BERLIN (Dow Jones)--Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte hat die EU und ausdrücklich Deutschland zu größerer Hilfe für sein Land aufgefordert. In einem Artikel für die Wochenzeitung Die Zeit schreibt Conte eine Woche nach dem Nein Deutschlands und der Niederlande zu gemeinsamen europäischen Staatsanleihen, dass die bisherigen Entscheidungen der EU zur Bekämpfung der Corona-Pandemie nicht ausreichen. Er wünsche sich gerade auch von Deutschland eine Haltung, "die der Herausforderung" dieser Zeit "gerecht" werde.
Conte schlägt eine "Strategie des Aufschwungs" vor, um die EU-Volkswirtschaften sofort zu unterstützen und europäische Unternehmen vor feindlichen Übernahmen durch Dritte zu schützen. Conte fordert die Prüfung "geeigneter Instrumente" ohne "a priori eingelegte Vetos". Die EZB hatte im März unter anderem die Käufe europäischer Staatsanleihen deutlich erhöht. Während die EU die Schuldengrenzen des Stabilitätspakts lockerte, scheiterten gemeinsame Anleihen im EU-Rat.
Jedes Mitgliedsland müsse die Chance haben, schreibt Conte, die Stärke der ganzen EU zu nutzen, um die Pandemie-Folgen durch eine langfristige Finanzierung zu niedrigen Zinssätzen zu bekämpfen. Deutschland und Italien seien eng verflochten, die Wirtschaftszyklen "stark synchronisiert". Bleibe ein Staat in der EU zurück, schwäche das alle. "Wenn wir eine Union sind", schreibt Conte, "dann ist jetzt der Zeitpunkt, dies zu beweisen". Der Ministerpräsident warnt zugleich, dass kein Land das ausnutzen dürfe, "um Lasten aus der Vergangenheit auf die Schultern anderer zu legen." Seine Regierung habe das nicht vor. Eine "Transferunion" dürfe nicht entstehen.
Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com
DJG/aat/cbr
(END) Dow Jones Newswires
April 01, 2020 09:57 ET (13:57 GMT)
Copyright (c) 2020 Dow Jones & Company, Inc.