
Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires
Ifo-Geschäftsklima im April deutlich schwächer als erwartet
Die Stimmung in den Führungsetagen der deutschen Wirtschaft hat sich im April wegen der Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie weitaus deutlicher als erwartet eingetrübt. Der Ifo-Geschäftsklimaindex sank auf 74,3 (März revidiert: 85,9) Punkte, was der niedrigste Stand in der bis 2005 zurückreichenden Reihe ist. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte hatten einen Rückgang auf 80,0 Punkte prognostiziert. Für März war ursprünglich ein Stand von 86,1 Punkten gemeldet worden. "Die Corona-Krise trifft die deutsche Wirtschaft mit voller Wucht", kommentierten die Konjunkturforscher die Daten.
Coba: Ifo-Index seit zweiter März-Hälfte nicht gesunken
Die Commerzbank sieht im unerwartet deutlichen Rückgang des Ifo-Geschäftsklimas im April kein Anzeichen für eine weitere Eintrübung gegenüber dem Zustand zu Beginn des Lockdown Mitte März. "Aus dem vorläufigen und endgültigen Geschäftsklima für den März lässt sich errechnen, dass das Geschäftsklima der Unternehmen, die den Fragebogen des Ifo-Instituts in der zweiten März-Hälfte beantwortet hatten, bei rund 72 Punkten lag - gemessen daran hat sich das Geschäftsklima im April nicht weiter verschlechtert", schreibt Chefvolkswirt Jörg Krämer in einem Kommentar.
KfW: Deutsches BIP sinkt um zweiten Quartal um 10 bis 15 Prozent
Die KfW erwartet nach dem unerwartet deutlichen Rückgang des Ifo-Geschäftsklimaindex im April, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im zweiten Quartal um 10 bis 15 Prozent sinken wird. Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib ist trotzdem optimistisch, dass Deutschland bald das "Corona-Tal" verlassen kann. "Auch wenn die Geschäftserwartungen noch keine Hoffnung verbreiten, bin ich zuversichtlich, dass wir schon im zweiten Halbjahr den Beginn einer Erholung sehen werden", schreibt sie in einem Kommentar.
Lampe: Ifo-Index ist ganz mieser Start ins zweite Quartal
Der unerwartet deutliche Rückgang des Ifo-Geschäftsklimaindex im April stellt nach Aussage des Bankhauses Lampe einen "ganz miesen Start ins zweite Quartal" dar. "Der Niveauverlust beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) dürfte deutlich stärker ausfallen als während der Finanzkrise, ich kann mir gut einen zweistelligen prozentualen Rückgang vorstellen", sagt Chefvolkswirt Alexander Krüger. Krüger rechnet wegen der vorsichtigen Lockerung der Eindämmungsmaßnahmen für Mai mit einem Anstieg der Ifo-Geschäftserwartungen, glaubt aber nicht an eine V-förmige Konjunkturerholung.
VP Bank sieht deutsche Wirtschaft auf "Highway to Hell"
Die liechtensteinische VP Bank sieht die deutsche Wirtschaft nach dem unerwartet deutlichen Rückgang des Ifo-Geschäftsklimas im April auf dem "Highway to Hell". "Die einfache Botschaft lautet: Massive Einkommensverluste stehen bevor - wir alle werden ärmer werden", schreibt Chefvolkswirt Thomas Gitzel in einem Kommentar. Das gelte nicht nur für Deutschland, sondern für sämtliche Volkswirten.
Bundesregierung erwartet BIP-Minus 2020 von 6 bis 7 Prozent - Bericht
Die Bundesregierung erwartet einem Medienbericht zufolge für dieses Jahr den heftigsten Konjunktureinbruch seit Gründung der Bundesrepublik. Die Wirtschaftsleistung werde 2020 zwischen 6 und 7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr schrumpfen, berichtet der Spiegel unter Berufung auf die dem Nachrichtenmagazin bereits vorliegende Frühjahrsprojektion des federführenden Wirtschaftsministeriums. Die Zahlen will Ressortchef Peter Altmaier (CDU) am kommenden Mittwoch vorstellen.
EZB teilt bei täglichem Dollar-Tender 200 Millionen zu
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat bei ihrem täglichen Dollar-Tender mit einer Laufzeit von sieben Tagen 200 Millionen US-Dollar an eine Bank zugeteilt. Am Vortag hatten drei Banken eine Summe von 920 Millionen nachgefragt und erhalten. Der Tender hat einen Festzinssatz von 0,31 (zuvor: 0,30) Prozent.
Bauindustrie: Wegen Corona lediglich Stagnation in diesem Jahr
Die deutsche Bauindustrie erwartet für dieses Jahr wegen der Corona-Krise lediglich eine Stagnation ihrer nominalen Umsätze auf dem Niveau von 2019. Im Dezember hatte der Sektor noch ein Wachstum von 5,5 Prozent für dieses Jahr erwartet. Nach dem vergleichbar soliden Umsatzwachstum von 12,6 Prozent in die ersten beiden Monate des Jahres habe sich nun die Nachfrage abgeschwächt und die Auftragsstornierungen hätten zugenommen.
