BERLIN (Dow Jones)--Die Rezession in der deutschen Industrie wird sich nach Einschätzung der IG Metall mindestens bis Jahresende hinziehen. IG-Metall-Chef Jörg Hofmann sagte dem Tagesspiegel, Lieferketten und Absatzmärkte seien noch lange nicht aufnahmefähig. Auch bremse der Gesundheitsschutz in der aktuellen Corona-Pandemie die Hochlaufphase nach dem Ende des Shutdowns.
"In der Industrie sind wir in einer länger anhaltenden Rezessionsphase, Hunderttausende Fachkräfte bleiben über Monate in Kurzarbeit", sagte Hofmann der Zeitung. Hier könne der Staat nicht einfach den Hebel umlegen, "wie es mit der schrittweisen Aufhebung der Restriktionen im Dienstleistungsbereich möglich ist".
Die IG Metall fordert deshalb eine Aufstockung des Kurzarbeitergeldes. "Die Facharbeiter, Angestellten, Techniker brauchen jetzt den Sozialstaat, weil die Tarifbindung lückenhaft und Tarifverträge oft nur die ersten Monate absichern", so Hofmann. Bis Ende des Jahres werde es dauern, "bis wir in der Industrie das Gröbste überstanden" haben.
Ein Mindestkurzarbeitergeld für untere Einkommen, wie es der Arbeitnehmerflügel der CDU befürwortet, findet Hofmann "nicht administrierbar, da die Bundesagentur für Arbeit gerade alle Hände voll zu tun hat, um mehr als 700.000 Anträge von Betrieben auf Kurzarbeit zu bearbeiten". Schließlich werde mit dem Mindestkurzarbeitergeld "die Mitte der Gesellschaft nicht erreicht", darunter eben auch die Gewerkschaftsmitglieder in der Industrie.
Für den Vorsitzenden der IG Metall bleibt deshalb eine flächendeckende Erhöhung des Kurzarbeitergelds auf 80 Prozent das einfachste und wirkungsvollste Instrument zur "Stabilisierung der Einkommen für die Menschen, die nicht zur Arbeit gehen können", wie Hofmann dem Tagesspiegel sagte.
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April 16, 2020 08:28 ET (12:28 GMT)
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