DJ MORNING BRIEFING - USA/Asien
Der Markt-Überblick am Morgen, zusammengestellt von Dow Jones Newswires:
TAGESTHEMA
Noch vor Kurzem sprach Donald Trump von vollen Kirchen zu Ostern - nun hat der US-Präsident seine Vorhersagen stark revidiert und erwartet kein rasches Abflauen der Pandemie in seinem Land mehr. Anfang Juni würden sich die USA auf dem Weg hinaus aus der Krise befinden, sagte Trump. Die Vereinigten Staaten hatten sich zuletzt innerhalb kurzer Zeit zum neuen weltweiten Hauptzentrum der Pandemie entwickelt. Die Zahl der verzeichneten Corona-Infektionsfälle in den USA stieg nach Angaben der Johns-Hopkins-Universität bis zum Sonntagabend (Ortszeit) weiter deutlich an und erreichte rund 142.350. Damit rangieren die Vereinigten Staaten mit immer deutlicherem Abstand vor Italien, China und Spanien. Die Zahl der registrierten Todesfälle durch die Pandemie in den USA nahm der Universität zufolge auf 2.494 zu. Der US-Seuchenexperte Anthony Fauci, der Trump im Kampf gegen die Pandemie berät, rechnet mit einem sprunghaften weiteren Anstieg der Todesfälle. Nach seinen Szenarien könnten zwischen 100.000 und 200.000 Menschen in den USA an der von dem neuartigen Erreger ausgelösten Lungenkrankheit Covid-19 sterben.
US-Präsident Donald Trump hat das Billionen-Rettungspaket zur Eindämmung der wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie indes unterzeichnet.
ÜBERSICHT INDIZES
INDEX Stand +/- % S&P-500-Future 2.560,00 +1,42% Nasdaq-100-Indikation 7.640,50 +0,88% Nikkei-225 19.084,97 -1,57% Hang-Seng-Index 23.382,19 -0,43% Kospi 1.720,60 +0,17% Schanghai-Composite 2.749,55 -0,82% S&P/ASX 200 5.181,40 +7,00%
FINANZMÄRKTE
OSTASIEN (VERLAUF)
Die Risikoscheu scheint trotz der breiten Verluste bei Aktien insgesamt nicht mehr ganz so stark ausgeprägt wie an den vorangegangenen Wochenauftakten zu sein. Ein Ende der Coronakriese scheint nicht in Sicht: In den USA, dem neuen Epizentrum der Pandemie, gerät die Situation immer schneller außer Kontrolle. Noch vor Kurzem sprach Donald Trump von vollen Kirchen zu Ostern - nun erwartet er kein rasches Abflauen der Pandemie in seinem Land mehr und hofft nun auf Anfang Juni. Zwar stemmen sich die Staaten weltweit mit drastische Maßnahmen gegen die Seuche, aber "die Hoffnung, dass wir in ein oder zwei Monaten die Wende sehen werden und sich die Dinge normalisieren, ist wohl ein Trugschluss", meint ein Börsianer. S&P spricht für die Region Asien-Pazifik von einem Nachfrageschock, der mit einer wirtschaftlichen Entwicklung der Finanzkrisenjahre 1997/98 vergleichbar sei. Gegen den regionalen Trend hat der australische Aktienmarkt fester geschlossen. Laut Ian Harper, Board-Mitglied der australischen Notenbank, ist eine schnelle V-förmige Erholung der Wirtschaft in Australien kein Hirngesprinst. Darüber hinaus blieben die wichtigen Eisenerzexporte trotz der Coronakrise auf einem hohen Niveau. In China geht es an den Börsen trotz neuer Wirtschaftshilfen durch die chinesische Notenbank abwärts. Was Anleger nervös werden lässt, ist die Warnung der Regierung vor einer zweiten Welle der Pandemie. In Japan belastete der feste Yen. Der Kurs von Softbank bricht um 7,3 Prozent ein. Das von Softbank unterstützte Satellitenunternehmen OneWeb Global hat Insolvenz angemeldet. In Südkorea kommen die Kurse von ihren Tagestiefs zurück. Das Land nimmt noch mehr Geld für die Bekämpfung der Coronakrise in die Hand. Allerdings sorgen neue Raketentests des Nordens mitten in der Coronakrise auch für neue Unruhe am Markt.
