Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Nachdem seit Anfang der laufenden Woche der Einzelhandel unter Auflagen wieder öffnen darf, beleben sich die deutschen Innenstädte nach neuen Zahlen des Kieler Instituts für Weltwirtschaft wieder teilweise deutlich. "Dies lässt darauf schließen, dass auch die Umsätze wieder zulegen", erklärte das IfW in einer Pressemitteilung. Noch liege die Anzahl der Innenstadt-Passanten aber massiv unter dem normalerweise für Mitte April zu erwartenden Niveau. Es sei noch ein weiter Weg zur Normalisierung.
"Der Einzelhandel kann etwas aufatmen, die seit dieser Woche geltenden Lockerungen bringen ihm teilweise eine spürbare Entspannung, die sich an der Anzahl von Passanten in deutschen Innenstädten ablesen lässt", sagte IfW-Präsident Gabriel Felbermayr anlässlich aktueller Zahlen aus dem von dem Institut erhobenen "Corona-Datenmonitor". Dabei gebe es "aber große regionale Unterschiede, die mit der offiziellen politischen Rhetorik korrelieren".
Demnach hat die Lockerung in Nordrhein-Westfalen deutlich stärkere Effekte gebracht als in Bayern. Das Passantenvolumen in Dortmund beträgt laut den vom IfW erhobenen Daten bereits 51 Prozent des unter normalen Umständen an Werktagen zwischen 9 Uhr und 20 Uhr zu erwartenden Niveaus. In München dagegen seien es trotz Lockerungen nur 13 Prozent.
Niveau weit unter Normal
Während des harten Lockdowns vom 23. März bis zum 17. April sei das Leben in deutschen Innenstädten fast zum Erliegen gekommen. In München etwa wurden in diesem Zeitraum laut den Angaben gerade einmal 8 Prozent des normalen Passentenaufkommens gezählt, in Hamburg 11 Prozent. Den höchsten Publikumsverkehr gab es demnach in Frankfurts Innenstadt, wo durchschnittlich 29 Prozent der unter normalen Umständen zu erwartenden Passanten unterwegs waren.
"Nimmt man an, dass der Umsatz proportional zu den Passantenzahlen ist, dann lagen die Einbußen während des harten Lockdowns zwischen 92 Prozent (München) und 71 Prozent (Frankfurt) und erholen sich nun", erklärte Felbermayr. In Mannheim und Hannover können laut IfW schon über die Hälfte der sonst üblichen Umsätze erzielt werden, in Frankfurt, Dortmund, Koblenz und Wiesbaden rund die Hälfte. "Die tatsächlichen Umsätze könnten sogar noch etwas höher sein, wenn die Kunden ihre Ausgaben pro Innenstadtbesuch im Vergleich zur Normalsituation erhöhen", sagte der IfW-Chef.
Das Ziel der Politik, Menschenansammlungen in den Innenstädten zu verhindern, scheine trotz der Lockerung erreicht, denn in allen untersuchten Städten sei das Niveau noch weiter unter Normal. Dies könne daran liegen, dass die Gastronomie weiterhin geschlossen habe. "Außerdem dürfte es eine Weile dauern, bis die Konsumenten ihre Angst vor Ansteckung überwunden haben", meinte Felbermayr.
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April 23, 2020 06:39 ET (10:39 GMT)
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