FRANKFURT (Dow Jones)--Nach dem Abverkauf am Vortag notieren die europäischen Aktienmärkte am Donnerstagmittag im Plus. Allerdings ist die Skepsis mit Blick auf die Nachhaltigkeit der Erholung groß. Nach der einmonatigen Erholungsrally sei der Markt am Vortag auf Gewinnmitnahmen eingeschwenkt, heißt es. Der Markt sei doch etwas von desaströsen Wirtschaftsdaten aus den USA schockiert worden. Vor allem der Einbruch des US-Einzelhandels um noch nie zuvor gesehene 8,7 Prozent im März trug dazu bei. Der US-Konsum gilt als Stütze der US-Wirtschaftskraft. Dazu kommt das Beige Book der Fed, das einen "scharfen und abrupten Einbruch" der US-Wirtschaft auf ganzer Breite und in allen Regionen zeigt. Der DAX gewinnt 1,1 Prozent auf 10.391 - im Tageshoch stand der Index bei 10.428. Der Euro-Stoxx-50 legt um 0,9 Prozent auf 2.834 zu.
Erneut massiver Anstieg der US-Arbeitslosigkeit befürchtet
Im Blick stehen nun die US-Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe am Nachmittag. Nach 6,6 Millionen in der vergangenen Woche wird nun mit über 5 Millionen weiteren Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe gerechnet. Einige Analysten schließen nicht aus, dass die Arbeitslosigkeit im Rahmen der Krise auf über 15 Prozent steigen könnte. Daneben steht der wichtige Philadelphia-Fed-Index für April an. Dieser dürfte eine Beschleunigung des Wirtschaftseinbruchs offenbaren.
Ein Blick auf die Sektoren zeigt, dass in der Aufwärtsbewegung die Zykliker die Nase vorne haben. So legt der Sektor der Technologiewerte um 2,7 Prozent zu. Ein Kurstreiber für die Branche sei die scharfe Erholung des Philadelphia-Semiconductor-Index (SOX), heißt es im Handel. Er hat bereits über die Hälfte seines Corona-Einbruchs dank der Fantasie auf massive Investitionen in Internet-Infrastruktur wieder wettgemacht. Nach der Vorlage der Zahlen von ASML gab es zudem drei positive Analystenkommentare zu der Aktie, für die es um 5,4 Prozent nach oben geht.
Für Drägerwerk geht es dagegen trotz starker Auftragseingänge um 1,8 Prozent nach unten. Vermutlich handelt es sich um Gewinnmitnahmen, nachdem die Aktie seit Jahresbeginn um mehr als 50 Prozent gestiegen ist. Die deutlich höher avisierte Jahresprognose unterstreiche die Hoffnungen des Marktes, dass der Medizintechniker zu den Gewinnern der Coronakrise zähle, heißt es im Handel. Der Auftragswert sprang im ersten Quartal um mehr als das Doppelte.
Analysten sehen bei Autowerten den Cashflow im Fokus
Nicht wirklich zuversichtlich blicken die Analysten der UBS auf die kommenden Erstquartalzahlen der Autohersteller in Europa. Die Viruspandemie werde ihren Tribut fordern. Das erste Quartal dürfte dabei "sehr schlecht" ausfallen, das zweite Quartal "noch schlechter", so die Prognose. In Europa dürften die Umsätze im ersten Quartal um etwa 15 Prozent fallen, der operative Gewinn (EBIT) um die 50 Prozent. Im Fokus stehe aber vor allem die Cashflow-Generierung. Die Analysten rechnen mit negativem Cashflow für sämtliche europäischen Hersteller, die sie beobachten. Den stärksten Kapitalverzehr vermuten sie bei Fiat Chrysler. Optimistisch blicken sie zwar auf die Wiedereröffnung der Werke, die bis Mitte Mai überall erfolgt sein sollte. Problematisch sei aber die Absehbarkeit der Nachfrage; sie dürfte stark an autospezifischen Stimuli hängen. Am zuversichtlichsten bleiben sie für BMW und VW, die beide mit "Buy" bewertet werden. BMW und Daimler notieren mit 2,9 und 2,4 Prozent im Plus, VW mit 3,2 Prozent.
Zalando nach Zahlen gesucht
Zalando steigen nach vorläufigen Geschäftszahlen für das erste Quartal um 4,5 Prozent. Nach Einschätzung von Hauck & Aufhäuser unterstreichen diese die starke Wettbewerbsposition des Online-Händlers. Die Analysten sehen Zalando als klaren Gewinner der Coronavirus-Krise und schätzen ihre bisherige Erwartung eines Umsatzwachstums von 8 Prozent im laufenden Jahr nun als konservativ ein. Dagegen geben Aktien der Zur-Rose-Gruppe nach Zahlenausweis um 3,5 Prozent nach. Die Aktie hatte jüngst einen sehr guten Lauf, hier wird von Gewinnmitnahmen gesprochen.
Zu einer Erleichterungsrally von 4,5 Prozent bei Easyjet führen Aussagen über die Finanzkraft. Im Rahmen seiner Halbjahreszahlen teilte der Billigflieger mit, selbst für einen bis zu neun Monate andauernden Flugstopp seiner Maschinen gut gerüstet zu sein. "Die Cashburn-Rate ist geringer als befürchtet", so ein Händler mit Blick auf die Liquidität. Dazu kämen schon erste zuversichtliche Aussagen zu den Buchungen für das Wintergeschäft.
Die Aktie des französischen Stromversorgers Electricite de France (EDF) sinkt um 4,8 Prozent. Angesichts des Wirtschaftsabschwungs in der Eurozone hat das Unternehmen den Ausblick auf seine Atomstromerzeugung gesenkt.
=== Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD Euro-Stoxx-50 2.834,43 0,93 26,23 -24,32 Stoxx-50 2.768,14 1,03 28,33 -18,66 DAX 10.391,11 1,08 111,35 -21,57 MDAX 21.965,18 1,12 243,09 -22,42 TecDAX 2.841,64 1,71 47,84 -5,75 SDAX 9.961,89 1,96 191,43 -20,38 FTSE 5.621,27 0,42 23,62 -25,78 CAC 4.384,33 0,70 30,61 -26,66 Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD Dt. Zehnjahresrendite -0,45 0,01 -0,69 US-Zehnjahresrendite 0,63 0,00 -2,05 DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8:26h Mi, 17:20 Uhr % YTD EUR/USD 1,0877 -0,29% 1,0893 1,0904 -3,0% EUR/JPY 117,06 -0,07% 117,36 117,18 -4,0% EUR/CHF 1,0516 -0,09% 1,0522 1,0525 -3,1% EUR/GBP 0,8712 +0,05% 0,8719 0,8717 +2,9% USD/JPY 107,63 +0,22% 107,74 107,47 -1,1% GBP/USD 1,2486 -0,33% 1,2495 1,2508 -5,8% USD/CNH (Offshore) 7,0786 +0,11% 7,0839 7,0710 +1,6% Bitcoin BTC/USD 6.945,51 +3,19% 6.681,51 6.727,51 -3,7% ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 20,19 19,87 +1,6% 0,32 -66,3% Brent/ICE 28,49 27,69 +2,9% 0,80 -55,6% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.729,94 1.716,60 +0,8% +13,34 +14,0% Silber (Spot) 15,55 15,50 +0,3% +0,05 -12,9% Platin (Spot) 791,35 781,65 +1,2% +9,70 -18,0% Kupfer-Future 2,31 2,30 +0,5% +0,01 -17,9% ===
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April 16, 2020 06:55 ET (10:55 GMT)
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