Der Aktienterminmarkt an der Wall Street deutet am Dienstag auf eine Fortsetzung der Verluste am Kassamarkt hin. Diese dürften aber zunächst nicht die Dynamik des Vortages aufweisen. Das Ausmaß der globalen Rezession wird immer deutlicher am Ölmarkt sichtbar und belastet den US-Aktienmarkt. Der Preisverfall am Erdölmarkt hat historische Größenordnungen angenommen. Weil das Überangebot an Rohöl die Nachfrage bei Weitem übersteigt, wissen Ölhändler nicht mehr wohin mit der Ölflut. Die Lagerkapazitäten gelangen an ihre Kapazitätsgrenzen. Um die immer höheren Kosten für die Lagerung zu sparen, sind Händler bereit, für die Abnahme von Rohöl zu bezahlen, statt Geld zu verlangen. US-Leichtöl der Sorte WTI mit Lieferung im Mai, das am Dienstag letztmalig gehandelt wird, notiert wie schon am Vortag im Minus. Der Preis für US-Erdöl, das erst im Juni geliefert wird, bricht um rund 30 Prozent auf gut 14 Dollar je Fass ein.
"Ich wäre nicht überrascht, noch mehr Investitionskürzungen zu sehen (...) und noch mehr Entlassungen. Die Lage ist jetzt ernst", warnt Rohstoffexperte Edward Marshall von Global Risk Management. Aktuell für keine Entlastung bei den Preisen sorgen Nachrichten aus den USA und Saudi-Arabien. US-Präsident Donald Trump will den dramatischen Absturz des Erdölpreises dafür nutzen, die strategischen Ölreserven seines Landes aufzustocken. Und angeblich sollen Saudi-Arabien und andere Mitglieder des Erdölkartells Opec erwägen, ihre Ölförderung so schnell wie möglich zu reduzieren, anstatt mit diesem Schritt wie ursprünglich geplant bis Mai zu warten.
Marktstratege David Chao von Invesco sieht eine Diskrepanz zwischen der Hoffnung auf eine schnelle Konjunkturerholung am Aktienmarkt und der Befürchtung einer langwierigen Entwicklung am Rohstoffmarkt. Die Einschätzung am Rohstoffmarkt sei realistischer. "Wir werden keine schnelle Blitz- oder V-förmige Erholung in den USA oder China erleben (...)".
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April 21, 2020 06:35 ET (10:35 GMT)
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