US-NACHBÖRSE
Abbott Laboratories zogen um 2,4 Prozent an. Die US-Gesundheitheitsbehörde hatte dem Pharmakonzern die beschleunigte Zulassung für einen Schnelltest für Covid-19 erteilt. Für AMC Networks ging es dagegen um 3,3 Prozent abwärts. Der Unterhaltungskonzern hatte wegen der Pandemie seine Prognose für das erste Quartal sowie für das Gesamtjahr kassiert. American Airlines gaben um 1,7 Prozent nach. Die Fluggesellschaft stutzt ihre Kapazitäten wegen der Coronakrise weiter zusammen. Sysco steigen um 0,1 Prozent. Das Unternehmen wird Teile seiner beurlaubten Belegschaft vorübergehend bei Kroger unterbringen. Kroger ermäßigten sich um 0,4 Prozent. SeaWorld Entertainment hat über 90 Prozent seine Mitarbeiter vorübergehend beurlaubt. Die Titel stiegen um 0,2 Prozent. ViacomCBS kletterten um 0,6 Prozent. Der Medienkonzern hatte sich Kredite über 2,5 Milliarden Dollar gesichert.
WALL STREET
INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 21.636,78 -4,06 -915,39 -24,18 S&P-500 2.541,47 -3,37 -88,60 -21,34 Nasdaq-Comp. 7.502,38 -3,79 -295,16 -16,39 Nasdaq-100 7.588,37 -3,91 -308,76 -13,11 Vortag Umsatz NYSE (Aktien) 1.356 Mio 1.624 Mio Gewinner 655 2.649 Verlierer 2.355 369 Unverändert 29 27
Kursabsturz - Nach einer dreitägigen Rally wurden Gewinne mitgenommen. Der Dow gewann nach den vorangegangenen massiven Verlusten über die Woche dennoch knapp 13 Prozent, das war das größte Plus seit 1938. Und dies, obwohl sich die USA zum neuen Zentrum der Coronavirus-Pandemie zu entwickeln scheinen. Die tiefen Ängste vor den wirtschaftlichen Folgeschäden wurden vom Absturz des US-Verbrauchervertrauens zusätzlich genährt. Unter den Einzelaktien brachen die Kurse von Kreuzfahrtreedereien ein. Die Unternehmen sollen keine US-Hilfen im Rahmen der Rettungspakete erhalten. Carnival und Royal Caribbean Cruises sackten um gut 20 bzw 15 Prozent ab. Die Disney-Aktie verlor 8,5 Prozent. Der Unterhaltungskonzern wird Parks in den USA schließen und die Mitarbeiter bis zum 18. April bezahlen. Der Aktienkurs von Lululemon Athletica gab nach dem Zahlenausweis um 6 Prozent nach.
US-ANLEIHEN
US-Anleihen Laufzeit Rendite Bp zu VT Rendite VT +/-Bp YTD 2 Jahre 0,25 -5,9 0,30 -95,6 5 Jahre 0,39 -13,9 0,53 -153,3 7 Jahre 0,56 -17,3 0,74 -168,5 10 Jahre 0,67 -17,5 0,85 -177,1 30 Jahre 1,25 -18,1 1,44 -181,3
Wie sehr sich die Anleger im Krisenmodus befinden, zeigten massiv steigende Kurse am Anleihemarkt, der als sicherer Hafen gilt. Dazu dürften auch Käufe der US-Notenbank beigetragen haben. Sie hatte angekündigt in riesigem Umfang Anleihen zu kaufen, um via Liquiditätszufuhr die Wirtschaft zu stabilisieren. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen brach um 17,5 Basispunkte auf 0,67 Prozent ein.