DIW: Turbulenzen an den Erdölmärkten dürften weitergehen
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) sagt eine Fortsetzung der Turbulenzen an den Erdölmärkten voraus. "Der Preis für Erdöl der US-Sorte WTI stürzte erstmals in seiner Geschichte ins Minus, der Preis für die internationale Referenzsorte Brent rutschte ebenfalls wieder ab", fassten die Ökonomen das jüngste Marktgeschehen zusammen. "Vor allem da Erdöllager, die Marktschwankungen sonst abfedern, nun zunehmend gefüllt sind, dürften sich die Turbulenzen in den kommenden Wochen fortsetzen."
Scholz macht EU-Wiederaufbauzahlungen von Bedarfsermittlung abhängig
Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) sieht die EU-Kommission in der Pflicht, auf dem Weg zu einem Wiederaufbaufonds zunächst die konkreten Bedarfe zu ermitteln. "Da ist die richtige Aufgabe, zu allererst zu beschreiben, was wird eigentlich gebraucht", sagte Scholz im Deutschlandfunk. Es könne daher jetzt noch nicht um Zahlen oder "große Hausnummern" gehen.
Spahn will bei Corona-App zentrale Speicherung
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) pocht im Streit um eine Corona-Warn-App auf eine zentrale Speicherung der Daten. Er nehme die Angst der Menschen um den Datenschutz wahr, sagte Spahn dem ZDF-Morgenmagazin mit Blick auf die wachsende Kritik an der europäischen Entwickler-Initiative Pepp-PT. Es sei aber wichtig, "diese Debatte pragmatisch zu führen". Dass Gesundheitsämter Kontaktpersonen eines Infizierten heute "ganz analog" ermittelten, müsse "auch digital möglich sein".
Ärztepräsident fordert Konzepte für Corona-Impfung
Vor dem Hintergrund erster klinischer Tests für einen Corona-Impfstoff hat sich die Bundesärztekammer frühzeitige Planungen für die Vergabe eines Wirkstoffs zum Schutz gegen das Virus ausgesprochen. Es sei notwendig, "schon jetzt geeignete Konzepte für eine gestaffelte Verteilung" zu entwickeln, sagte Präsident Klaus Reinhardt den Funke-Zeitungen. "Besonders wichtig ist es, zunächst die Beschäftigten im Gesundheitswesen zu schützen, um die gesundheitliche Versorgung sicherzustellen."
Spahn pocht auf Kassenfinanzierung der Corona-Tests
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will die Krankenkassen bei der Finanzierung der flächendeckenden Coronavirus-Tests einbeziehen. "Ich denke schon, dass es auch eine Verantwortung der Kassen ist, dort mitzuzahlen", sagte Spahn im ZDF-Morgenmagazin. Mit Blick auf die Weigerung der AOK, sich entsprechend zu beteiligen, betonte er: "Das entscheidet noch der Gesetzgeber, was die Krankenkassen bezahlen und was nicht." Auch die Finanzierung werde man mit dem Bundestag besprechen.
Karliczek für möglichen Samstagsunterricht und Maskenpflicht an Schulen
Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) hat sich offen dafür gezeigt, Schülerinnen und Schüler samstags zu unterrichten, um den bisherigen Stundenausfall durch die Corona-Krise zu kompensieren. "Das Schuljahr sollte für die Kinder kein verlorenes Schuljahr werden", betonte Karliczek im Nachrichtenmagazin Der Spiegel. "Und wenn es besser ist, dass Kinder abwechselnd zur Schule gehen, also nur jeden zweiten Tag, wird man womöglich den Samstag brauchen, um alle dreimal pro Woche zu unterrichten."
Städtetag fordert klare Perspektive für Corona-Lockerungen
Der Deutsche Städtetag hat vor Zögerlichkeit bei der Lockerung der Corona-Beschränkungen gewarnt. "Es stimmt, dass wir nicht zu forsch sein dürfen", sagte Städtetagspräsident Burkhard Jung den Funke-Zeitungen. "Wir brauchen aber auch eine klare Perspektive", etwa für die Öffnung von Spielplätzen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte in ihrer Regierungserklärung am Donnerstag gerügt, manche Bundesländer seien "zu forsch" bei der Lockerung der Schutzmaßnahmen.
Wirtschaftsweiser warnt vor Übertreibung im Kampf gegen Corona
Der Vorsitzende des Sachverständigenrats, Lars Feld, hat die Bundesregierung gemahnt, im Kampf gegen die Corona-Krise Maß zu halten. "Vor allem das, was aktuell diskutiert wird, ist problematisch. Man hat den Eindruck, jede Branche wolle spezifisch unterstützt werden", sagte Feld dem Handelsblatt.
IG Metall fordert stärkere Unterstützung für berufstätige Eltern
Die IG Metall hat davor gewarnt, dass fehlende Kinderbetreuung den Hochlauf der Produktion in Unternehmen gefährdet. "Zahlreiche Eltern berichten uns verzweifelt, dass sie nicht zurück an ihren Arbeitsplatz können, weil sie nicht wissen, wie sie die Betreuung ihrer Kinder sicherstellen", beklagte IG-Metall-Vizechefin Christiane Benner in Frankfurt. Für viele Eltern führe dies zu einer "Zerreißprobe".
Kabinett erörtert bei Sondersitzung EU-Ratsvorsitz in Corona-Zeiten
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April 24, 2020 07:30 ET (11:30 GMT)
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