Von Andrea Thomas
BERLIN (Dow Jones)--Wegen der Corona-Krise sollten die Netzbetreiber die Frist für die notwendige Marktumstellung von L-Gas auf H-Gas verlängern, forderten am Mittwoch das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) und die Bundesnetzagentur. Man habe "nachvollziehbare" Wünsche nach einer längere Übergangsfrist von vielen betroffenen Unternehmen erhalten, erklärten beide Häuser. Die gesetzliche Verantwortung für die Marktraumumstellung und damit für eine mögliche Verschiebung liege aber bei den Netzbetreibern.
Diese schätzen die Situation in den Regionen mit der nötigen Anpassung unterschiedlich ein. "Teilweise werden sie vorerst davon absehen", erklärte das Ministerium und die Bundesnetzagentur. Beide Häuser hätten zunehmend Mitteilungen erreicht, dass die in Haushalten und Gewerbebetrieben für die Marktraumumstellung erforderliche Anpassungsarbeiten aufgrund der derzeitigen Einschränkungen des täglichen Lebens "immer schwieriger" durchzuführen seien. "So haben eine zunehmende Anzahl von Monteuren keinen Zugang mehr zu den anzupassenden Gasgeräten. Auch ist ein deutlich erhöhter Krankenstand bei den Unternehmen zu verzeichnen", erklärten die beiden Häuser.
"Aus Sicht des Bundes ist verständlich, wenn Netzbetreiber entscheiden, vorerst keine neuen Anpassungen mehr einzuleiten. In jedem Fall muss sichergestellt werden, dass einmal begonnene Umstellungen geordnet zu Ende gebracht werden, um eine sichere Versorgung der Endkunden mit Gas zu jeder Zeit zu gewährleisten", so die Pressemitteilung. In Deutschland läuft seit 2014 die Umstellung von privaten und Industriekunden von niederkalorischem Gas (L-Gas) auf hochkalorisches Gas (H-Gas), bei der Gasgeräte an die veränderte Gasqualität angepasst werden. Dies ist erforderlich, weil die Förderung von L-Gas in den Niederlanden stark rückläufig ist und deutsche Kunden das L Gas zukünftig nicht mehr zur Verfügung gestellt bekommen können.
In den vergangenen Jahren wurden bereits rund 500.000 Gasgeräte angepasst, für dieses Jahr sind etwa 400.000 Anpassungen vorgesehen, sagten das Ministerium und die Bundesnetzagentur in einer gemeinsamen Erklärung.
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April 01, 2020 10:56 ET (14:56 GMT)
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