels an EU-Ratspräsident Charles Michel, es gebe eine "breite Unterstützung" für die Aktivierung des Euro-Rettungsschirms, der aktuell ein ungenutztes Kreditvergabevolumen von 410 Milliarden Euro hat. (Börsen-Zeitung S. 5)
SPANIEN - Spaniens Notenbankchef fordert Solidarität. Pablo Hernández de Cos fordert in der Coronakrise, dass die EU-Mitglieder ihre Haushaltsrisiken teilen. Er hält höhere Grenzen für den Kauf von Staatsanleihen eines Landes ebenso für möglich wie weitere Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank. (Handelsblatt S. 30)
BASEL III - Die EU-Kommission erwägt angesichts der Coronakrise eine Verschiebung des Abschlusses von Basel III, wie am Mittwoch in Finanzkreisen zu erfahren gewesen ist. Dass der Entwurf zur Umsetzung der globalen Vorgaben in Europa wie geplant bis Juli vorliegen wird, gilt ohnehin als zunehmend unrealistisch. Eine Sprecherin der EU-Kommission erklärte am Mittwoch auf Anfrage, man stehe "mit unseren internationalen Partnern in Kontakt, um in dieser Frage eine koordinierte internationale Haltung sicherzustellen". Die Vorgaben verschärfen die Eigenkapitalvorgaben für Banken teils deutlich. (Börsen-Zeitung S. 3)
WOHNUNGSMARKT - Die Coronakrise beendet den Boom am Wohnungsmarkt. Mieter und Hauskäufer sorgen sich offenbar um ihre wirtschaftliche Zukunft. Das lässt die Nachfrage nach Wohnungen deutlich abflauen. (Handelsblatt S. 34)
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March 26, 2020 01:33 ET (05:33 GMT)
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