Von Andrea Thomas
BERLIN (Dow Jones)--Die deutsche Wirtschaft in Russland hat wegen der Corona-Krise Verluste in dreistelliger Millionen-Euro-Höhe erlitten. Das ergab eine Umfrage der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer (AHK).
Die Mehrzahl der über 900 befragten deutschen Mitgliedsunternehmen zeigte sich zwar mit dem Krisenmanagement des russischen Präsidenten Wladimir Putin insgesamt zufrieden, bemängelten aber die Stützungsmaßnahmen des Kremls für die Wirtschaft.
"Hochgerechnet auf die über 4.200 in Russland tätigen deutschen Unternehmen sind bereits jetzt Verluste im hohen dreistelligen Euro-Millionenbereich zu verzeichnen", erklärte AHK-Vorstandschef Matthias Schepp. Trotz dieser Einbußen hält eine klare Mehrheit der deutschen Firmen die Quarantänemaßnahmen sowohl in Deutschland als auch in Russland für angemessen.
Die Anti-Corona-Maßnahmen Russlands haben bei zwei Drittel der Firmen zum teilweisen (48 Prozent) oder vollständigen Produktionsstopp (18 Prozent) geführt. Das große Volkswagen-Werk im russischen Kaluga beispielsweise steht seit dem 30. März still.
Zwar vertrauen 68 Prozent der Befragten dem Krisenmanagement der russischen Regierung. Allerdings halten 85 Prozent der Firmen die Maßnahmen zur Stützung der russischen Wirtschaft für unzureichend. Zwei Drittel wünschen sich eine Vereinfachung des Steuerrechts in Bezug auf Abgabefristen von Steuererklärungen und Haftungsregelungen, 58 Prozent hoffen auf mehr Subventionen und Kredite insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen. Vier von zehn Unternehmen wollen eine Aufhebung der Einreisebeschränkungen für hochqualifizierte Ausländer, so die AHK-Umfrage. Weitere Vorschläge seien beispielsweise Steuerentlastungen, Senkung von Sozialabgaben oder Kompensationen für Gehaltszahlungen.
Nach Einschätzung von Schepp stehen die Regierungen vor der schwierigen Herausforderung, dass die Folgen der Anti-Corona-Maßnahmen nicht schlimmer würden als das Virus selbst. "Sie müssen die Wirtschaft stützen, den sozialen Zusammenhalt gewährleisten und Exit-Strategien entwickeln, um einer tiefen und langen Wirtschaftskrise mit Pleitewellen und Massenarbeitslosigkeit entgegenzuwirken", lautet seine Forderung.
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April 16, 2020 08:58 ET (12:58 GMT)
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