DEVISEN
DEVISEN zuletzt +/- % 00:00 Fr, 9:17 % YTD EUR/USD 1,1094 -0,3% 1,1124 1,1029 -1,1% EUR/JPY 119,48 -0,4% 119,92 119,96 -2,0% EUR/GBP 0,8930 -0,1% 0,8939 0,9043 +5,5% GBP/USD 1,2425 -0,2% 1,2444 1,2188 -6,3% USD/JPY 107,69 -0,1% 107,82 108,80 -0,9% USD/KRW 1224,09 +0,9% 1212,73 1217,56 +6,0% USD/CNY 7,0935 -0,0% 7,0963 7,0887 +1,9% USD/CNH 7,1022 +0,1% 7,0916 7,1056 +2,0% USD/HKD 7,7535 +0,0% 7,7522 7,7516 -0,5% AUD/USD 0,6158 +0,1% 0,6153 0,6080 -12,1% NZD/USD 0,6031 -0,0% 0,6034 0,5957 -10,4% Bitcoin BTC/USD 6.194,76 +5,0% 5.901,26 6.711,01 -14,1%
Die Aussicht auf eine von der US-Notenbank ausgehenden Liquiditätsflut und damit einhergehend einbrechende Anleiherenditen setzte dem Dollar stark zu. Der ICE-Dollarindex verlor ein weiteres Prozent, nachdem dieses Maß zu einem Korb anderer Währungen bereits am Vortag um 1,7 Prozent abgestürzt war. Der Dollarindex verbuchte damit in der laufenden Woche den größten Fall seit 2009. Händler verwiesen aber auch auf die globalen Währungs-Tauschabsprachen der Notenbanken zur Linderung der Dollar-Engpässe. Diese hatten den Dollarindex zuvor auf ein Dreijahreshoch getrieben.
++++ ROHSTOFFE +++++
ÖL
ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 20,72 21,51 -3,7% -0,79 -65,5% Brent/ICE 23,53 24,93 -5,6% -1,40 -63,6%
Sehr schwach - Angesichts der Coronavirus-Pandemie, die zu einem Herunterfahren der wirtschaftlichen Aktivität weltweit sorge, sei der Erdölmarkt derzeit überversorgt, hieß es. Die Nachfrage breche weg und auf der Angebotsseite tue sich nicht viel, sprich dort werde nicht mit Fördersenkungen reagiert. US-Leichtöl der Sorte WTI gab je Fass um weitere 4,5 Prozent auf 21,58 Dollar nach, europäisches Referenzöl der Sorte Brent büßte 5,8 Prozent auf 24,81 Dollar ein. Im asiatisch dominierten Geschäft am Montag stehen die Ölpreise weiter stark unter Druck.
METALLE
METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.617,69 1.626,66 -0,6% -8,98 +6,6% Silber (Spot) 13,95 14,47 -3,6% -0,53 -21,9% Platin (Spot) 724,20 747,00 -3,1% -22,80 -25,0% Kupfer-Future 2,16 2,17 -0,7% -0,01 -22,9%
(MORE TO FOLLOW) Dow Jones Newswires
March 30, 2020 02:23 ET (06:23 GMT)
Ähnlich wie am US-Aktienmarkt wurden auch am Goldmarkt Gewinne eingestrichen. Die Feinunze verbilligte sich um 0,4 Prozent auf 1.623 US-Dollar. Händler werteten die Rally des Edelmetalls aber nur als unterbrochen, denn die globale Geldflut durch mannigfaltige und riesige Hilfsprogramme dürfte die Nachfrage nach klassischem Inflationsschutz hoch halten, hieß es.
MELDUNGEN SEIT VORTAG, 20.00 UHR
CORONAPANDEMIE
Im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus wird das öffentliche Leben in Moskau weiter eingeschränkt. Wie der Bürgermeister der russischen Hauptstadt, Sergej Sobjanin, mitteilte, dürfen alle Einwohner ab Montag ihre Wohnungen nur noch zur Arbeit in systemrelevanten Branchen, in medizinischen Notfällen und zum Einkauf in Apotheken und Supermärkten verlassen. Außerdem schließt Russland seine Grenzen vollständig.
Südkoreas Präsident Moon Jae-in kündigte ein weiteres Stimulierungspaket an. Die Regierung werde einen zweiten Nachtragshaushalt vorlegen, der bereits im April nach den Parlamentswahlen verabschiedet werden soll. Erst vor einem Monat hatte das Parlament einen Nachtragshaushalt genehmigt.
