BERLIN (Dow Jones)--Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hat eine Schutzmaskenpflicht für Supermarkteinkäufer wie in Österreich auch für Deutschland befürwortet. "Aus medizinischer Sicht halte ich eine solche Bestimmung persönlich für sehr sinnvoll", sagte der Bundestagsabgeordnete dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Die Bedeutung von Masken zur Eindämmung der Ausbreitung des Coronavirus sei anfänglich stark unterschätzt worden. "Voraussetzung aber ist es, dass es genug Masken gibt und sie dem medizinischen Personal nicht fehlen", sagte Lauterbach.
Rechtlich wäre ein solcher Maskenzwang in Deutschland möglich. Anordnen müssten ihn allerdings die Bundesländer oder die kommunalen Gesundheitsbehörden. Laut einer RND-Umfrage unter den 16 Bundesländern gibt es derzeit auf Landesebene keine entsprechenden Pläne. Allerdings hat am Dienstagabend Jena in Thüringen als erste Großstadt bundesweit angekündigt, ab der kommenden Woche einen verpflichtenden Mundschutz einzuführen. Alternativ sind auch Schals oder Tücher zum Einkaufen zulässig.
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) plädierte für die Verwendung selbstgenähter einfacher Schutzmasken beim Einkaufen und im öffentlichen Verkehr. "Solche einfache Masken, die als sogenannten Spuckschutz dienen, reduzieren das Risiko, dass man seine Mitmenschen über die sogenannte Tröpfcheninfektion ansteckt und machen insofern wirklich Sinn", sagte der Politiker dem RND.
Noch jedoch solle keine Verpflichtung ausgesprochen werden. "Dazu müssen wir erst die ausreichende Zahl an Masken haben, ohne dass der vorrangige Einsatz im medizinischen und pflegerischen Bereich beeinträchtigt wird, dieser hat absolute Priorität", sagte Kretschmann. Er kündigte an, das Thema am Mittwoch in der Runde der Ministerpräsidenten mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ansprechen zu wollen.
Kontakt zur Autorin: petra.sorge@wsj.com
DJG/pso/apo
(END) Dow Jones Newswires
March 31, 2020 02:13 ET (06:13 GMT)
Copyright (c) 2020 Dow Jones & Company, Inc.