Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Die Zahl der von der Corona-Krise hart getroffenen Unternehmen hat sich nach einer Erhebung des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) innerhalb von drei Wochen fast verdoppelt, und fast jedes fünfte Unternehmen sieht sich inzwischen akut von der Insolvenz bedroht. In der aktuellen DIHK-Blitzumfrage unter bundesweit 15.000 Betrieben erwarteten mehr als 80 Prozent, dass sie dieses Jahr mit einem deutlichen Umsatzminus abschließen werden, teilte die Kammerorganisation mit. In der Vorumfrage von Anfang März sei nur knapp die Hälfte der Unternehmen aus allen Branchen und Regionen Deutschlands so pessimistisch gewesen.
Mehr als jeder vierte Betrieb rechne aktuell sogar mit Umsatzrückgängen von mindestens 50 Prozent für das Gesamtjahr 2020. Das größte Problem sei dabei die schwindende Liquidität - und diese Gefahr nehme weiter zu und gefährde die Existenz zahlreicher Unternehmen. Fast jedes fünfte sehe sich von der Insolvenz bedroht. "Damit spitzt sich die Krise dramatisch zu", sagt DIHK-Präsident Eric Schweitzer. "Das sollte nun alle Alarmleuchten angehen lassen: Wenn wir uns dieser Entwicklung nicht entschieden entgegenstellen, erleben wir wirtschaftliche Schäden von historischem Ausmaß."
So gingen gerade noch 4 Prozent aller Unternehmen davon aus, das Jahr ohne Umsatzminus zu überstehen. Das Paket der Regierung biete vor allem Sofortzuschüsse für Kleinstunternehmen und in Notfällen auch direkte Kapitalspritzen für große Unternehmen an. "Es tut sich aber noch eine gefährliche Lücke insbesondere bei mittelständischen Unternehmen auf", beklagte Schweitzer. Dort könne die Liquiditätslücke bei aktuellen Umsätzen nahe Null und absolut unsicherer Perspektive nicht mit Kreditprogrammen im banküblichen Verfahren geschlossen werden.
Bei den Schwierigkeiten nennen vier von zehn Unternehmen Liquiditätsengpässe. "Deshalb ist es so wichtig, dass die versprochenen Hilfen jetzt wirklich ankommen", sagte Schweitzer. Gerade zum Monatswechsel wird es für viele ganz eng. Als ihr größtes Problem beschrieben laut den Angaben 43 Prozent der Betriebe den völligen Stillstand ihrer Geschäftstätigkeit. Von den angekündigten Hilfsmaßnahmen habe das Kurzarbeitergeld mit 68 Prozent die höchste Relevanz. Mehr als zwei Drittel der Unternehmen bräuchten nach eigenem Bekunden Staatszuschüsse, um über die Runden zu kommen.
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March 27, 2020 09:04 ET (13:04 GMT)
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