Die wirtschaftsrelevanten Themen aus den Medien, zusammengestellt von Dow Jones Newswires.
DIVIDENDEN - Gut 45 Milliarden Euro Dividende wollten Deutschlands Unternehmen ihren Aktionären nach den diesjährigen Hauptversammlungen überweisen. Eigentlich. Die Summe errechnet sich aus den entsprechenden Vorschlägen der Konzerne in ihren Geschäftsabschlüssen für das vergangene Jahr und den Bilanzpressekonferenzen. Doch nachdem DAX-Neuling MTU ankündigte, angesichts der Corona-Pandemie vermutlich keine Dividende auszuschütten, "ist das Eis gebrochen", fürchtet Commerzbank-Experte Andreas Hürkamp. Ursprünglich wollte der Triebwerkshersteller 3,40 Euro je Aktie ausschütten, 55 Cent mehr als im Jahr davor. Nach MTU überdenken nun viele Unternehmen ihre bereits angekündigten Dividenden. (Handelsblatt S. 4)
LEBENSMITTEL - Die deutsche Ernährungsindustrie schließt steigende Lebensmittel-Preise aufgrund der Corona-Krise nicht mehr aus: "Es gibt derzeit viele Faktoren in der Lieferkette, die den Preis beeinflussen. Neben den fehlenden Erntehelfern gibt es auch in der Ernährungsindustrie und im Handel Personal-Engpässe. Die Krankenstände sind hoch, zudem herrscht bei vielen Arbeitnehmern Unsicherheit. Es ist nicht absehbar, wo wir mit den Preisen landen werden", sagte Stefanie Sabet, Geschäftsführerin der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE). (Funke Mediengruppe)
BANKEN - Die Finanzaufsicht hat die Regeln für die Banken im Zuge der Coronakrise deutlich gelockert. Die Institute sollen dadurch in die Lage versetzt werden, Unternehmen in dieser schwierigen Zeit zu unterstützen. Vermeiden wollen die Behörden jedoch, dass Banken den zusätzlichen Spielraum nutzen, um ihre Aktionäre mit Dividenden bei der Stange zu halten. Die europäische Bankenaufsicht hat ihre Gangart bei diesem Thema deshalb nochmals verschärft. Am Freitagabend forderte sie die größten Institute der Eurozone auf, auf die Zahlung von Dividenden mindestens bis zum 1. Oktober 2020 zu verzichten. Das Gleiche gilt für den Rückkauf eigner Aktien. "Wir wollen mit der Empfehlung verhindern, dass in der aktuell unsicheren Lage durch Ausschüttungen womöglich später dringend benötigtes Kapital aus dem Bankensystem abfließt", sagte Bundesbank-Vorstand Joachim Wuermeling dem Handelsblatt. (Handelsblatt S. 33)
IW - Forscher des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) raten vom Einsatz des Euro-Rettungsschirms ESM in der derzeitigen Corona-Krise ab. In einer bisher unveröffentlichten Analyse, die Welt vorliegt, haben die Ökonomen untersucht, wie die Mitgliedstaaten der EU einander in der Corona-Krise finanziell gegenseitig stützten könnten. Das Ergebnis: Den Einsatz vorsorglicher Kreditlinien des Euro-Rettungsschirms ESM (ECCL) halten die Ökonomen unter den gegenwärtigen Bedingungen für gefährlich. Sie warnen davor, dass solche Kredite unter den gegenwärtigen Bedingungen die Situation der betroffenen Staaten sogar noch verschlimmern könnte. Das Problem: Abgerufene vorsorgliche Kreditlinien des ESM, sogenannte ECCL, müssten nach den geltenden Regeln innerhalb von zwei Jahren zurückgezahlt werden. (Welt S. 12)
CDU - Saarlands Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) hat sich dafür ausgesprochen, erst beim Parteitag im Dezember den neuen CDU-Parteivorsitzenden zu wählen. "Wir leben in schweren Zeiten. Alle politisch Verantwortlichen sind rund um die Uhr damit beschäftigt, die Coronakrise zu bewältigen", sagte Hans. "Es gibt für uns also drängendere Fragen als die, wer in Zukunft die CDU führen wird", betonte er. Er verwies auf die gewählte Parteivorsitzende, die ihren Job gut mache. Deshalb bestehe aus seiner Sicht keine Hektik, den Bundesparteitag vorzuverlegen. (Rheinische Post)
