Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Das Konjunkturbarometer des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) ist im März auf 86 Punkte eingebrochen und deutet damit nach Angaben des Instituts "auf einen deutlichen Rückgang der Wirtschaftsleistung im ersten Quartal 2020" hin. "Damit zeigen sich die massiven Auswirkungen der Corona-Pandemie, die in den jetzt vorliegenden Indikatoren zu den Entwicklungen auf den Finanzmärkten und in Unternehmensbefragungen sichtbar werden", erklärten die Ökonomen aus Berlin. Andere Daten, etwa zur Auftragslage oder Produktionsleistung, spiegelten die aktuelle Situation noch nicht wider.
Dass die Produktion in manchen Wirtschaftsbereichen faktisch vollständig zum Erliegen gekommen sei, werde im aktuellen Barometerwert "noch nicht in Gänze erfasst". Zusätzliche Abschätzungen des Produktions- und Nachfrageausfalls ließen vor allem für die zweite Märzhälfte einen deutlichen Rückgang der Wirtschaftsleistung erwarten. Im Quartalsdurchschnitt dürfte sie nach den Berechnungen des DIW um rund 2,0 Prozent sinken und damit sogar etwas stärker als zum Auftakt der Finanzkrise, als das Bruttoinlandsprodukt zum Jahresende 2008 um gut 1,5 Prozent gegenüber dem Vorquartal eingebrochen sei.
Die Einschränkungen des öffentlichen Lebens würden auch im April auf der Wertschöpfung lasten. Erste Abschätzungen legten nahe, "dass der Rückgang der Wirtschaftsleistung dadurch im zweiten Quartal noch deutlich drastischer ausfällt - das Minus könnte nahezu zweistellig ausfallen". Die wirtschaftliche Entwicklung für das Gesamtjahr sei derzeit nur sehr schwer abschätzbar, da sie maßgeblich von der weiteren Verbreitung des Virus und der politischen Reaktionen darauf abhänge.
Die vorliegenden Daten zeichneten zum jetzigen Zeitpunkt ein äußerst unvollständiges Bild der Lage. Selbst wenn in den kommenden Wochen wieder mehr und mehr wirtschaftliche Aktivität möglich werde und eine Normalisierung in den nächsten Monaten folge, dürfte am Jahresende ein Rückgang der Wirtschaftsleistung von rund 6 Prozent stehen, sagte das DIW voraus. Bleibe die Normalisierung aus, sei "ein noch weitaus größerer Rückgang möglich".
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March 30, 2020 08:52 ET (12:52 GMT)
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