
Von Andreas Kißler
KIEL/BERLIN (Dow Jones)--Die Folgen der Corona-Pandemie führen in den weltweit circa 5.000 Sonderwirtschaftszonen nach einer Umfrage des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) zu drastischen wirtschaftlichen Einbußen. "Dies erhöht insbesondere für Schwellenländer das Risiko einer starken Rezession oder sogar einer Staatspleite", schrieben die Kieler Ökonomen.
Die Ende März und Anfang April in Zusammenarbeit mit der World Free Zones Organization durchgeführte Erhebung zeige, dass mehr als 90 Prozent der Sonderwirtschaftszonen weltweit bereits spürbar von den Auswirkungen der Corona-Pandemie betroffen seien, und dass die negativen Folgen in den kommenden Monaten voraussichtlich noch zunehmen würden. Besonders schlecht seien die Aussichten für Sonderwirtschaftszonen in Asien und Lateinamerika.
"Besorgniserregend ist nicht zuletzt, dass sich auch die finanziellen Rahmenbedingungen für die Sonderwirtschaftszonen verschlechtert haben, was vor allem in Lateinamerika überproportional oft als Produktionshemmnis genannt wird", sagte Klaus-Jürgen Gern, der am IfW die Federführung für Weltkonjunktur und Rohstoffmärkte hat. In den Schwellenländern habe sich das Risiko von Finanzkrisen stark erhöht, nachdem internationale Anleger in den vergangenen Wochen in großem Umfang Kapital abgezogen hätten. "Ausländische Direktinvestitionen könnten insgesamt um rund 30 bis 40 Prozent zurückgehen", erwartete Gern.
Das Coronavirus beeinträchtigt laut den Angaben Sonderwirtschaftszonen über verschiedene Kanäle. Neben der Behinderung der Produktion durch eigene Maßnahmen zur Verlangsamung der Epidemie spiele der weltweite Nachfragerückgang eine gewichtige Rolle, aber auch Probleme in den Lieferketten. "Ein Einbruch des Welthandels wird nicht zuletzt in Ländern mit einem hohen Außenhandelsanteil wie Deutschland deutlich zu spüren sein", warnte der Ökonom.
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April 21, 2020 04:04 ET (08:04 GMT)
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