Von Andrea Thomas
BERLIN (Dow Jones)--Außenminister Heiko Maas erwartet wegen der anhaltenden Corona-Pandemie erschwerte Bedingungen für die Brexit-Verhandlungen mit Großbritannien. Deutschland werde sich aber dennoch für ein Ergebnis einsetzen, das für alle Seiten akzeptabel sei, versprach der SPD-Politiker. Ob Maas selbst eine Verlängerung der Gespräche für den Abschluss eines Handelsabkommen zwischen der Europäischen Union (EU) und Großbritannien für gut halte, sei unerheblich. Denn die britische Regierung lehne dies ab.
"Sicherlich wird unter den Voraussetzungen der Corona-Krise das nicht einfacher werden", erklärte Maas bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit seiner schwedischen Kollegin. Der Abschluss der Verhandlungen werde im zweiten Halbjahr erfolgen, wenn Deutschland die rotierende EU-Ratspräsidentschaft innehabe. Deutschland werde sich dann mit allen seinen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten darum kümmern, dass diese Verhandlungen "zu einem für die Europäische Union und Großbritannien guten Ergebnis führen."
Schwedens Außenministerin Ann Linde sagte, das Zeitfenster sei auch ohne Corona-Pandemie schon sehr ehrgeizig gewesen. "Ich würde eine Verlängerung als etwas positives ansehen", sagte Linde auf der gemeinsamen Video-Pressekonferenz der beiden Minister.
Corona-Maßnahmen sollten national entschieden werden
Maas und Linde betonten beide, dass das neuartige Coronavirus einen normalen Sommerurlaub nicht erlauben werde. Sie betonten allerdings, dass man bei den Lockerungen der Reisebeschränkungen in Europa koordiniert vorgehen solle. Ziel bleibe im Schengenraum die Rückkehr zum Reisen ohne Grenzen.
Deutschland werde bei den Corona-Maßnahmen den eingeschlagenen Weg der vorsichtigen Lockerungen beibehalten, versprach Maas. Es gehe darum, die Funktionsfähigkeit des Gesundheitssystems zu erhalten und ein wirtschaftliches Leben zu ermöglichen. Jedes Land habe andere Bedingungen, deshalb müsse jedes Land für sich entscheiden, welches der richtige Ansatz sei.
Linde wies Bedenken von Journalisten zurück, dass die in Schweden relativ moderaten Kontaktbeschränkungen ein gemeinsames europäisches Vorgehen erschweren könnten.
"Ich würde sagen, dass jedes Land gegen diese Pandemie kämpft, jeder versucht Leben zu retten, jeder versucht das Gesundheitssystem zu schützen und es arbeitsfähig zu halten", sagte Linde. "Aus unserer Perspektive ist es der richtige Weg auf Empfehlungen und verpflichtende Maßnahmen zu setzen. Es ist ein Ammenmärchen, das sich das Leben in Schweden nicht verändert hat, das stimmt einfach nicht." Auf EU-Ebene solle man sich bei dem Normalisierungsprozessen abstimmen, "wenn die Zeit gekommen ist", so Linde.
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April 24, 2020 05:54 ET (09:54 GMT)
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