Die wirtschaftsrelevanten Themen aus den Medien, zusammengestellt von Dow Jones Newswires.
ÜBERNAHMEN - Die stark gefallenen Börsenkurse haben viele deutsche Unternehmen preiswert und damit zu Übernahmekandidaten gemacht. Das alarmiert auch die Bundesregierung. Um in der Corona-Krise einen "Ausverkauf" deutscher Wirtschafts- und Industrieinteressen zu verhindern, will Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) die zeitlich begrenzten Staatshilfen "bis hin zu Beteiligungen und Übernahmen" ausweiten. (Handelsblatt S. 4)
MASCHINENBAU - Noch versuchen die deutschen Maschinenbaufirmen, ihre Produktionen weitgehend aufrechtzuerhalten. "Es gibt in der Branche keine flächendeckenden Produktionsschließungen wie in der Autoindustrie", sagte Ralph Wiechers, Chefvolkswirt des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), gegenüber dem Handelsblatt. "Wir hören jedoch, dass die Osterwochen verstärkt genutzt werden, um Kapazitäten herunterzufahren." Für die Mitarbeiter bedeutet das im besten Fall Kurzarbeit - im schlimmsten Fall allerdings die betriebsbedingte Kündigung. Denn schon vor der Corona-Krise steckten viele Maschinenbauer tief in einer Rezession. So lag die Produktionsmenge der Branche schon 2019 mehr als 2 Prozent unter dem Vorjahreswert. Für 2020 rechnete der VDMA ursprünglich mit einem ebenso starken Rückgang - korrigierte seine Prognose aber vor wenigen Wochen wegen der Corona-Pandemie noch einmal kräftig nach unten. Im Schnitt sollen nun rund 5 Prozent weniger Maschinen die Werke verlassen als im Vorjahr. Extremere Schätzungen taxieren das Minus im laufenden Jahr sogar auf bis zu 30 Prozent. "Es ist für die Unternehmen im Moment nicht abzusehen, wann die Einschränkungen des öffentlichen Lebens wieder gelockert werden", gibt auch Wiechers zu bedenken. Davon hängt maßgeblich ab, wann auch die Industrie wieder zur Normalität zurückkehren kann. (Handelsblatt S. 18)
MEDIZIN - In deutschen Kliniken drohen die Medikamente knapp zu werden, die zur Behandlung schwer erkrankter Covid-19-Patienten auf Intensivstationen benötigt werden: Beruhigungsmittel, Anästhetika, Medikamente zur Wiederbelebung, Muskelrelaxanzien und Antibiotika. Das geht aus einem Brief der EU-Kommission an die europäischen Hersteller der betroffenen Medikamente hervor. (Welt S. 1)
MEDIZIN - Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier soll die Pandemiewirtschaft koordinieren. Der BDI spricht sich für eine aktive Rolle des Staates bei der Produktion medizinischer Schutzgüter aus. In einem Papier, das dem Handelsblatt exklusiv vorliegt, fordert der Verband staatliche Hilfen bei wichtigen Investitionen. Um den Kampf gegen die Pandemie wirksam voranzutreiben, müsse die Bundesregierung den Einkauf und die Produktion medizinischer Güter zentral organisieren. (Handelsblatt S. 8)
DIGITALBRANCHE - Die Auswirkungen der Corona-Krise werden auch die Digitalbranche schwer treffen. Das zeigt eine Umfrage des Bundesverbands Digitale Wirtschaft (BVDW) unter 202 Digitalexperten aus BVDW-Mitgliedsunternehmen, die dem Handelsblatt vorliegt. Demnach rechnen infolge des Lockdowns 98 Prozent der befragten Experten mit Umsatzeinbußen von durchschnittlich 32 Prozent für das laufende Jahr. (Handelsblatt)
CORONA-KRISE - Zunehmend wird die Frage diskutiert, ob die Reaktion der Politik in Bund und Ländern auf die Corona-Krise überzogen ist. In ihrem ersten Interview als Mitglied der "Fünf Weisen" schaltet sich die Ökonomin Veronika Grimm in die Debatte ein - und fordert außerdem eine Frauenquote in Vorständen. "Unser Wirtschaftssystem wird sich verändern", sagte Grimm in einem Interview und plädiert für eine stufenweise Wiederöffnung von Schulen, Betrieben und dem öffentlichem Leben. Der Klimaschutz könne helfen, die Wirtschaft nach Corona wiederzubeleben. (SZ S. 15)
REZESSION - Dass die deutsche Wirtschaft dieses Jahr in eine Rezession stürzen wird, gilt unter Ökonomen aus ausgemacht. Die Schätzungen über die Schwere und Dauer des Einbruchs gehen aber auseinander. Die führenden deutschen Wirtschaftsinstitute erwarten einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts von 4,2 Prozent, heißt es. Der Sachverständigenrat der Bundesregierung hatte vorige Woche ein BIP-Minus von 2,8 Prozent vorhergesagt. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier dagegen sprach von mindestens so starken Einschnitten wie in der Finanzkrise 2009. Damals schrumpfte die Wirtschaftsleistung um 5,7 Prozent. (FAZ S. 17)
LIQUIDITÄTSKLEMME - Es sind erschreckende Zahlen, die eine Umfrage der Boston Consulting Group (BCG) zutage fördert: Mehr als die Hälfte der Unternehmen gehen davon aus, dass die Viruskrise die Wirtschaft länger als sechs Monate vor Probleme stellen wird. Zudem gab ein Drittel der Befragten an, den Shutdown nicht länger als drei Monate aushalten zu können, ohne selbst in eine Liquiditätsklemme zu geraten, wie Matthias Tauber, Deutschlandchef von Boston Consulting, im Pressegespräch sagte. Mehr als die Hälfte der Befragten wünschen sich daher finanzielle oder regulatorische Unterstützung. (Börsen-Zeitung S. 1)
BETRUG - Betrüger nehmen angeschlagene Unternehmen ins Visier. Viele kleine und mittelständische Firmen, die staatliche Hilfe benötigen, geraten an Betrüger. Die Kriminellen nutzen falsche Anträge, um an sensible Unternehmensdaten zu kommen. Wie die Betrugsmasche funktioniert und was sie anrichtet. (Handelsblatt S. 26)
RECHTSEXTREMISMUS - Der Vorsitzende der Innenministerkonferenz, Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD), hat davor gewarnt, dass Rechtsextremisten aus der Corona-Krise Kapital zu schlagen versuchen. "Man wird nach der Corona-Krise schauen müssen, wie sich die Dinge im rechtsextremistischen Bereich verschoben haben", sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). "Manche dort versuchen, die Krise verschwörungstheoretisch auszunutzen. Wir haben das im Auge." Auch der Präsident des thüringischen Landesamtes für Verfassungsschutz, Stephan Kramer, warnte vor Versuchen von Rechtsextremisten, "aus der Krise Kapital zu schlagen". Manche in der Szene spielten mit dem Gedanken, die Krise durch Anschläge noch weiter zuzuspitzen - oder sie unternähmen umgekehrt den Versuch, sich Bürgern als Kümmerer und Helfer anzubieten. Letzteres habe zum Beispiel in Südthüringen bereits teilweise funktioniert. (RND)
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April 08, 2020 00:41 ET (04:41 GMT)
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