Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Commerzbank rechnet damit, dass die Zahl der Arbeitslosen in den USA bis Mitte des Jahres um 13 Millionen auf 19 Millionen steigen wird - entsprechend einer Arbeitslosenquote von 11,5 (Februar: 3,5) Prozent. Die Prognose beruht nach Aussage der Volkswirte Christoph Balz und Bernd Weidensteiner auf der Annahme, dass die Beschäftigung im zweiten Quartal aufgrund der Corona-Krise ebenso stark wie die Wirtschaftsleistung schrumpfen wird, nämlich um knapp 8 Prozent.
In der Woche zum 20. März ist die Zahl der Erstanträge um gut 3 Millionen auf 3,283 Millionen gestiegen, wie das Arbeitsministerium am Mittag mitteilte. Das war der stärkste jemals verzeichnete wöchentliche Anstieg überhaupt und doppelt so viel, wie die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte im Durchschnitt erwartet hatten (1,5 Millionen).
Die Commerzbank hatte am Mittwochabend eine aktualisierte Prognose von 3 Millionen zusätzlichen Arbeitslosen herausgegeben, nachdem sie am vergangenen Freitag noch einen Zuwachs von 0,5 Millionen prognostiziert hatte. Neue Erkenntnisse gewannen die Ökonomen den Angaben zufolge unter anderem aus Erstantragsdaten, die einige US-Bundesstaaten herausgegeben hatten, ehe das Arbeitsministerium derartige Veröffentlichungen untersagte.
Warum glauben Balz und Weidensteiner, dass die Beschäftigtenzahl ebenso stark wie die Wirtschaftsleistung sinken wird? Sie verweisen darauf, dass die Corona-Epidemie im Gegensatz zur Finanzkrise von 2008/2009 nicht alleine auf einem Nachfrage-, sondern auch auf einem Angebotsschock beruht.
"In der Finanzkrise 2008 sank die Beschäftigung stärker als das Bruttoinlandsprodukt (BIP), da viele Unternehmen rationalisierten oder vorrangig Arbeitnehmer entließen, die Tätigkeiten mit relativ geringer Produktivität ausübten", schreiben sie in ihrem Kommentar. Da die jetzige Krise teilweise auch ein Angebotsschock sei, erscheine ein starker Produktivitätsanstieg unwahrscheinlich. "Wir nehmen daher als groben Maßstab an, dass die durchschnittliche Arbeitsproduktivität unverändert bleibt und die Beschäftigung somit im gleichen Ausmaß schrumpft wie das BIP."
Das bedeutet nach Rechnung der beiden Ökonomen, dass die Arbeitslosenquote von zuletzt 3,5 Prozent um 8 Prozentpunkte auf 11,5 Prozent steigen würde und damit höher wäre als der bisherige Nachkriegsrekord von 10,8 Prozent Ende 1982. "Damit wären 19 Millionen Menschen arbeitslos, ein Anstieg um etwa 13 Millionen", kalkulieren die Commerzbank-Volkswirte.
Arbeitsmarktdaten für März werden am Freitag nächster Woche veröffentlicht. Die aktuellen Daten für die dritte März-Woche legen nahe, dass es bereits jetzt eine große Entlassungswelle gibt.
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March 26, 2020 09:36 ET (13:36 GMT)
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