NEW YORK (Dow Jones)--Der Aktienterminmarkt an der Wall Street deutet am Dienstag auf eine Fortsetzung der deftigen Vortagesverluste am Kassamarkt hin. Das Ausmaß der globalen Rezession wird immer deutlicher am Ölmarkt sichtbar und belastet den US-Aktienmarkt. Der Preisverfall bei Erdöl hat historische Größenordnungen angenommen. Weil das Überangebot an Rohöl die Nachfrage bei Weitem übersteigt, wissen Ölhändler nicht mehr wohin mit der Ölflut. Die Lagerkapazitäten gelangen an ihre Kapazitätsgrenzen. Um die immer höheren Kosten für die Lagerung zu sparen, sind Händler bereit, für die Abnahme von Rohöl zu bezahlen, statt Geld zu verlangen.
US-Leichtöl der Sorte WTI mit Lieferung im Mai, das am Dienstag letztmalig gehandelt wird, notiert wie schon am Vortag im Minus. Der Preis für US-Erdöl, das erst im Juni geliefert wird, bricht um über 20 Prozent auf etwas mehr als 16 Dollar je Fass ein. Europäisches Referenzöl der Sorte Brent verbilligt sich um 17,9 Prozent auf 21,00 Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit 2002.
Ölmarkt sieht Konjunktur düsterer als Aktienmarkt
Marktstratege David Chao von Invesco sieht eine Diskrepanz zwischen der Hoffnung auf eine schnelle Konjunkturerholung am Aktienmarkt und der Befürchtung einer langwierigen Entwicklung am Rohstoffmarkt. Die Einschätzung am Rohstoffmarkt sei realistischer. "Wir werden keine schnelle Blitz- oder V-förmige Erholung in den USA oder China erleben (...)", warnt der Experte.
Aktuell für keine Entlastung bei den Preisen sorgen Nachrichten aus den USA und Saudi-Arabien. US-Präsident Donald Trump will den dramatischen Absturz des Erdölpreises dafür nutzen, die strategischen Ölreserven seines Landes aufzustocken. Und angeblich sollen Saudi-Arabien und andere Mitglieder des Erdölkartells Opec erwägen, ihre Ölförderung so schnell wie möglich zu reduzieren, anstatt mit diesem Schritt wie ursprünglich geplant bis Mai zu warten.
Selbst die robusten Ölimporte in China werden aktuell nicht Preis stützend interpretiert. Denn bereits vor der Covid-19-Pandemie habe es in China eine Überproduktion bei Erdölprodukten gegeben. Daher seien die derzeitigen Importe wohl nur der Auffrischung der nationalen Erdölreserven in China geschuldet. Die Nachfrage in der Volksrepublik bleibe aber schwach. Daher könnten auch die Ölimporte in China schon bald einbrechen, heißt es im Handel.
Gold gerät in den Abwärtsstrudel bei Öl
Auch der Goldpreis gerät nun in den Abwärtsstrudel sinkender Preise für Industrierohstoffe. Die Feinunze verbilligt sich trotz sinkender Marktzinsen um 1,5 Prozent auf 1.669 US-Dollar. Etwas belastet wird der Goldpreis von steigenden Dollarkursen.
Ansonsten lässt die sich am Rohölmarkt manifestierende Rezession Anleger in die vermeintlich sicheren Häfen flüchten. So steigen die Notierungen am US-Rentenmarkt über alle Laufzeiten, die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen fällt im Gegenzug auf 0,56 Prozent. Auch der Dollar ist als Fluchtwährung gesucht, der Euro fällt auf 1,0839 Dollar nach Wechselkursen um 1,0866 am Vorabend. Selbst ein überraschend positiv ausgefallener ZEW-Index in Deutschland stützt die Gemeinschaftswährung nicht. Der Dollar-Index steigt um weitere 0,3 Prozent.
"Coke" spürt Coronapandemie
Unter den Einzelaktien fallen Coco-Cola vorbörslich um 0,6 Prozent. Der Getränkekonzern hat im ersten Quartal einen rückläufigen Umsatz und Absatz verbucht. Legten die Verkäufe in den ersten beiden Monaten noch zu, so zeigten sich ab März die Auswirkungen von Restaurantschließungen und Absagen von Veranstaltungen aufgrund der Corona-Pandemie. Seit Anfang April ist der Absatz regelrecht eingebrochen. Im ersten Quartal insgesamt übertraf Coca-Cola aber die Erwartungen der Analysten.
Philip Morris stürzen um 5,2 Prozent ein. Der Tabakkonzern rechnet im Gesamtjahr mit Belastungen aufgrund der Corona-Pandemie. Das Unternehmen zieht angesichts der Unsicherheit seine Prognose für das Gesamtjahr zurück und verlegt sich stattdessen auf quartalsweise Ausblicke. Im ersten Quartal übertraf der Konzern unterdessen die Erwartungen.
Lockheed Martin steigen dagegen um 1,8 Prozent. Der Wehrtechnikkonzern sieht keine gravierenden Auswirkungen der Pandemie im ersten Quartal. Die Geschäftszahlen übertreffen die Vorhersage des Marktes.
Der Aktienkurs von IBM fällt um 4,4 Prozent. Der IT-Dienstleister hat im ersten Quartal einen Umsatzrückgang verzeichnet. Der Gewinn übertraf jedoch die Markterwartungen. Der Ausblick für das Gesamtjahr wurde wegen der konjunkturellen Unsicherheiten jedoch ausgesetzt.
=== US-Anleihen Laufzeit Rendite Bp zu VT Rendite VT +/-Bp YTD 2 Jahre 0,19 -2,0 0,21 -101,3 5 Jahre 0,31 -3,7 0,35 -161,2 7 Jahre 0,45 -4,8 0,50 -179,7 10 Jahre 0,55 -5,5 0,61 -189,3 30 Jahre 1,13 -8,6 1,22 -193,4 DEVISEN zuletzt +/- % Di, 8:32 Mo, 17:28 % YTD EUR/USD 1,0830 -0,36% 1,0845 1,0874 -3,4% EUR/JPY 116,42 -0,50% 116,58 117,11 -4,5% EUR/CHF 1,0520 +0,04% 1,0517 1,0516 -3,1% EUR/GBP 0,8814 +0,89% 0,8735 0,8729 +4,1% USD/JPY 107,49 -0,14% 107,48 107,70 -1,2% GBP/USD 1,2288 -1,23% 1,2417 1,2457 -7,3% USD/CNH (Offshore) 7,1078 +0,22% 7,0936 7,0822 +2,0% Bitcoin BTC/USD 6.822,76 -0,44% 6.891,01 7.084,26 -5,4% ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex -4,34 -37,63 +88,5% 33,29 -107,2% Brent/ICE 20,79 25,57 -18,7% -4,78 -67,6% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.667,05 1.694,20 -1,6% -27,15 +9,9% Silber (Spot) 14,69 15,40 -4,6% -0,71 -17,7% Platin (Spot) 723,15 774,35 -6,6% -51,20 -25,1% Kupfer-Future 2,20 2,32 -5,3% -0,12 -21,8% ===
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April 21, 2020 08:53 ET (12:53 GMT)
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