Die chinesische Notenbank hat einen wichtigen Zinssatz im Interbankenmarkt des Landes gesenkt, um die Erholung der Wirtschaft von den Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie zu unterstützen. Wie die People's Bank of China (PBoC) mitteilte, hat sie den siebentätigten Reverse-Repo-Satz auf 2,2 von 2,4 Prozent gesenkt. Dieser Zinssatz war bereits am 3. Februar gesenkt worden. Außerdem gab die PBoC 50 Milliarden Yuan Liquidität über Reverse-Repo-Geschäft in das Finanzsystem.
Die US-Notenbank wird ihre aggressiven Käufe von Staatsanleihen und hypothekenbesicherten Wertpapieren in der nächsten Woche fortsetzen und nur sehr langsam zurückfahren. Die Federal Reserve erklärte, sie werde in der Woche ab dem 30. März Schatzpapiere im Wert von 345 Milliarden Dollar kaufen - nach 375 Milliarden Dollar in dieser Woche.
Nach zwei Monaten im Ausnahmezustand kehrt in der zentralchinesischen Metropole Wuhan allmählich wieder Alltag ein: Die Isolation der Millionenmetropole, die als Ausgangspunkt der Coronavirus-Pandemie gilt, ist beendet worden.
INNENPOLITIK ISRAEL
Nach der Einigung mit Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu auf eine Einheitsregierung hat sich die Liste Blau-Weiß seines früheren Rivalen Benny Gantz aufgespalten. Wie der zuständige Parlamentsausschuss am Sonntag mitteilte, behalten die Anhänger von Gantz den Namen Blau-Weiß. Die Abspaltung werde nun als Yesh Atid Telem geführt. Die neue Gruppierung wirft Gantz vor, vor dem konservativen Likud von Netanjahu kapituliert zu haben.
KOREAKRISE
Nordkorea hat nach Angaben seiner Staatsmedien bei seinem jüngsten Raketentest einen besonders großen Raketenwerfer eingesetzt. Der Test des "super-großen" Mehrfach-Raketenwerfers sei erfolgreich verlaufen, hieß es.
AFGHANISTANKRISE
Weiterer Rückschlag auf dem Weg zu innerafghanischen Friedensgesprächen: Die radikalislamischen Taliban haben das Verhandlungsteam der afghanischen Regierung abgelehnt.
GELDPOLITIK SINGAPUR
Die Zentralbank hat ihre Geldpolitik unter Hinweis auf die durch die Covid-19-Pandemie verursachten Schäden für die Wirtschaft gelockert. Wie die Notenbank mitteilte, strebt sie von nun an eine Aufwertungsrate von 0 Prozent für das Wechselkursband des Singapur-Dollar an, wobei die Breite des Wechselkursbandes nicht verändert wird. Im Gegensatz zu vielen anderen Notenbanken ist das Hauptinstrument der Notenbank Singapurs nicht der Leitzins, sondern der Wechselkurs. Dieser setzt den Singapur-Dollar ins Verhältnis zu einem Korb aus mehreren Währungen.
BONITÄT SÜDAFRIKA
Ratingagentur Moody's hat die Bonität Südafrikas von Baa3 auf Ba1 abgestuft. Inmitten der Coronakrise verliert das Land damit seine letzte Investmentgrade-Bewertung.
AMERICAN AIRLINES
reduziert seine Flugkapazitäten weiter. Im April werde 60 Prozent Kapazität nicht genutzt - verglichen mit dem Angebot im gleichen Vorjahres, im Mai plane man den Flugplan mit 80 Prozent weniger Kapazität, teilte die Airline mit. Zuvor hatte United Airlines erklärt, für Mai und Juni mit weniger Flügen zu planen.
ROSNEFT
zieht sich aus Venezuela komplett zurück. Der mehrheitlich staatliche russische Ölriese überträgt nach eigenen Angaben alle mit dem südamerikanischen Ölland verbundenen Vermögenswerte an eine vom russischen Staat kontrollierte Gesellschaft und bekommt zum Ausgleich dafür 9,6 Prozent seiner Aktien übertragen. Auf der Grundlage der Vereinbarung würden alle Vermögenswerte und Handelsgeschäfte von Rosneft in und mit Venezuela verkauft, geschlossen oder liquidiert, erklärte das Unternehmen überraschend.
Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
DJG/raz/flf
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March 30, 2020 02:23 ET (06:23 GMT)
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