BERLIN (Dow Jones)--Die deutsche Tourismuswirtschaft hat ihren dringenden Appell nach mehr staatlicher Unterstützung verstärkt und fordert nun direkte Beihilfen. Diese müssten "dringend eingerichtet werden", etwa über einen eigenen Entschädigungs- oder Notfallfonds, sagte der Generalsekretär des Bundesverbands der Deutschen Tourismuswirtschaft (BDT), Michael Rabe, im Deutschlandfunk. Es gelte, "diese Vielfalt, die einen wunderbaren Wettbewerb und damit auch Qualitäten im Tourismus gewährleistet, zu erhalten".
Rabe begrüßte, dass die Politik inzwischen wenigstens die Bedürfnisse von Gaststätten erkannt habe. Andere Bereiche könnten erst im kommenden Jahr mit einer Normalisierung rechnen. "Das hält kein Unternehmen durch." Die Überschuldung werde so groß sein, "dass diese von Kleinst- und Mittelbetrieben gekennzeichnete Landschaft diese Schuldenlast nicht wird tragen können".
Wenn etwa ein Busunternehmen mit 10 Fahrzeugen für ein Jahr nicht laufe und Leasingraten zwischen 300.000 und 600.000 Euro pro Bus zu bezahlen seien, "dann können Sie sich leicht vorstellen, wie existenziell diese Sorge ist", so der BDT-Generalsekretär. "Diese Infrastruktur ist ja nicht verzichtbar."
Die kleinen und mittelständischen Unternehmen hätten keine großen Rücklagen bilden können, da die Umsatzmargen im Tourismus wegen des starken Wettbewerbs relativ gering seien. Hinzukomme, dass die Betriebe anders als größere Konzerne nicht leicht an die staatlichen KfW-Kredite und sonstige Kredite kämen, "weil die Hausbanken das Geschäftsmodell des Tourismus als risikogeneigt ansehen". Dadurch verlaufe die Kreditgewährung sehr schleppend. Bereits Ende März hatte sich der Verband in einem Brandbrief an Kanzlerin Angela Merkel (CDU) gewandt.
Rabe forderte, unter strikter Wahrung der Hygiene- und Abstandsregeln Campingplätze und Ferienwohnungen wieder zu öffnen. Jeder müsse dabei Verantwortung übernehmen. "Es muss ein ganzheitliches Konzept sein unter Beteiligung der entsprechenden Behörden, der Unternehmer und natürlich der Kunden."
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April 22, 2020 03:54 ET (07:54 GMT)
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