
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Europäische Zentralbank (EZB) sollte das Volumen ihres Pandemiekaufprogramm PEPP nach Aussage von Barclays mindestens verdoppeln. Die Bank begründet dies mit den seit Mitte März deutlich gestiegenen Finanzierungsbedürfnissen der Euro-Länder, die zwei Nebenwirkungen mit sich bringen: Höhere Risiken für die staatlichen Emittenten und höhere Bilanzrisiken für die Anleihehändler.
"Der sich abzeichnende Nettofinanzierungsbedarf über Anleihen und Schatzwechsel ist viel höher als vor einem Monat, als das PEPP (Volumen: 750 Milliarden Euro) beschlossen wurde", schreiben die Analysten Cagdas Aksu und Giuseppe Maraffino. Das sei vielleicht genug, um die zusätzlichen Emissionen zu absorbieren, aber nicht genug, um sowohl die höheren Emittentenrisiken als auch die gestiegenen Bilanzrisiken der Händler auszugleichen.
Die Analysten weisen darauf hin, dass die seit Mitte März verfügte vorübergehende Lockerung von Eigenkapital- und Liquiditätsanforderungen die Fähigkeit der Banken zu Intermediation aufrecht erhalte. Sie reiche aber nicht aus, sie zu erhöhen. "Wir denken, ein auf 1.500 Milliarden aufgestocktes PEPP wäre ein leichter erster Schritt, um den unmittelbar nach der Auktion entstehenden Druck auf die Bilanzen der Händler zu mindern und zugleich die Risikoprämie der Emittenten zu begrenzen", schreiben sie.
Ein sinnvoller Beitrag hierzu wäre ihrer Ansicht nach auch eine größere Flexibilität für die Zentralbank bei der Beachtung der "Blackout Period" beim Ankauf von Staatsanleihen. Die Zentralbanken des Eurosystem dürfen keine Staatsanleihen direkt beim Emittenten kaufen und müssen nach der Emission eine bestimmte Frist verstreichen lassen, ehe sie die Papiere am Sekundärmarkt erwerben. Damit will die EZB gewährleisten, dass es zu einem ungestörten Preisbildungsprozess kommt. Diese Phase wird Blackout Period genannt.
Barclays schlägt ferner vor, dass der Rettungsfonds ESM über seine Primary Market Support Facility (PMSF) bis zu 50 Prozent einer Emission direkt beim Emittenten übernehmen könnte. "Unserer Ansicht nach sollten alle Staaten gleichzeitig beim ESM Pandemiekreditlinien (ECCL) beantragen, um die stigmatisierende Wirkung von ESM-Hilfen auszuschalten. Dann könnte der ESM über das PMFS ihre Anleihen kaufen", argumentieren die Analysten von Barclays.
Schließlich regen sie an, auch Nicht-Banken Zugang zu den Refinanzierungsgeschäften der EZB zu gewähren. Das wäre gut, um Liquiditätsstress vorzubeugen.
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April 23, 2020 10:35 ET (14:35 GMT)
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