EU-HAUSHALT - Die EU-Kommission wird als Reaktion auf die Corona-Krise einen neuen Vorschlag für ihren mehrjährigen Haushaltsplan vorlegen. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kündigte am Wochenende an, der überarbeitete Entwurf werde "ein Konjunkturpaket einschließen, das den Zusammenhalt in der Union durch Solidarität und Verantwortung" sichern solle. Damit erhöht die Politikerin den Druck auf finanzstarke Mitgliedstaaten, schwächere und von der Pandemie besonders betroffene Länder wie Italien kräftiger zu unterstützen. (SZ S. 1)
EUROBONDS - Der Wirtschaftsweise Achim Truger fordert in einem Interview Corona-Bonds, weil sonst der Euro kollabiere. Er warnt davor, mit Szenarien wie einem Wachstumsminus von 20 Prozent Druck auf die Bundesregierung auszuüben, sich zwischen Wirtschaft und Gesundheit zu entscheiden. Die Bundesregierung soll sich gemeinsam mit anderen Staaten mit Euro-Bonds verschulden. Wenn die Politik zögere wie in der vergangenen Krise, breche der Euro auseinander - und wahrscheinlich die ganze EU. (SZ S. 14)
VERSICHERUNGEN - Eine Reihe Versicherer tut gerade alles, um den schlechten Ruf der Branche zu bestätigen. Das findet der Bundesverband der deutschen Versicherungsmakler (BDVM). Seine Mitglieder vermitteln vor allem Policen für Industrie und Gewerbe - und haben einen Riesenärger mit vielen Unternehmen aus den Bereichen Gastronomie, Lebensmittel, Catering, Hotels und Gesundheitswesen. Sie haben eine "Betriebsschließungsversicherung wegen Infektionsgefahr" abgeschlossen. Doch viele Versicherer wollen jetzt die Schäden aus Betriebsschließungen wegen des Corona-Virus nicht zahlen. Ihr Argument: Es handele sich um ein neuartiges Virus, das es bei Vertragsabschluss noch nicht gab und nicht in den Bedingungen aufgelistet wird, deshalb sei es nicht versichert. "Das wird den Versicherern auf die Füße fallen", sagt Hans-Georg Jenssen, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Maklerverbandes. (SZ S. 16)
SHUTDOWN - Die Rufe nach einem Ende des Shutdown der hiesigen Wirtschaft werden lauter. Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) forderte am Wochenende, "Maßstäbe für die Rückkehr ins soziale und öffentliche Leben" zu entwickeln. "Der Satz, es sei zu früh, über eine Exitstrategie nachzudenken, ist falsch", schrieb Laschet in einem Gastbeitrag für die Welt am Sonntag" - und wandte sich damit gegen die Kanzlerin. Angela Merkel hatte vorher erklärt, die Debatte komme zu früh. Unterstützung erhält sie von ihrem Koalitionspartner: "Wenn wir die Ausweitung des Virus in den Griff bekommen, werden die Maßnahmen gelockert - aber auch nur dann", so Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) gegenüber dem Handelsblatt. Wer ein schnelles Ende der Maßnahmen fordert, "der konterkariert die Appelle der Bundeskanzlerin an die Eigenverantwortung und den Gemeinsinn der Bürger". Derzeit geht die Regierung davon aus, dass der aktuelle Ausnahmezustand noch mindestens drei Wochen beibehalten wird. Aber auch der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) fordert, die Bundesregierung solle "schon jetzt im Dialog mit der Wirtschaft die ersten Schritte" für eine Normalisierung vorbereiten, sagte BDI-Präsident Dieter Kempf dem Handelsblatt. (Handelsblatt S. 8)
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March 30, 2020 00:39 ET (04:39 GMT)
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